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Vertrauensverhältnis: die Berliner Philharmoniker und Gustavo Dudamel.

© Stephan Rabold

Es lebe das Spiel: Gustavo Dudamel dirigiert die Berliner Philharmoniker

60 Jahre Philharmonie: Gustavo Dudamel übernimmt anstelle von Zubin Mehta das Jubiläumskonzert – und begeistert mit Mahlers Fünfter.

Es ist ein schöner Gedanke, zum 60. Philharmonie-Jubiläum einen Zeitzeugen ans Dirigentenpult einzuladen. Kurz nach der Eröffnung des Scharoun-Baus im Oktober 1963 stand Zubin Mehta vor den Berliner Philharmonikern. Das Architekturkonzept „Musik im Mittelpunkt“ hatte sich längst noch nicht durchgesetzt.

Boris Blacher schrieb zur Weihe des Hauses eine Fanfare, die Trompeten, Hörner und Posaunen auf den Emporen des Saals gruppierte: eine Raummusik, die anreißen sollte, welches Hörerlebnis die neue Philharmonie bieten konnte.

60 Jahre später findet man in aller Welt Konzertsäle, die der Vision von Philharmonie-Schöpfer Hans Scharoun folgen. Der Jubiläumsdirigent aber muss aus gesundheitlichen Gründen absagen. Anstelle von Zubin Mehta (87) übernimmt Gustavo Dudamel (42) das Programm, das mit Blachers schnörkelloser Fanfare beginnt.

Die folgende Uraufführung von Milica Djordjevic fordert eine große Orchesterbesetzung und verzichtet auf extravagante Platzierungen im Raum. Ihr Fünfminüter mit dem poetischen Titel „Kleines Glühwürmchen, grell beleuchtet und erschrocken von unerträglicher Schönheit“ beginnt ganz zart. Schnell aber verdichtet sich die Musik zu einer gleißenden Klangwand – zu schnell, um wirklich von ihr berührt zu werden.

Dann gehört der Abend ganz Gustav Mahlers 5. Symphonie. Gustavo Dudamel hat sie auf der Asien-Tournee 2018 oft mit den Philharmonikern aufgeführt. Eine große Verbundenheit zwischen Orchester und Dirigent ist spürbar, die Basis für eine immer wieder sehr kammermusikalisch ausgelotete Interpretation. Die Instrumentalsolisten glänzen, die Streicher steuern einen leicht mürben Herbstton bei.

Das Nichtmehrweiterwissen der Musik vor dem berühmten Adagietto ist hier keine Katastrophe, eher einer Vergewisserung von Fülle. Von da aus zu einem jubelnden Finale zu gelangen, bedeutet plötzlich gar keine Anstrengung mehr. Dudamel begreift es als Spiel, und wer spielen kann, hat eine Zukunft. Glückwunsch, Philharmonie!

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