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Die Grauammer wird in Deutschland wegen intensiver Landwirtschaft immer seltener.

© Michael Radloff

Vogelschutz und EU-Politik: Vögel brauchen brach liegende Flächen

Vogelbestände profitieren deutlich von landwirtschaftlichen Brachflächen, auch in landwirtschaftlich geprägter Landschaft.

In Deutschland sind in der Natur nicht nur weniger Arten von Pflanzen und Tieren anzutreffen als noch vor wenigen Jahrzehnten, sondern auch weniger Individuen der verbliebenen Arten. Brachflächen in der landwirtschaftlich geprägten Landschaft sind jedoch eine wirksame Maßnahme, um den Rückgang zu bremsen, sagen Forschende des Braunschweiger Thünen-Instituts für Biodiversität.

Sie haben untersucht, wie der Anteil der Brachen und die Anzahl und Häufigkeit von Agrarvögeln innerhalb eines neunjährigen Untersuchungszeitraums zusammenhängen. In der Fachzeitschrift „Journal of Applied Ecology“ berichten sie, dass Brachen die Bestandssituation von Agrarvögeln verbessern, ihr Nutzen aber stark von der Komplexität der sie umgebenden Landschaft abhängt.

Um herauszufinden, wo Brachflächen für den Artenschutz angelegt werden sollten, hatten die Forschenden Brachen in unterschiedlich Agrarlandschaften untersucht. Die Komplexität wurde anhand der Dichte von Grenzlinien zwischen Feldern sowie zwischen Feldern und angrenzenden Hecken oder Waldränder gemessen. Für die Auswertung wurden Daten des bundesweiten Monitorings häufiger Brutvögel sowie Daten der Agrarstatistik verwendet.

Es zeigt sich, dass das Anlegen von Brachen in Agrarlandschaften mittlerer Komplexität besonders effektiv ist. Die mittlere Dichte an Grenzlinien liegt in Deutschland bei rund 65 Metern pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche.

„Mit unseren Untersuchungen konnten wir Regionen identifizieren, wo Brachflächen vorzugsweise angelegt werden sollten, um die größte Wirkung zu entfalten“, resümiert Studienkoordinator Sebastian Klimek vom Thünen-Institut. Um bundesweit rückläufige Bestandsentwicklungen von Agrarvögeln aufzuhalten, müssten Brachen in der Agrarlandschaft auch erhalten werden.

Aufgrund der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU hat die Brachfläche in Deutschland seit Beginn 2000 jedoch stark abgenommen. Insbesondere die Aufgabe der Flächenstilllegung im Jahr 2007 führt zu einem Mangel an geeigneten Brutplätzen und Nahrung für viele Vogelarten. Zwar sei die Gesamtfläche der Brachen in der vergangenen GAP-Förderperiode ab 2015 leicht angestiegen, das Niveau von vor 2007 wurde jedoch bei Weitem nicht wieder erreicht.

In der 2023 neu angelaufenen GAP-Förderperiode besteht für die Betriebe die Verpflichtung, vier Prozent ihrer Ackerfläche stillzulegen. Dies könnte zu einer Verbesserung der Bestandssituation bei vielen Agrarvögeln beitragen, vermuten die Forschenden.

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