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In Berlin werden immer noch viele Flächen neu bebaut.

© imago images/Sabine Gudath / Sabine Gudath via www.imago-images.de

„Abriss muss Ausnahme werden“: Naturschützer, Architekten und Mieterverein kritisieren Neubaupläne

Organisationen fordern eine bessere Nutzung bereits versiegelter Flächen und machen Vorschläge für soziale und ökologische Bauweisen.

Der Berliner Mieterverein, die Berliner Architektenkammer und der Landesverband Berlin des Naturschutzbunds (Nabu) wenden sich gegen die Neubaupläne des Senats. In einer gemeinsamen Presseerklärung fordern sie stattdessen, das Potenzial bereits versiegelte Flächen besser zu nutzen. Der Senat hat 20.000 neue Wohnungen im Jahr als Zielmarke definiert, allerdings auch bereits erklärt, dass diese Zahl sehr schwer zu erreichen sein werde.

Juliana Schlaberg, die Naturschutzreferentin des Nabu-Landesverbands, erklärte: „Wir brauchen jetzt kreative Lösungen, damit uns ein sozialer und ökologischer Wohnungsbau gleichermaßen gelingt. Das kann beispielsweise das Überbauen auf Dächern von Autohäusern sein, aber auch die Modernisierung von vorschnell zum Abriss freigegebenen Wohnungen. Auch über den Umbau von Wohnungen mit gerechterer Pro-Kopf-Verteilung der Wohnfläche müssen wir diskutieren.“

Freiflächen sind zur Naherholung und gegen eine Überhitzung wichtig

Ulrike Hamann, die Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins, erklärte, Bauprojekte auf bereits versiegelten Flächen bei der Nachverdichtung seien zu bevorzugen. Besonders für Mieter, die sich keinen Garten oder Balkon leisten könnten, seien Freiflächen als Naherholung wichtig. „Und wir brauchen Sie, um Überhitzung der Stadt zu reduzieren und die Wohnungen mit Frischluft zu versorgen“, sagte Hamann.

Theresa Keilhacker, die Präsidentin der Architektenkammer Berlin, sagte: „Wir möchten dem Abriss erhaltenswerter Bausubstanz Einhalt gebieten. Dafür braucht es eine kluge, umweltbewusste Novellierung der Bauordnung.“ Die Änderung der Bauordnung solle in diesem Punkt vor allem den zuständigen Behörden helfen, einzuschätzen, ob ein Abrissantrag die Kriterien der Ressourcen- und Klimaschonung erfülle.

Nabu sieht genügend Baupotenzial auf asphaltierten Flächen

„Unsere Mitglieder sind möglichst schon in den frühen Projektphasen einzubinden, um differenzierte Machbarkeitsstudien zu einer ressourcenschonenden Bestandsertüchtigung zu erarbeiten, die zu einem qualitätsvollen, wirtschaftlich angemessenen und für Nutzerinnen und Nutzer zukunftsfähigen Ergebnis führen“, sagte Keilhacker.

„Abriss muss zur absoluten Ausnahme werden“

Ulrike Hamann, Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins

Nach Berechnungen des Nabu existiert genügend Baupotenzial auf asphaltierter Fläche. 1140 Hektar Fläche - mehr als drei Mal so viel wie die Fläche des Tempelhofer Feldes – stünden für eine Bebauung zur Verfügung. Dabei handele es sich vorrangig um große Parkplätze, einstöckige Supermärkte oder Autohäuser. Große Freiflächen wie die Elisabeth-Aue, das Tempelhofer Feld oder die Berliner Friedhöfe, aber auch begrünte Innenhöfe sollten nicht bebaut werden.

Bereits existierende Gebäude sollen bedarfsgerecht umgebaut werden

Hamann möchte auch bereits existierende Gebäude umbauen lassen und Wohnflächen entsprechend des jeweiligen Bedarfs nutzen zu lassen. Denn besonders bei Abriss würden kleinere, bezahlbare Wohnungen durch Wohnungen ersetzt, die weit teurer seien und mehr Wohnfläche pro Kopf aufwiesen.

Basierend auf Zahlen des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg habe sich die Pro-Kopf-Wohnfläche seit 1991 von 33,8 auf 39,6 Quadratmeter erhöht, ob wohl die durchschnittliche Haushaltsgröße seit Jahren stagniere. „Gerechtes Wohnen kann nur gelingen, wenn Wohnraum bezahlbar und die geschaffene Wohnfläche auch fair unter den Bürger*innen aufgeteilt wird“, sagte Hamann.

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