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Das RKI führt die zunehmenden Corona-Todesfälle auch auf die gestiegenen Infektionszahlen zurück.

© Waltraud Grubitzsch/dpa

Wieder bis zu 100 Tote am Tag: Keine fünfte Welle – warum steigt die Zahl der Corona-Toten trotzdem?

Seit Ende August nimmt die Zahl der täglichen Corona-Toten in Deutschland wieder zu. Die Gründe dafür sind nicht nur bei den Infektionszahlen zu suchen.

Mitte August, als das Infektionsgeschehen der Corona-Pandemie in Deutschland nach einem ruhigen Sommer langsam wieder zunahm, erreichte eine andere Zahl ihr bisheriges Jahrestief. Die Zahl der Menschen, die an oder in Verbindung mit einer Corona-Infektion starben, sank auf 13 im Sieben-Tage-Mittel. Teils lagen die Sterbezahlen sogar im einstelligen Bereich.

Letztmals war das im Oktober 2020 der Fall, also vor der zweiten Welle in Deutschland. Ein Effekt des Sommers? Sicher nicht nur, weil Menschen beispielsweise auf Intensivstationen oft erst nach monatelangem Kampf gegen das Virus sterben.

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Die Zahl der Corona-Todesfälle verharrte eine Woche lang, bis Ende August, auf dem niedrigen Niveau – um dann bis heute kontinuierlich zu steigen. Mittlerweile verzeichnet Deutschland wieder mehr als 60 Todesfälle im Sieben-Tage-Mittel. Am Dienstag erreichte die Zahl mit 96 einen Wert, der zuletzt im Juni überschritten wurde.

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Nun ist es so, dass die Zahl der Corona-Todesfälle vor allem nach den großen Wellen stark gestiegen ist. Das Robert Koch-Institut (RKI) schreibt, dass Todesfälle zumeist erst zwei bis drei Wochen nach einer Infektion auftreten. Die Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) nennt einen Zeitraum von rund zwei Monaten, die dann zwischen einer starken Zunahme der Infektionszahlen insgesamt und dem Anstieg der Todeszahlen liegen.

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So war es nach der zweiten Welle, als nach der starken Zunahme der Infektionszahlen Anfang November kurz vor Weihnachten ein Peak bei den Todeszahlen zu verzeichnen war. Und auf die bisher schlimmste, dritte Infektionswelle im Dezember folgte der bisher stärkste Anstieg der Todeszahlen im Januar und Februar.

Nach der moderateren vierten Welle war der Effekt nicht ganz so hoch: Der Anstieg der Infektionszahlen im März folgten recht hohe Todeszahlen im April und Mai. Dass die Todeszahlen schon zu dem Zeitpunkt nicht mit denen im Winter zu vergleichen waren, wird unter anderem auf den zunehmenden Fortschritt der Impfungen zurückgeführt. Dies ist mutmaßlich auch ein Grund, weshalb die Infektions- und Todeszahlen anschließend bis August sanken.

Doch warum steigen die Zahlen jetzt ohne groß angekündigte fünfte Welle, wenn auch im Vergleich zu den vorherigen Wellen auf geringem Niveau? Die Antwort des RKI auf Anfrage des Tagesspiegel ist recht simpel: Das Institut führt den Anstieg der Todeszahlen auf die gestiegenen Fallzahlen und den Fakt zurück, dass immer noch ältere Menschen ungeimpft sind.

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Mittlerweile sind rund 85 Prozent der Menschen, die über 60 Jahre alt sind, vollständig geimpft, das sind 20,5 Millionen Menschen. Aber im Umkehrschluss eben auch 3,6 Millionen ungeimpfte Menschen.

Tatsächlich ist es so, dass die Infektionszahlen in Deutschland seit Juli wieder kontinuierlich ansteigen – und mit einer Verzögerung von bis zu zwei Monaten nun eben auch die Todeszahlen. Erst seit Anfang September sinken die Infektionszahlen im Sieben-Tage-Mittel wieder und befinden sich nun auf einer Art Tableau. Möglich also, dass die Todeszahlen bis Anfang November weiter steigen. Dann sind rund zwei Monate seit Beginn des Anstiegs der Infektionszahlen rum.

