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New York, 1949. Man wünscht, man wäre dabei gewesen.

© Archive Photos/Getty Images

Tagesrückspiegel – Heute vor 89 Jahren : Share Economy 1.0 – der erste Waschsalon

Trommeln für alle: Waschsalons erleichterten einst vielen Familien das Leben. Und für Singles hatten sie noch eine zusätzliche Bedeutung.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Es gibt sie noch, doch immer mehr scheinen zu verschwinden. Der in der Revaler Straße in Berlin, den der Autor dieser Zeilen früher immer wieder aufsuchte – mit angeschlossener Kneipe, vor deren Rauchschwaden man die Klamotten durch möglichst schnelles Einräumen in den Ikea-Sack zu schützen versuchte – ist nun auch weg.

Technik

Dabei waren Waschsalons einst allgegenwärtig. Wer sich keine Maschine leisten konnte, oder keinen Platz dafür hatte, oder beides, musste zumindest nicht zuhause von Hand in der Badewanne waschen – wenn man solch eine überhaupt hatte.

Und nicht wenige Beziehungen nahmen dort ihren Anfang. Selbst schüchterne Naturen kamen über die Vorzüge des Kurzprogramms oder die Frage „Hier oder zuhause trocknen?“ ins Gespräch. Davon, dass man durch häufiges Vorbeischlendern die Angebetete manchmal auch abpassen und dann schnell zuhause den – ausgesucht befüllten – Wäschesack holen konnte, ganz zu schweigen.

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Die Kölner Band BAP hat dieser analogen und sehr sauberen Frühform der sozialen Medien sogar einen Song gewidmet. In dem geht es um das neben den schwindenden Münzen einzige echte Problem der Maschinen: deren Technik, „vun der isch nix verstonn“, wie es Sänger Wolfgang Niedecken formulierte.

Der erste Waschsalon soll heute vor 89 Jahren, am 18. April 1934 seine Türen und Trommeln geöffnet haben. In Fort Worth in Texas soll es gewesen sein, wobei es historische Quellen gibt, die Chicago nennen. Lange Zeit waren diese Läden in Städten der westlichen Welt allgegenwärtig. Private Maschinen setzten sich erst Jahrzehnte später wirklich durch.

Frühe Patente

Die Technik aber hatte schon viel früher ihren Ursprung. Das erste Patent auf eine Maschine, mit der man unter anderem auch Stoffe waschen können sollte, stammt von 1691. Wie genau sie funktioniert hat, ist nicht überliefert. Dazu kamen mit der Zeit Walzenwaschmaschinen, Bürstenwaschmaschinen, Wiegewaschmaschinen, Schaukelwaschmaschinen und Flügelradwaschmaschinen.

Die erste Trommelwaschmaschine, Prototyp der im Waschsalon Nummer Eins eingesetzten und auch der meisten heute benutzten Geräte, stammt aus dem Jahr 1858. Elektromotoren kamen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hinzu. Für die konkreten technischen Abläufe in diesen Geräten hat wieder der Kölner Barde Niedecken die einzig richtigen Worte gefunden: „Wisch-Wasch, Wiiisch-Wasch!“

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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