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Christiane von der Eltz, Vorstandsmitglied Berlin-Chemie.

© Berlin-Chemie

Mein erster Job als Jugendliche: Was ich lernte, als ich Hausaufgaben mit Migrantenkindern machte

Berlin-Chemie-Vorständin Christiane von der Eltz hat schon als 15-jährige nachmittags Kinder einer „Brennpunktschule“ betreut. Die Aufgabe hat sie selbst in besonderer Weise weitergebracht.

Eine Kolumne von Christiane von der Eltz

Schon früh war es mir wichtig, finanziell unabhängig von meinen Eltern zu sein und meine Wünsche selbst zu erfüllen. Daher habe ich auch über die Jahre zahlreiche Jobs angenommen. Einer meiner ersten war neben Babysitting und Nachhilfe, die Nachmittagsbetreuung an einer Schule in Hanau, wo ich aufgewachsen bin.

Heute würde man vielleicht sagen, es handelte sich um eine sogenannte „Brennpunktschule“. Ich war damals 15 Jahre alt und hatte die Aufgabe, mit Grundschulkindern von Klasse 1 bis 4 die Hausaufgaben zu machen. Viele der Kinder hatten einen Migrationshintergrund und kamen aus Haushalten, wo man wenig oder kein Deutsch sprach. Mir hat es von Anfang an viel Spaß gemacht, mit ihnen zu arbeiten.

Mut machen, den eigenen Weg zu gehen

Gerade die Mädchen suchten meine Nähe und es war schön zu sehen, wie sie meine Hilfe gerne annahmen. Ich wurde zur Seelsorgerin, Streitschlichterin und Motivatorin. Da war zum Beispiel ein Mädchen, das besonders gut rechnen konnte, aber in der Klasse eher ruhig und zurückhaltend war. Für mich war schnell klar, dass sie auf ein Gymnasium gehört, umso überraschter war ich, als ich hörte, dass ihre Eltern das anders sahen. Kannte ich doch von zu Hause eher die Situation, dass es für meine Eltern keine Option war, nicht aufs Gymnasium zu gehen.

Es gelang uns schließlich, die Eltern davon zu überzeugen, dass dieser Weg der richtige für das Mädchen sei, was sie letztendlich auch sehr glücklich machte. Ich glaube, das war einer der ersten Momente, in denen ich verstanden habe, wie wichtig es ist, dass junge Menschen Chancen bekommen und dass man selbst dazu beitragen kann.

Anderen zu helfen, kann die eigene Entwicklung fördern

Bei einem anderen Mädchen stellte ich nach einiger Zeit fest, dass ihre Schwierigkeiten beim Lesen daran lagen, dass sie nicht gut sehen konnte. Auch hier hat es etwas gedauert, die Eltern zu überzeugen, aber an einem Tag kurz vor den Ferien ging ich schließlich mit der gesamten Familie zum Optiker. Es hat sich gezeigt, dass ihr der Zugang zu Informationen mehr Selbstbewusstsein verschafft hat und dass diese Erfahrung nicht nur der Familie und vor allem dem Mädchen, sondern auch mir sehr weitergeholfen haben.

Der Zugang zu Informationen hat ihr mehr Selbstbewusstsein verschafft.

Christiane von der Eltz, Vorstandsmitglied Berlin-Chemie

Später machte ich eine ganze Reihe anderer Jobs, zum Teil in Verbindung mit meinem Berufswunsch (Chemikerin), zum Teil, weil sie spannend waren, wie zum Beispiel bei Banken in Frankfurt. Der Job, an den ich am ehesten zurückdenke, war jedoch der in der Schule.

In unserer Serie berichten uns Persönlichkeiten aus der regionalen Wirtschaft in loser Reihenfolge über ihre ersten Jobs als Schüler oder Studenten. 

© Tagesspiegel

Mit dem Geld, das ich von der Stadt dafür bekommen hatte, konnte ich meine damals schon ausgeprägte Liebe zu Italien ausleben und meine Brieffreundin am Comer See besuchen. Italien ist mittlerweile auch Teil meines professionellen Lebens und das wunderschöne Florenz das global Headquarter unseres Unternehmens.

Eine wichtige Arbeit für die Gesellschaft

Seit den Achtziger Jahren, in den es noch keine Mobiltelefone und sozialen Medien gab, hat sich auch an den Schulen vieles geändert.

Ich bewundere alle Lehr- und Betreuungskräfte, die in strukturell benachteiligten Schulen arbeiten. Sie leisten einen großen Beitrag für die Gesellschaft, aber auch für die Entwicklung einzelner Kinder.

Ich hoffe, dass es heute auch noch solche Projekte an den Schulen gibt, bei denen ältere Schüler sich einbringen und was für ihr Leben mitnehmen können. Schön wäre es dann auch, wenn das Projekt mindestens ein ganzes Schuljahr lang geht, da vor allem Kinder Zeit brauchen, um Vertrauen aufzubauen.

Auch heute noch versuche ich Frauen zu ermutigen, über ihre Grenzen zu gehen und auch nach der Familiengründung die berufliche Entwicklung nicht aus den Augen zu verlieren.

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