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Berliner Operngruppe

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Sensationsfund in Neapel: Berliner Operngruppe bringt verschollene Donizetti-Oper ins Konzerthaus

180 Jahre lang war Donizettis Oper „Dalinda“ verschwunden. Jetzt wurde sie in einer italienischen Bibliothek entdeckt – die Welturaufführung findet in Berlin statt.

Eine Spurensuche, so dramatisch wie ein Krimi: 180 Jahre lang war die „Dalinda“ des italienischen Belcanto-Komponisten Gaetano Donizetti verschollen. Gespielt wurde das Stück noch nie – die Zensur verbot zu Donizettis Zeiten die Aufführung. Vor wenigen Jahren entdeckte die Wissenschaftlerin Eleonora Di Cintio Teile der Oper durch Zufall in einer Bibliothek in Neapel. Weitere Fragmente des Stücks wurden daraufhin in Paris gefunden – und Di Cintio setzte die Noten wie ein Puzzle zusammen. Am Sonntag, dem 14. Mai, ist „Dalinda“ zum ersten Mal zu hören: im Berliner Konzerthaus.


In Aktion: Der Chor der Berliner Operngruppe im Konzerthaus.
In Aktion: Der Chor der Berliner Operngruppe im Konzerthaus.

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„Es ist eine Ehre, dieses Stück als erster Dirigent anfassen zu dürfen“, sagt Felix Krieger, der schon für die BBC, das Deutsche Symphonieorchester und die Pariser Oper am Pult stand. Er gründete 2010 die Berliner Operngruppe: Seitdem führt das Ensemble einmal im Jahr eine Oper auf, die im Opern-Mainstream im Abseits steht. Seit ihrer Gründung hat sich die Gruppe zunehmend professionalisiert. Vom Radialsystem zog sie ins Konzerthaus, das Orchester besteht heute ausschließlich aus freien Musikern und Musikstudierenden. Der Amateur-Chor wird von Berufssängern unterstützt, professionelle Solisten besetzen die Hauptrollen.

Die „Dalinda“ ist ein neuer Höhepunkt für die Operngruppe. Das Ensemble ist weltweit das Erste, das Gaetano Donizettis verschollene Oper spielt. Die Zensurbehörden Neapels untersagten 1838 die Aufführung des Stücks, woraufhin der Komponist („L’elisir d’amore“, „Lucia di Lammermoor“) die Stadt verließ. Grund für das Verbot war der religiös brisante Gegenstand der Oper: „Die ‚Dalinda‘ ist im Prinzip eine versteckte ‚Lucrezia Borgia‘, eine bis heute sehr populäre Oper von Donizetti“, sagt Felix Krieger. „Lucrezia Borgia“ stellt die gleichnamige Renaissancefürstin in den Fokus der Handlung, eine uneheliche Tochter des Papstes Alexander IV im 15. Jahrhundert. Nach Lucrezias Tod streuten Feinde der Familie Borgia Gerüchte über die Fürstin: Giftmischerin soll sie gewesen sein, Ehebrecherin, gar Blutschänderin.

Eine große Ehre: Felix Krieger dirigiert die Welturaufführung der „Dalinda“.
Eine große Ehre: Felix Krieger dirigiert die Welturaufführung der „Dalinda“.

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Auf Grundlage dieser Legenden schuf Donizetti 1833 eine Oper, die ebenfalls in weiten Teilen Italiens verboten wurde. In „Dalinda“ verlegte er die Handlung der „Lucrezia Borgia“ in den heutigen Iran, ließ jedoch die Grundzüge des Librettos bestehen. Zudem übernahm der Komponist Teile der „Lucrezia“-Partitur: „Jeder, der ‚Lucrezia Borgia‘ kennt, wird ihre Musik über große Strecken wiedererkennen“, sagt Felix Krieger. „Aber: Die Stücke sind anders zusammengestellt.“ Die neapolitanischen Zensurbehörden erkannten die Nähe der beiden Werke und erklärten auch „Dalinda“ für unmoralisch – die Aufführungen wurden verboten.

Rund 180 Jahre später entdeckte die Eleonora Di Cintio Notenfragmente der Oper in einer neapolitanischen Bibliothek. Weitere Teile der Partitur konnten später in Paris gefunden werden. Am 14. Mai findet das Werk endlich ein Publikum: Die Berliner Operngruppe bringt das Stück in einer halbszenischen Vorstellung im Konzerthaus auf die Bühne, die Titelpartie übernimmt die russische Künstlerin Lidia Fridman. „Es ist ein besonderes Gefühl, als allererster Dirigent überhaupt diese Partitur vor mir liegen zu haben“, sagt Dirigent Felix Krieger. Ob so eine Uraufführung nervös macht? Kein bisschen. „Es wird sicherlich anders hingeschaut. Aber nervös bin ich nicht. Das Musizieren zusammen und die Energie im Ensemble lassen einen das vergessen.“

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