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Geldautomatensprenger gehen mit hoher krimineller Energie vor. Die Berliner Sparkasse beugt mit technischen Sicherungen wie Einfärbesystemen und verstärkter Panzerung vor.

© dpa/Sebastian Gollnow

Angriffe auf Geldautomaten nehmen zu: Warum die Berliner Sparkasse dennoch am großen Filialnetz festhält

Kriminelle Attacken, Inflation und Rechtsstreitigkeiten – trotzdem sieht der Bankchef sein Geldinstitut auf einem Erfolgskurs. Im laufenden Jahr könnten sich allerdings die Zinsen ändern.

Die Berliner Sparkasse werde weiterhin an ihrem vergleichsweise großen Filialnetz festhalten, sagte der Vorstandsvorsitzende Johannes Evers am Donnerstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Mit Sorge beobachte er allerdings, dass Geldautomaten regelmäßig attackiert werden. „Die kriminelle Energie hat in erschreckendem Maße zugenommen.“

Im vergangenen Jahr gab es laut Sparkasse insgesamt sechs Angriffe. Kein einziges Mal sei es den Tätern gelungen, effektiv Bargeld zu erbeuten. Allerdings wiesen die ersten Monate 2024 auf eine mögliche Steigerung hin. Die niedrige Zahl erfolgreicher Diebstähle führt Evers auf Sicherheitsmaßnahmen zurück.

Panzerung und Sicherheitssysteme

Die Filialen werden über Nacht geschlossen. So bleibt den Kriminellen weniger Zeit für ihre Tat. Wenn sie in den Automatenraum einbrechen, wird die Zentrale sofort alarmiert. Außerdem wurde laut Evers die Panzerung der Geräte verstärkt und Geldeinfärbesysteme kommen häufiger zum Einsatz. Letztere markieren bei einer Sprengung die Scheine, sodass sie unbrauchbar werden. 

Die kriminelle Energie hat in erschreckendem Maße zugenommen.

Johannes Evers, Vorstandsvorsitzender der Berliner Sparkasse

In den vergangenen Jahren verkleinerte die Berliner Sparkasse ihr Standortnetz zwar, dennoch ist es weiterhin das größte in der Hauptstadt. Dazu gehören nach Unternehmensangaben momentan etwa 80 Filialen, 500 Geldautomaten und mehr als 800 Selbstbedienungsgeräte.

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Ergänzt werden sie durch zwei Sparkassenbusse , deren Haltestellen vor allem außerhalb des S-Bahnrings liegen, und die sogenannten roten Schreibtische, die zu festen Zeiten in sozialen Einrichtungen aufgestellt werden, um Bankgeschäfte zu ermöglichen. 

Service durch Automatisierung nicht ersetzbar

Dieser Service sei durch Automatisierung und Online-Banking nicht zu ersetzen, meint Johannes Evers. Für viele Kundinnen und Kunden sei der Besuch in der Filiale wie eine „Handyreparatur“. Wenn etwas hake beim Einloggen oder die TAN-Nummer fehle, seien menschliche Mitarbeitende zur Stelle. „Das finanziert sich durch die Anerkennung der Kunden.“ 

Johannes Evers ist der Vorstandsvorsitzende der Berliner Sparkasse.
Johannes Evers ist der Vorstandsvorsitzende der Berliner Sparkasse.

© Berliner Sparkasse

Allerdings kosten die Filialen und ihr Personal auch reales Geld. Die Berliner Sparkasse hat seit 2016 ihre Girokontogebühren erhöht. Laut einem Gerichtsurteil des Berliner Kammergerichts war das aber nicht zulässig. Eine von der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) eingereichte Klage wurde in wesentlichen Punkten für begründet erklärt.  

Rechtsstreit könnte weitergehen

Obwohl das Gericht Rückzahlungen an die Kunden für rechtmäßig erklärte, sieht es Ansprüche vor 2018 als verjährt an. Der VZBV prüft nun eine Revision, um diese Verjährungsfrist zu kippen. Evers sagt, auch die Berliner Sparkasse prüfe den Gang in die nächste Instanz, denn man sei von der eigenen Position überzeugt: „Da machen wir uns keine Sorgen.“ 

Sprengangriffe auf Geldautomaten in Sparkassenfilialen, wie hier in Schönefeld, werden in der Regel von professionell agierenden Tätern begangen.
Sprengangriffe auf Geldautomaten in Sparkassenfilialen, wie hier in Schönefeld, werden in der Regel von professionell agierenden Tätern begangen.

© dpa/Paul Zinken

Der Einzelhandelskonzern Amazon hatte im vergangenen Jahr eine Zusammenarbeit mit der Holdinggesellschaft Landesbank Berlin (LBB) beendet: die Amazon-Kreditkarte wurde eingestellt. Zum Jahresende habe die Berliner Sparkasse den 1,4 Millionen Amazon-Kunden stattdessen eine eigene Visa-Karte angeboten, was etwa 20 Prozent angenommen hätten. 

Ergebnis lag über dem des Vorjahres

Insgesamt bewertet die Berliner Sparkasse das Geschäftsjahr 2023 als erfolgreich. Trotz Belastungen und Unsicherheiten infolge internationaler Konflikte, steigenden Kosten und hoher Inflation habe das Geldinstitut alle relevanten Kennzahlen steigern und seine Marktposition ausbauen können. Mit einem Ergebnis von 358 Millionen Euro lag sie deutlich über dem Vorjahr (2022: 132 Millionen Euro). 

Der Kreditbestand stieg demnach im vergangenen Geschäftsjahr um rund drei Prozent auf 28,47 Milliarden Euro. Die Kundeneinlagen blieben mit 31,71 Milliarden Euro in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. 

Private Baufinanzierungen wurden – dem allgemeinen Trend folgend – jedoch deutlich weniger nachgefragt als im Vorjahr. 1.200 Berlinerinnen und Berliner nutzten Kredite der Sparkasse für Bau oder Modernisierung. 

Für das Jahr 2024 rechnet Evers aufgrund der schwachen konjunkturellen Entwicklung und geopolitischen Risiken mit anhaltender Unsicherheit. Der Leitzins, vermutet er, werde jedoch im zweiten Halbjahr wieder gesenkt werden. Für private Sparer bedeute das: niedrigere Zinsen auf Tagesgeld und Festgeld. Die beste Geldanlage für langfristige Investments seien aktienbasierte Finanzprodukte. 

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