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Fotografen mögen den Regen auf Réunion nicht. Aber die Farnwälder. Deshalb gibt es von letzteren hübsche Bilder, vom schlechten Wetter dagegen eher keine.

© imago/blickwinkel

Tagesrückspiegel – Heute vor 71 Jahren: Wasser, nicht nur bis zum Hals

Es gibt einen Ort, da kann es an einem einzigen Tag so viel regnen wie in drei Jahren in Berlin.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Die Männer in Deutschland sind im Mittel recht groß, fast einsachtzig. 1952 lag dieser Wert noch deutlich niedriger. Doch selbst einem heutigen deutschen Durchschnittsmann hätte am 15. März jenes Jahres in einem anfangs noch leeren Swimmingpool auf der Insel Réunion im Indischen Ozean innerhalb von 24 Stunden das Wasser bis über den Kopf gestanden.

Wie aus, vielen, Eimern

Eine Messung, die heute vor 71 Jahren an einer Station auf der Insel begann und einen Tag später endete, ergab eine Niederschlagsmenge von 1870 Millimetern. Es ist bis heute der höchste 24-Stunden-Regen-Wert, der weltweit je gemessen wurde. Allerdings ist er umstritten. Ein Wert aus dem Januar 1966, auch von Réunion, gilt als verlässlicher. Er lag bei 1825 Millimetern, was ja auch reicht.

Allerdings, weil hier ja von „Niederschlag“ die Rede ist: Den Rekord für die höchste Niederschlagsmenge in Metern und Zentimetern hält der italienische Ort Capracotta. Dort – nicht in den Alpen übrigens, sondern in der Nähe von Rom - fielen 2015 am 5. März 2,56 Meter Schnee. Das hätte sogar gereicht, um den ehemaligen Landwirt Sultan Kösen aus der Türkei, den größten lebenden Menschen überhaupt, bis fünf Zentimeter über dessen Kopf einzuschneien.

Die Réunion-Regen-Rekorde

Die Niederschlagsrekorde kommen nicht von ungefähr. Capracotta etwa liegt auf fast 1500 Metern Höhe, und an den Berghängen der Regionen können große Mengen abregnen und -schneien. Trotzdem war der Schneefall von 2015 ein Extremereignis, und Meteorologen hatten eigentlich andere Gegenden als Kandidaten für Schneerekorde in ihren Tabellen.

Auf La Réunion, einer noch immer im französischen „Besitz“ befindlichen Insel, von der man übrigens nicht weiß, aus welchen Grunde sie ihren hübschen Namen bekam, würde man mancherorts nie auf die Idee von kommen, dass hier Starkregen ein Thema sein könnte. An der Westküste herrscht zum Teil sogar Steppenklima. Aber in den Bergen und im Osten verdient die Regenzeit, die normalerweise etwa von Dezember bis März dauert, ihren Namen. Eine Messtation dort hält noch einen weiteren Rekord: Dort fiel auch die größte Regenmenge für einen Dreitageszeitraum: 2007 waren es einmal 3929 Millimeter, Dazu kommen laut dem „Weather Archive“ der Arizona State University auch noch Weltrekorde für 48 und 96 Stunden.

Aber wir waren ja mit Vergleichen eingestiegen. Deshalb zum Schluss noch einer: In Berlin sind es im Mittel knapp 600, in Arica in Chile ganze 0,5 Millimeter Niederschlag. Pro Jahr.

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