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Die geplante Produktionsanlage für Hochleistungs-Lithium-Ionen-Batterien im Industriepark Schwarze Pumpe.

© Altech

Neue Energie für Schwarze Pumpe: Altech errichtet zwei Produktionsanlagen im Ex-Kohlerevier

Das australische Unternehmen Altech will in der Lausitz eine Fabrik für die Veredelung von Hightech-Batterien bauen. Der Industriepark Schwarze Pumpe wächst.

Der Südosten Brandenburgs sei ein „Hotspot“, wenn es um die Entwicklung hochmoderner Batterien gehe, sagt Uwe Ahrens, Geschäftsführer der Altech Advanced Materials AG: „Hier spielt die Musik.“ Seine Unternehmensgruppe wolle ganz vorn dabei sein.

In Schwarze Pumpe, an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen, will Ahrens zwei Fabriken aufbauen. Eine soll Materialien für die Akkus von Elektroautos herstellen, die andere Großbatterien für die Industrie. Eine Pilotanlage, geplanter Start im Oktober, gibt es bereits.

In der Anlage soll ein neuartiges Material namens „Siluma Anodes“ hergestellt werden, das für die Lithium-Ionen-Batterien in Elektroautos verwendet werden kann.

Carsten Baumeister, Leiter des operativen Geschäfts bei Altech, in der Pilotanlage des Unternehmens in Schwarze Pumpe.
Carsten Baumeister, Leiter des operativen Geschäfts bei Altech, in der Pilotanlage des Unternehmens in Schwarze Pumpe.

© Christoph M. Kluge/Tagesspiegel

Mit den Batterien, die schon am Markt seien, gebe es zwei gravierende Probleme, sagt Carsten Baumeister, der für den Aufbau zuständig ist. Schon beim ersten Aufladen bleibe ein Teil der Lithium-Ionen im Innern an der Anode „kleben“, die Batterie verliere so bis zu 15 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit. Zudem entstehe Flusssäure, was die Lithium-Ionen angreife und zerstöre. Der Akku muss häufiger geladen werden.

Altech entwickelte ein neues Verfahren. Dabei wird das Material beschichtet, aus dem die Batterieteile gefertigt sind. Die Teilchen – Durchmesser 0,5 Mikrometer – erhalten eine Schicht aus Keramik, was Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit der Batterie verbessert. Aus dem Stoff werden Anoden gebaut, die in die handelsüblichen Batterien passen.

Innovationszentrum Dock 3 im Industriepark Schwarze Pumpe. Dort soll das Altech-Projekt entstehen.
Innovationszentrum Dock 3 im Industriepark Schwarze Pumpe. Dort soll das Altech-Projekt entstehen.

© Christoph M. Kluge

Altechs zweites Projekt heißt „Cerenergy“, wobei es um den Bau großer Energiespeicher geht. So soll etwa Energie aus Solar- und Windanlagen besser gespeichert oder die Infrastruktur gegen Stromausfälle gesichert werden. Die verwendete Festkörperbatterie arbeitet auf Kochsalzbasis, was umweltfreundlicher sein soll. „Cerenergy“ entwickelt Altech gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme.

Der Kohleausstieg kommt

Man habe Interesse an der Technologie, sagt der Rainer Schiller, Vorstand des Energieversorgers Leag. Aus Großspeichern und Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff plant Leag eine „Gigawatt-Factory“. Noch betreibt die Leag bekanntermaßen Kohlekraftwerke und Tagebaue in Jänschwalde, Schwarze Pumpe und im sächsischen Boxberg. Deren Strom ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine wieder gefragt. Die Anlagen, die wegen des Kohleausstieges abgeschaltet werden sollten, laufen auf Hochtouren – doch der Ausstieg kommt.

Und so weckte die australische Altech-Gruppe Hoffnungen, als sie vor zwei Jahren in die Lausitz kam. Kann die Technologie halten, was das Management verspricht?

10.000
Tonnen der neuen „Silumina Anodes“ sollen pro Jahr in der Lausitz hergestellt werden. 

Einem Bericht der „Lausitzer Rundschau“ zufolge bat das Unternehmen die Gemeinderäte von Spreetal im März um eine Fristverlängerung für den Baustart. Im Kaufvertrag hatte sich Altech verpflichtet, im Sommer 2023 mit den Arbeiten zu beginnen. Der Grund für die Verzögerung habe bei einem Zulieferer gelegen, hieß es nun, das Problem sei behoben.

Baufirma mit Tesla-Erfahrung

Die Planung für die Fabrik, in der 10.000 Tonnen „Silumina Anodes“ pro Jahr hergestellt werden soll, sei „prinzipiell abgeschlossen“, das Genehmigungsverfahren werde im ersten Quartal 2024 beendet. Bei Vollproduktion sollen bei Altech insgesamt 250 Menschen arbeiten. Für Planung und Bau hat Altech die Berliner Baufirma Arikon beauftragt, die bereits das Tesla-Werk in Grünheide errichtete.

Die Investitionen gehören zu einer größeren Erweiterung des Industrieparks Schwarze Pumpe, gefördert vom Land Brandenburg und dem Freistaat Sachsen. Eine neue Fläche von 82 Hektar soll erschlossen werden, um Unternehmen in die Region zu locken.

Der Industriepark ist aus einem volkseigenen Betrieb der DDR-Energiewirtschaft hervorgegangen und bis heute stark von der Kohlewirtschaft geprägt. Nun soll er zu einem Zentrum für nachhaltige Technologien werden.

Dem Zweckverband „Industriepark Schwarze Pumpe“ zufolge ist die Nachfrage nach Flächen groß. Es lägen bereits Anfragen über ein potenzielles Investitionsvolumen von 3,2 Milliarden Euro vor – was einem Fachkräftebedarf von 3000 Arbeitsplätzen entspreche.

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