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Wie wäre es mit einem Praktikum auf dem Bau? Dauert auch nur einen Tag. Die Praktikumswoche startet im Sommer.

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Exklusiv

Praktikumswoche für junge Menschen im Sommer: Berliner Wirtschaft will Fachkräftenachwuchs sichern

Fünf Firmen in fünf Tagen: In Berlin können junge Menschen in diesem Sommer unterschiedliche Betriebe kennenlernen. Die Praktikumswoche ist eine Initiative der IHK Berlin.

Die Berliner Wirtschaft geht in die Offensive, anstatt über den Fachkräftemangel zu nörgeln: Mit einer Praktikumswoche will sie junge Menschen für Ausbildungsberufe begeistern. Interessierte können an fünf Tagen fünf unterschiedliche Berufe und Unternehmen in Berlin kennenlernen, zum Beispiel die Arbeit auf einer Baustelle oder die eines Büroangestellten.

Das Format richtet sich vor allem an Schüler:innen zwischen 15 und 20 Jahren und findet vom 26. Juni bis zum 25. August statt. Die Praktikant:innen können entweder an fünf oder weniger Tagen teilnehmen und die Praktika in einer Woche oder über die Ferien verteilt absolvieren. Initiiert hat die Praktikumswoche die Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin.

Win-win-Situation für Betrieb und Praktikantin

„Junge Menschen können durch das ‚Reinschnuppern‘ in die Betriebe die Besonderheiten und Einsatzfelder eines Berufs kennenlernen“, sagt Cansel Kiziltepe (SPD), die Arbeitssenatorin von Berlin. Zugleich biete die Praktikumswoche für Firmen die Chance, Schüler:innen für den eigenen Betrieb zu begeistern und sie für eine Ausbildung zu gewinnen.

Von einer Win-win-Situation für beide Seiten spricht auch die IHK Berlin. Die Teilnahme an der Praktikumswoche ist für Unternehmen wie für die Praktikant:innen kostenlos, sämtliche Kosten übernehmen die IHK Berlin und ihre Partnerorganisationen. Eine Vergütung erhalten die Schüler:innen nicht, dafür sei die Zeit von einem Tag zu kurz, sagt ein IHK-Sprecher.

Das Geld kommt aus Mitteln der IHK-Ausbildungsoffensive: Vergangenes Jahr hatte die Vollversammlung das Programm beschlossen und rund 2,8 Millionen Euro lockergemacht, um Ausbildungsangebote in der Hauptstadt zu erweitern und das Matching zwischen Jugendlichen und Unternehmen zu verbessern. Die Praktikumswoche sei „eines der Leuchtturmprojekte“ dieses Projekts, sagt Sebastian Stietzel, Präsident der IHK Berlin.

Angebot von 2600 Praktikumsstellen

Die Jugendlichen können aus insgesamt 22 Branchen wählen, darunter Tief- und Hochbau, Verkauf und Handel sowie Metallverarbeitung. 2600 Praktikumsstellen stehen den Bewerber:innen bereits offen, weitere Firmen können sich noch bis Mitte August anmelden.

Die jungen Menschen müssen sich mit einem Motivationsschreiben bewerben, die Betriebe wählen ihre Wunschkandidat:innen aus. Anschließend bekommen die Jugendlichen ihre individuelle Praktikumswoche zusammengestellt. Nach der Teilnahme erhalten sie ein Zertifikat.

Ein Unternehmen, das mitmacht, ist das Tiefbauunternehmen Frisch & Faust. Der Prokurist, Dieter Mießen, erzählt, dass sein Betrieb im vergangenen Jahr fünf von 14 Ausbildungsplätzen nicht besetzen konnte. „Deshalb wollen wir jetzt die Chance der Praktikumswoche nutzen, um junge Menschen für Berufe des Tiefbaus zu begeistern und unser Unternehmen zu präsentieren.“ Frisch & Faust beschäftigt insgesamt 200 Mitarbeitende.

Eine Praktikumswoche haben andere Städte schon im vergangenen Jahr erprobt, zum Beispiel Frankfurt am Main. Der Dienstleister, das Fuldaer Start-up Stafftastic, hat die Projekte ausgewertet: Demzufolge könnten sich 87 Prozent der Schüler:innen eine Ausbildung oder ein duales Studium in einem der kennengelernten Unternehmen vorstellen.

Das Ziel der Praktikumswoche besteht darin, eine niedrigschwellige Berufsorientierung zu schaffen. „Wenn die Chemie stimmt, kann eigenständig ein längeres Praktikum vereinbart werden“, heißt es auf der Webseite der Praktikumswoche.

Unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen sei, dass ein Tagespraktikum unmittelbar zur Vergabe eines Ausbildungsplatzes führe. Das sagt Gerrit Buchhorn, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gastronomieverbandes Berlin (DEHOGA): „Im Schwerpunkt geht es allerdings darum, dass Schüler in kurzer Zeit verschiedene Berufsfelder kennenlernen und sich einen ersten Überblick über die beruflichen Möglichkeiten verschaffen.“

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