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Alge fließt. Von Ende Juli, links, bis Mitte August, rechts, stammen diese drei Satellitenbilder. Sie zeigen starkes Wachstum - sowie den Weg den Fluss hinab - von Chlorophyll enthaltenden Mikroorgansimen.

© Brockmann Consult

Massensterben in der Oder: Satellitendaten zeigen den Fluss hinab wandernde Algenblüte

Viel zu viel Chlorophyll und ein sich vervollständigendes Bild der Katastrophe: Starkes Wachstum von Algen begann in einem Abschnitt des Oberlaufes in Polen.

Das Fischsterben in der Oder wird unter anderem mit dem massiven Wachstum bestimmter Mikroorganismen in Verbindung gebracht. Diese Goldalgen der Gattung Prymnesium geben ein Gift ab, das Fische töten kann. Zu diesen Befunden passen erste Auswertungen von Satellitenbildern, die eine aus Polen die Oder hinab wandernde Algenblüte zeigen.

Die Rohdaten stammen von dem zum Copernicus-Programm gehörenden europäischen Umweltsatelliten Sentinel 2. Analysiert wurden diese, so teilte das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin (IGB) am Samstag mit, von dem Hamburger Umweltdatenanalyse-Unternehmen Brockmann Consult, IGB-Forschenden und der AG Modellierungsverfahren in der Fernerkundung der Universität Leipzig.

Viel Chlorophyll

Kamera und Software des Satelliten können Konzentrationen von Chlorophyll im Fluss messen, was Rückschlüsse auf die Algenkonzentration erlaubt. Die Auswertung zeigt, dass massives Algenwachstum Ende Juli an einem Punkt – wo möglicherweise die Einleitung der das Wachstum fördernden Substanz erfolgte – begann und sich dann mit der Strömung den Fluss hinunter fortsetzte. Dass es sich um Prymnesium handelt, ist nicht sicher, gilt aber als wahrscheinlich. Diese Algen sind Mikroorganismen, die hohe Salzgehalte benötigen, wie sie in Flusswasser normalerweise nicht vorkommen.

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Wie Pflanzen betreiben sie Photosynthese und beziehen daraus Energie, welche sie für ihr Wachstum brauchen. Dabei geben sie reichlich Sauerstoff ab. Die Algenblüte und ein Gifttod der Wassertiere könnten auch die hohen gemessenen Sauerstoffkonzentrationen teilweise erklären. Denn wenn der Sauerstoff nicht im normalen Umfang von Fischen und anderen Tieren aufgenommen wird, reichert er sich an.

"Multikausales" Geschehen

Laut Angaben des Umweltministeriums des Landes Brandenburg gehen Fachleute von einem "multikausalen" Geschehen, welches das Fischsterben ausgelöst hat, aus. Hohe Salzkonzentrationen, für die Einleitungen auf polnischer Seite als Ursache infrage kommen, könnten das Algenwachstum gefördert haben. Zudem könnten dadurch Fische auch direkt getötet worden sein, da Süßwasserfische hohe Salzgehalte und vor allem plötzliche Veränderungen der Salzkonzentration physiologisch nicht vertragen. Dazu kann die Wirkung eines kürzlich in Proben nachgewiesenen Unkrautvernichtungsmittels kommen, sowie Stress durch hohe Temperaturen und auch stellenweise aus dem Sediment freigesetzte Quecksilberverbindungen.

Von der Ursache oder den Ursachen, aber vor allem davon, welche Lehren aus dem Unglück gezogen werden, dürfte maßgeblich mit abhängen, wie schnell und wie dauerhaft der Fluss sich erholen kann.

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