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Seit 1998 im Verkehr: Viagra.

© AFP/HO

Tagesrückspiegel – Heute vor 25 Jahren: Die blaue Pille

Seit 25 Jahren gibt Viagra Männern Hilfestellung. Aber eine spezielle positive Nebenwirkung, die man sich erhoffte, hat es nie gegeben.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Männer können bekanntlich alles. Und immer. Nur das eine, das klappt leider nicht jedes Mal. Vor allem im Alter nicht. Oder unter Stress. Oder nach nem harten Tag. Oder mittags oder morgens oder dazwischen wegen ... irgendwas.

Habe ich gehört, von anderen! Und zeigen Studien.

Natürlich weiß Mann, dass es Schlimmeres als eine Erektile Dysfunktion gibt. Etwa gar nichts mehr zu haben, was erektil dysfunktionieren könnte. „Ist doch nicht so schlimm“, will Mann in dieser Situation dennoch nicht hören.

Denn es wird immerhin als so schlimm empfunden, dass Männer so einiges über sich ergehen lassen, um das tückische Problem, ob nun für kurz oder lang, aus der Welt zu schaffen: Sie saugen mit Vakuumpumpen Blut in den Schwellkörper oder pressen es mittels Massage hinein, versuchen dem Liebesakt mit Chili, Ingwer, Kardamom, Liebstöckel oder Nelke würzend nachzuhelfen oder experimentieren mit exotischen, „jahrhundertelang als Potenzmittel erprobten Pflanzen“, so die zahllosen Dealer im Web, wie der Safranmalve Damiana aus Südamerika, den Blättern des zentralafrikanischen Yohimbe-Baumes oder Ginsengwurzeln aus China.

Andere zahlen Unsummen, um freiwillig den Pilz „Dongchongxiacao“ zu verspeisen, der Schmetterlingsraupen von innen verzehrt. Oder fressen, wenn die unerfüllte Libido jeden Rest von Verstand und Skrupel verdrängt hat, illegal gehandeltes Nashornmehl, Tigerpenisse oder Leopardenknochen.

Seit dem 27. März 1998, heute vor 25 Jahren, gibt es eine Alternative zu den „Voodoo Ekstase Cocktails“ und „Wolllust-Tropfen“, die tatsächlich funktioniert: Viagra, die blaue Pille mit dem Wirkstoff Sildenafil

Doch den illegalen Handel mit seltenen Pflanzen oder bedrohten Tierarten, deren Verzehr angeblich potenzsteigernd wirkt, hat Viagra, obwohl oft behauptet, weder gestoppt noch nachweisbar reduziert. Denn Nashornpulver wird nicht allein wegen seiner vermeintlich potenzsteigernden Wirkung, sondern auch aufgrund kultureller Hintergründe und religiöser Vorstellungen nachgefragt.

Mehr zu den Themen Frauen, Gesundheit und Gynäkologie hören Sie im Tagesspiegel-Podcast „Gyncast“. Alle Folgen finden Sie bei Spotify, Apple, Deezer und überall dort, wo es Podcasts gibt.

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Im Gegenteil: „Natürlichen“ Potenzmitteln wird mitunter Sildenafil beigemischt, was den Aberglauben sogar noch befeuert, der für die Natur so fatal ist. Und das ist wirklich: schlimm.

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