zum Hauptinhalt
Denkmal für Alexander von Humboldt vor dem Eingang der nach ihm benannten Universität in Berlin

© Tim Brakemeier/dpa

Kolumne Ländersache: Der gute Name Humboldt

Unser Autor vermisst im Humboldt-Forum die Humboldts. Statt mit dem Vermächtnis der Namensgeber, befasse sich das Forum zu viel mit sich selbst.

Eine Kolumne von Rüdiger Schaper

Alexander von Humboldt lebte viele Jahre in Paris, bevor er sich in Berlin niederließ. 1845 kehrte er zum letzten Mal an die Seine zurück. Er führte eine Gruppe von Native Americans durch den Louvre, kultureller Botschafter ein Leben lang in alle Richtungen.

Die kleine, aber bedeutsame Episode ist nachzulesen in „Die Brüder Humboldt. Geschichten aus der Gegenwart“, herausgegeben von der „Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss“ und konzipiert von David Blankenstein. Das Bändchen bietet viel Information und Anschauliches über die Namensgeber des Forums. Und das ist absolut notwendig.

Die Humboldts fehlen

Im Humboldt-Forum fehlen die Humboldts. David Blankenstein, ein exzellenter Kenner des Materie, konnte eine Fensterpassage mit Humboldt-Motiven gestalten, nachträglich. Mehr nicht.

Die fabelhafte Humboldt-Ausstellung, die 2019 im Deutschen Historischen Museum zu sehen war, hat es nicht ins Forum gegenüber geschafft, wohin sie im Grunde gehört. Denn die Humboldts sind das Beste, was Preußen zu bieten hat. Und damit Weltkulturerbe.

Schon beim Durchblättern der handlichen Publikation zeigt sich, wie praktisch und wegweisend die Humboldts für die Arbeit des Humboldt-Forums sind. Alexander war schließlich der geniale Pionier populärer Wissensvermittlung. Bei den „Kosmos“-Vorträgen 1827/28 folgte ihm die ganze Stadt.

Die liberalen Weltgeister polarisierten die Gesellschaft

Wilhelm hat sich als Politiker und Wissenschaftler für die Freiheit des Individuums durch Bildung und Sprache engagiert. Und gerade dort, wo die beiden Brüder damals die Gesellschaft polarisierten, kann jetzt angeknüpft werden. Sie kämpften gegen Sklaverei, Antisemitismus, kulturelle Dominanz der Mächtigen. Sie waren liberale Weltgeister.

Bisher aber hat sich das Forum sehr viel mit sich selbst und seinen teilweise absurden Strukturen beschäftigt. Den Schlossfreunden war die Fassade wichtiger als der Inhalt. Der Bau hat ein Kreuz, aber keine Seele. Die kann nur bei den Humboldt-Brüdern zu suchen sein.

Sie wurden namentlich herangezogen, um einem hybriden Riesenprojekt den Anschein von kultureller Gravitas zu geben. „Ideen können nur nützen, wenn sie in vielen Köpfen lebendig werden“, schrieb Alexander von Humboldt. Das gilt umso mehr für öffentliche Kulturorte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false