Dabei war Virologe Christian Drosten zufolge der Anstieg der Infektionszahlen bis Anfang September noch nicht unbedingt der Beginn der Winterwelle, sondern insbesondere auf das Testen an Schulen nach Ende der Sommerferien und eingeschleppte Fälle zurückzuführen gewesen.

Angesichts der gegenwärtigen Quote vollständig Geimpfter in der Bevölkerung geht er in diesem Jahr von deren Losrollen zu einem Zeitpunkt wie im Vorjahr aus, sagte Drosten im Podcast „Coronavirus-Update“ bei NDR-Info. Damals sei es in der zweiten Oktoberhälfte eindeutig gewesen, „dass wir wieder in einen exponentiellen Anstieg gehen“.

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Führende deutsche Intensivmediziner werten die Zahl der Toten derzeit als nicht auffällig. Die Todeszahlen korrelierten demnach immer mit der Zahl behandelter, invasiv beatmeter Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen. Hiervon versterben weiterhin die Hälfte.

So versterben demzufolge derzeit vermutlich viele der Patienten, die bei den ansteigenden Infektions- und somit auch Patienten-Zahlen im August auf die Intensivstationen gekommen sind. Seither bildet sich ein Plateau um die 1300 bis 1400 Patienten, die kontinuierlich auf den Intensivstationen behandelt werden.

Durch die Rotation von täglichen Neuaufnahmen, entlassenen und verstorbenen Patienten sei die Zahl von 17 bis 25 auf Intensivstationen Verstorbenen pro Tag durchaus zu erwarten. Da seit Anfang September und bis heute die Zahl der auf den Intensivstationen behandelten Covid-19-Patienten recht stabil verläuft, werde den Intensivmedizinern zufolge die Zahl der Verstorbenen in den kommenden Wochen und Monaten nicht groß schwanken.

Vollständige Impfung schützte ältere Menschen vor dem Tod

Dass die Zunahme der Infektionszahlen allerdings durchaus jetzt schon mit Verzögerung zum weiteren Anstieg der Todeszahlen führt, bestätigen Zahlen des RKI. Diese zeigen, dass auch kleine Wellen einen Einfluss auf die Todeszahlen in den vulnerablen Altersgruppen haben können und der Großteil der Verstorbenen der vergangenen Wochen nicht geimpft war.

Zwischen Anfang September und Anfang Oktober sind rund 1400 Menschen in Deutschland an oder in Verbindung mit dem Coronavirus gestorben. In dieser Zeit gab es 144 Menschen unter 60 Jahren, die nach einem Impfdurchbruch an Covid-19 gestorben sind.

Den RKI-Zahlen nach schützte eine vollständige Impfung Menschen über 60 Jahre in rund 90 Prozent vor dem Tod. Bei den Menschen, die jünger sind als 60 Jahre, gab es in diesem Zeitraum genau einen Impfdurchbruch, der zum Tod führte.

Und auch auf die gesamte Pandemie gesehen, ergibt sich ein recht eindeutiges Bild: Seit Beginn der Impfkampagne waren 75 Prozent der 722 Covid-19-Fälle mit Impfdurchbrüchen, die verstorben sind, 80 Jahre und älter. Das spiegele das generell höhere Sterberisiko − unabhängig von der Wirksamkeit der Impfstoffe − für diese Altersgruppe wider, schreibt das RKI im aktuellen Wochenbericht.

Von allen Todesfällen während der Pandemie waren 80.583 Personen 70 Jahre und älter. Das entspricht rund 86 Prozent. Im Durchschnitt waren die Menschen 84 Jahre alt. Bislang sind dem RKI hingegen nur 27 validierte Covid-19-Todesfälle bei unter 20-Jährigen übermittelt worden. Bei 18 Fällen lagen Vorerkrankungen vor.

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