zum Hauptinhalt
Die Stiftung will vor allem Juniorprofessuren fördern, so Peter-André Alt in der „Zeit“.

© mauritius images

Neue Stiftung für deutsche Wissenschaften: Von Studienstipendien bis Spitzenforschung

Originelle Forschung aus privaten Mitteln finanzieren: Der Mäzen Walter Wübben hat eine eigene Wissenschaftsstiftung gegründet, die HRK-Präsident Peter-André Alt ab April leiten wird.

In Deutschland gibt es für die Wissenschaft immer noch wenige private Stifter, insbesondere im Vergleich zu den USA oder Großbritannien. Jetzt versucht ein Mäzen einen neuen Wurf: Ab April wird die „Wübben Wissenschaftsstiftung“ ihre Geschäfte aufnehmen. Mit einem Jahresbudget von bis zu 20 Millionen Euro sollen „hochbegabte Studierende“ und „exzellente Forscherinnen und Forscher“ gefördert werden, gab die Stiftung am Donnerstag bekannt.

Der hohe Anspruch der Stiftung zeigt sich in einer hochkarätigen Personalie: In der Geschäftsführung wird Peter-André Alt tätig sein, der dafür sein Amt als Vorsitzender der Hochschulrektorenkonferenz aufgibt. Alt, der früher auch als Präsident die Freie Universität Berlin leitete, wird die neue Stiftung gemeinsam mit Marion Müller führen. Müller ist als bisherige Geschäftsführerin der Einstein Stiftung Berlin ebenfalls eine bekannte Wissenschaftsmanagerin in Deutschland.

Der Unternehmer Walter Wübben ist auch als Mäzen der Berliner Bildungs- und Kulturlandschaft bekannt, 2018 wurde ihm dafür der Verdienstorden des Landes verliehen. Mit einer anderen Stiftung unterstützt er etwa Lernprojekte für benachteiligte Kinder und Jugendliche, außerdem stiftete er bereits für Kultureinrichtungen wie die Deutsche Oper, das Jüdische Museum und die Akademie der Künste. Das neue Projekt begründete er mit seinem Anliegen, „den Wissenschafts- und Bildungsstandort Deutschland“ zu stärken.

Leitend sind der Vorrang des Individuellen gegenüber dem Konformismus (...) und das Gewicht mutiger Einsichten und Erkenntnisse mit Potential für die Zukunft unseres Landes.

Die Wübben Wissenschaftsstiftung zu ihrem Leitbild

Für eine private Wissenschaftsstiftung in Deutschland sind 20 Millionen Euro viel Geld. Im Vergleich zu anderen Förderorganisationen, bei denen sich Forschende und Hochschulen um Drittmittel bewerben können, scheint das angekündigte Jahresbudget gleichwohl immer noch knapp bemessen.

Bewerben sich Wissenschaftler:innen und Studierende der 16 Bundesländer auf die Mittel, dürfte der Wettbewerb um Wübbens Fördergelder recht kompetitiv werden. Wie hoch das Eigenkapital der Stiftung liegt, aus dem sich das Jahresbudget speist, wollte die Stiftung auf Nachfrage des Tagesspiegels nicht bekannt geben.

20
Millionen Euro beträgt das Jahresbudget der Wübben Wissenschaftsstiftung

Zum Vergleich: Der Einstein Stiftung Berlin, bei der sich ausschließlich Berliner ab Postdoc-Level um Forschungsgelder bewerben können, standen im Haushaltsjahr 2021 nach eigener Angabe rund 30 Millionen Euro an eigenen, privaten und öffentlichen Mitteln zur Verfügung. Wübben finanziert auch die Einstein Stiftung mit: Für Berlin stellt sich somit die Frage, ob sich Wübben daraus langfristig zugunsten seiner neuen bundesweiten Stiftung zurückziehen wird.

Zur Ausrichtung teilte die Wübben Wissenschaftsstiftung mit, entscheidende Kriterien zur Förderung seien „der Vorrang des Individuellen gegenüber dem Konformismus, die Priorität des Originellen gegenüber dem Gewohnten und das Gewicht mutiger Einsichten und Erkenntnisse mit Potential für die Zukunft unseres Landes“. Auch Fragestellungen „neben dem ,mainstream’“ sollten Beachtung finden.

In einem „Zeit“-Interview erläuterte der künftige Geschäftsführer Alt zur Förderlinie, man wolle insbesondere Juniorprofessuren einrichten – mit dem Ziel, dass nach der Anschubfinanzierung durch die Stiftung diese in Haushaltsstellen der Unis mündeten. Der Fokus liege auch darauf, jene zu fördern, die bereits prestigereiche Drittmittel, wie jene vom Europäischen Forschungsrat, einwerben konnten.

Auf die Frage, ob der Mäzen selbst Einfluss auf die Förderentscheidungen nehme, sagte Alt in der „Zeit“, entscheidend seien „wissenschaftliche Kriterien“. Die finalen Zusagen treffe jedoch ein Gremium, dem auch der Förderer angehöre.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false