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In einem intakten Wald wachsen junge Bäume von alleine nach, was Fachleute Naturverjüngung nennen.

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Zukunftsfähiger Stadtwald : Templin ist Deutschlands Waldhauptstadt

Viele Wälder in Berlin, Brandenburg und Deutschland sind nicht zukunftssicher. Aber mit ein paar guten Ideen könnten sie dem Klimawandel trotzen.

Wer offenen Auges in Brandenburg unterwegs, sieht zahlreiche Wälder, denen die zurückliegenden Dürrejahre eingeschrieben sind. „Die Situation in unseren Wäldern ist trotz zunehmender Klimaextreme noch halbwegs stabil“, sagt Christian Hierdeis, einer von drei Stadtförstern in Templin. „Doch auch bei uns kränkeln Bäume an vielen Stellen aufgrund des menschengemachten Klimawandels.“

Das uckermärkische Templin ist Deutschlands Waldhauptstadt 2024. Dieser vom Deutschen Forstzertifizierungsrat zum zehnten Mal vergebene Titel geht damit erstmals nach Brandenburg. Er gilt als besondere Anerkennung für nachhaltig bewirtschaftete Wälder.

Wald verpflichtet

Für Templins Bürgermeister Detlef Tabbert ist der Titel „PEFC-Waldhauptstadt 2024“ Anerkennung wie Verpflichtung. Sein Ziel ist es, einen „Dauerwald mit einem hohen Erholungs-, Erlebnis- und Schutzwert im Sinne einer umfassenden Daseinsvorsorge für seine Einwohner zu schaffen und für zukünftige Generationen zu erhalten.“

3500
Hektar hat der Templiner Stadtwald.

Mit rund 3500 Hektar ist der Templiner Stadtwald der zweitgrößte Kommunalwald im Land Brandenburg. Gerade in Zeiten des Klimawandels stehen Förster und Waldbauern vor enormen Herausforderungen. So müssen sie heute entscheiden, welche Baumarten die kommenden 100 oder 200 Jahren überleben können.

Stadtförster Hierdeis und sein Team sind gefordert, dieses ambitionierte Vorhaben mit konkreten Maßnahmen zu verwirklichen. Er setzt bei der Anlage junger zukunftsfähiger Wälder stark auf Naturverjüngung, also die natürliche Reproduktion der Bäume. So könnten „sich die Wälder unter geänderten Klimabedingungen neu erfinden.“

Das rund zwei Jahrhunderte währende Zeitalter der Nadelholzforste ist für ihn Vergangenheit. Laut Hierdeis gehört die Zukunft bunten Mischwälder mit mindestens drei, besser fünf unterschiedlichen Baumarten. Sollten Baumarten „ausfallen“, mögen die anderen den Wald in eine lebenswerte Zukunft führen.

Umbau ist unumgänglich

Für den notwendigen Waldumbau plant zudem gezielte Pflanzungen. Hierbei haben klimaresiliente Bäume Priorität – Arten, die unter den veränderten Wachstumsbedingungen alt werden können.

Der Wald muss breit aufgestellt werden, dass er unseren Nachfolgern und Nachfahren so zur Verfügung steht, wie wir ihn heute genießen.

Christian Hierdeis, Stadtförster in Templin.

Er pflanze Weißtanne, Zeder, Thuja, beim Laubholz die ganze Palette von Buche über Eiche, Kirsche, Ahorn und Baumhasel, sagt der Förster. „Der Wald muss breit aufgestellt werden, dass er unseren Nachfolgern und Nachfahren so zur Verfügung steht, wie wir ihn heute genießen.“

Entscheidend sei die Herkunft der jungen Bäume. Diese bestimme, ob sie Dürrejahre ebenso überleben wie Spätfröste im Mai. Ebenso wichtig ist für die Templiner Förster die Jagd. So werden im Stadtwald jährlich zehn bis 30 Hirsche, Wildschweine und Rehe pro 100 Hektar geschossen. Nur so können die kleinen Bäume gedeihen, ohne „verbissen“ zu werden.

Wenn die Wälder ihre Funktionen nicht mehr erfüllen, dann wird das schnell zu einer entscheidenden Größe für die Menschen, die hier wohnen.

Christian Hierdeis, Stadtförster in Templin.

Sichtbare Fortschritte

Der Waldumbau im Stadtwald ist weit fortgeschritten. Zwar wachsen auf 58 Prozent der Fläche Waldkiefern, doch darunter haben Hierdeis und sein Team fast flächendeckend junge Laubbäume gepflanzt. Aktuell stehen im Templiner Stadtwald auf 16 Prozent Rotbuchen, Eichen auf nur fünf Prozent. Pflanzungen der klimaresilienten Baumarten sind ein Schwerpunkt.

Stephan Hierdeis (re.) bei einer Pflanzaktion mit Bürgern in Templin.

© Forstverwaltung Templin

Der Förster betrachtet diesen notwendigen Umbau als Gemeinschaftsaufgabe und warnt: „Wenn die Wälder ihre Funktionen nicht mehr erfüllen, so wie Trinkwasseranreicherung, dann wird das schnell zu einer entscheidenden Größe auch für die Menschen, die hier wohnen.“

Die Förster sind bei dieser anspruchsvollen Aufgabe nicht allein. So pflanzen Mitglieder der Bürgerinitiative Templin seit Jahren neue Bäume im Stadtwald. Auch betreut die Templiner Stephanus-Stiftung einen Schulwald.

Jüngst hat die in Prenzlau ansässige „Tourismus-Marketing Uckermark“ mit Städten der Region ein Aktionsprogramm ins Leben gerufen, das am 15. November 2023 mit einer Baumpflanzaktion im Templiner Stadtforst startete. Hier konnten Einheimische wie Touristen die uckermärkischen Wälder der Zukunft mitgestalten.

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