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Vorrangig geht die Gewalt von Schüler:innen aus.

© Imago/Rainer Weisflog

Übergriffe an Schulen : Jede zweite Lehrkraft erfährt Gewalt

Körperliche Attacken, Drohungen, Beleidigungen – einer aktuellen Umfrage in Nordrhein-Westfalen zufolge sehen sich Lehrerinnen und Lehrer immer häufiger mit Gewalt konfrontiert. Auch an Gymnasien.

Mal wird eine Schulleiterin von einem Vater bedroht, mal wird ein Klassenlehrer von einem Schüler mit einer Flasche beworfen, mal bleibt es „nur“ bei Beleidigungen und Beschimpfungen.

Doch letztlich handelt es sich um Gewalt, um Aggressionen, denen sich immer mehr Lehrerinnen und Lehrer ausgeliefert sehen. Einer Umfrage im Oktober und September zufolge hat fast jede zweite Lehrkraft in Nordrhein-Westfalen bereits Gewalterfahrungen gemacht, so eine Erhebung des Philologen-Verbands NRW, der 1498 Lehrkräfte befragen ließ.

47
Prozent der befragten Lehrkräfte sind mit körperlichen Übergriffen, Bedrohung, (Cyber-)Mobbing, Beschimpfung, sexualisierter Gewalt oder Nötigung konfrontiert worden.

Demnach seien 47 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien und mehr als drei Viertel der Lehrkräfte an Gesamtschulen (76 Prozent) in den vergangenen Jahren mindestens einmal mit Gewalt konfrontiert worden, so der Philologenverband (PhV). Genannt worden seien körperliche Übergriffe, Bedrohung, (Cyber-)Mobbing, Beschimpfung, sexualisierte Gewalt oder Nötigung. „Uns haben die Zahlen und Schilderungen schockiert“, wird die PhV-Landesvorsitzende Sabine Mistler in einer Pressemeldung zitiert. „Sie zeigen deutlich, dass dringend etwas passieren muss.“ Vor allem an Gesamtschulen.

Vorrangig Schüler werden ihren Lehren gegenüber gewalttätig

Zwar nahm nur ein kleiner Teil der Lehrkräfte dort (254) an der Umfrage teil, weit weniger als an Gymnasien (1183). Dennoch geben 80 Prozent dieser 254 Lehrkräfte an, Gewalt sei an ihrer Schule häufig (50,7 Prozent) oder sehr häufig (18 Prozent). An Gymnasien sind es 27,6 Prozent und 6 Prozent. Während an Gymnasien Beleidigungen, Beschimpfungen und Online- oder Cyberdelikte an erster Stelle genannt werden, erinnern Gesamtschullehrer vor allem Körperverletzungsdelikte, Beleidigungen und Bedrohungen. Sogar Morddrohungen gegen Angehörige seien genannt worden. Das subjektive Sicherheitsgefühl am Arbeitsort Schule habe sich verschlechtert, sagen 36 Prozent der gymnasialen Lehrkräfte, an Gesamtschulen sind es 63 Prozent. Die Ergebnisse der Umfrage stehen im Einklang mit anderen, bundesweiten Studien, wie der des Verbands Bildung und Erziehung.

Der Umfrage zufolge gehen die Übergriffe „mit Abstand am häufigsten“ von Schülerinnen und Schülern aus, gefolgt von Eltern. „Elterngespräche nicht allein führen“, riet eine der befragten Lehrkräfte.

Hilfe oder Unterstützung erhoffen sich Lehrerinnen und Lehrer von der Einrichtung von Einlasskontrollen und Videokameras, Sicherheitsdiensten sowie von Gewaltschutzbeauftragten, mehr Schulsozialarbeit und/oder Schulpsychologie, so der Verband. Eines sei jedoch am deutlichsten geäußert worden: „Wir dürfen das Thema nicht mehr totschweigen.“

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