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Unsere Sprache verrät viel über unseren regionalen oder sozialen Hintergrund.

© Getty Images/iStockphoto

Neue App für das Handy: Plappern für die Forschung

Dialekte, Akzente oder wie wir bestimmt Laute aussprechen, kann viel über unseren sozialen Hintergrund verraten. Ein Projekt lässt Bürger:innen an diesem Phänomen mitforschen.

Wie spricht Deutschland wirklich? Das wollen Wissenschaflter:innen des Berliner Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS) mit Hilfe einer neuen App namens „Plapper“ herausfinden. Wer sich das Mini-Programm auf sein Handy oder Tablet herunterlädt, kann zu Hause an kurzen Umfragen zum Sprachgebrauch und an phonetischen Studien teilnehmen.

Über die Mikrofon-Funktion können die Nutzer:innen sich eigenständig aufnehmen. So gibt es Rubriken wie „Blitzumfrage“, „Sprachverwendung“ oder „Was meinst du?“. Die Teilnehmer:innen lesen zum Beispiel vorgegebene Sätze vor, die viele Vokale oder bestimmte Konsonanten enthalten. Es geht aber auch um Zweifelsfälle in der Schreibweise und Grammatik, um Mehrsprachigkeit und Dialekte.

Es gibt kein umfassendes Bild darüber, wie Deutschland eigentlich spricht.

Stefanie Jannedy,  Sprachwissenschaftlerin am Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft

Die Forscher:innen wollen herausfinden, in welche Richtung sich Sprache lautlich verändert und wer diejenigen sind, die Veränderungen vorantreiben. „Es gibt kein umfassendes Bild darüber, wie Deutschland eigentlich spricht“, sagt Stefanie Jannedy, Sprachwissenschaftlerin am ZAS. „Da gibt es eine riesige Datenlücke.“

Mit der „Plapper“-App wollen sie und ihre Kolleg:innen vor allem auch Menschen erreichen, die bisher noch viel zu selten den Weg in wissenschaftliche Labore finden: Frauen, die Erziehungsarbeit leisten oder Angehörige pflegen, Schichtarbeiter:innen, Bürger:innen mit geringem Einkommen oder körperlichen Einschränkungen, Bewohner:innen vom Land, Menschen, die Dialekt sprechen oder mit Migrationshintergrund. „Uns interessieren die sozialen Unterschiede zwischen Menschen, weniger die regionalen, obwohl das sicherlich auch ein Faktor sein wird“, sagt Stefanie Jannedy.

Alle Angaben sind anonym

Alle Angaben in der App sind anonym und lassen keine Rückschlüsse auf die teilnehmende Person zu. Die Wissenschaftler:innen erheben keine Namen oder Kontaktmöglichkeiten, sondern fragen zu Beginn ein Bündel von Merkmalen ab. Wer mag, kann in der App freiwillig den ungefähren Wohnort auf einer Karte markieren.

Das Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS) Berlin ist ein außeruniversitäres Forschungsinstitut, das die biologischen, kognitiven und sozialen Faktoren der menschlichen Sprachfähigkeit untersucht. Durch das Verständnis der Strukturen von Sprache, ihres Erwerbs und ihrer Verarbeitung werden Grundlagen für Anwendungen geschaffen, zum Beispiel im Bereich Sprachdiagnostik oder Sprachtechnologien.

Eine App wie „Plapper“ hat es für das Deutsche bisher nicht gegeben. In der Schweiz und in England wurden solche wissenschaftlichen Mini-Programme aber bereits erfolgreich eingesetzt, um Dialekte zu erforschen. In England nahmen daran fast 40.000 Menschen teil. Die App kann man sich im Apple- oder Google-Play-Store herunterladen oder direkt auf der Internetseite des Leibniz-Zentrums.

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