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Jurypräsidentin und Schauspielerin Kristen Stewart kommt zur Eröffnung der 73. Internationalen Filmfestspiele Berlinale.

© dpa/Soeren Stache

Tag 2 auf der Berlinale: Die ganze Welt im Heimathafen Berlin

Bei der Berlinale gabs zur Eröffnung Stars ohne Ende - der größte wird aus Kiew zugeschaltet. Und das Leben nach der Pandemie fühlt sich an, als fange es neu an.

Eine Kolumne von Robert Ide

Ich war auch mal Schauspieler. Gemeinsam mit Herbert Köfer stand ich als Zehnjähriger vor der Kamera in einem Berliner Hinterhofstudio. Der Star des DDR-Fernsehens spielte einen kleinen Jungen und Herbert Köfer einen knorrigen Hausmeister – oder wars umgekehrt? Ein Kater war auch dabei.

Unser Dialog ging so: Hausmeister: „Hör mal zu, Katze!“ – Schuljunge: „Nich so laut, sein Herz kloppt.“ – Katze: „Miau!“ – Hausmeister: „Wenn ick dich nochmal uff der Treppe erwische, mach ick ‘n Bettvorleger aus Dir.“ Ja, so lustig war das DDR-Fernsehen. Wir hatten ja nüscht.

Im Eröffnungsfilm schleppt eine Frau einen Mann mit ihrem Boot ab

Heute haben wir Stars ohne Ende, vor allem bei der Berlinale-Eröffnung. Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj wurde live aus Kiew zugeschaltet und bejubelt für eine bewegende Rede mitten aus dem Kriegsgebiet. Der frühere Schauspieler erinnerte an den Film „Himmel über Berlin“, der die Einheit in Frieden vorwegnahm. „Heute kämpfen wir für die Freiheit der Welt. Und wir werden gewinnen.“ Standing Ovations.

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Bei der Berlinale leuchtet Berlin. Auch mit Glamour. Im ersten Festivalfilm „She came to me“ führt Rebecca Miller Regie, der kleine Peter Dinklage spielt groß auf. Manchmal ist das lustig, auch wenn einige Dialoge durch seichtere Gewässer schippern.

Es geht um eine Kapitänin, die einen Komponisten in ihrem Boot abschleppt und hohe Wellen in zwei Familien schlägt, um eine junge Liebe zu retten. „Ich hab Angst, dass wir erwachsen werden und vergessen, wer wir jetzt sind“, sagt das verliebte Mädchen. „Ich erinnere dich dran“, sagt der verliebte Junge und küsst sie. Herbert Köfer hätte jetzt wohl einen Witz über den Hafen der Liebe gemacht.

Herbert Köfer war der Star des DDR-Fernsehens.
Herbert Köfer war der Star des DDR-Fernsehens.

© imago images/Petra Schneider

Warum rennt man noch ins Kino, wenn man sich rund um die Uhr Hausmeister-Serien bei Netflix reinziehen kann? Weil wir nach der Pandemie alle wieder rausschippern müssen. Das Schöne an der Berlinale ist: Die Welt gastiert im Heimathafen Berlin. Am Roten Teppich glitzerte zum Auftakt eine Discokugel, hunderte Fans feierten den Auftakt des Festivals. Das Leben hat uns nicht vergessen.

Okay, ich geb’s zu: Die Sache mit Herbert Köfer war nur ein Casting. Ich mimte den Schuljungen, verhaspelte mich nicht und brachte den Schauspieler sogar aus dem Konzept, als ich stärker berlinerte als im Drehbuch vorgesehen. Ich sah mich schon als künftigen Defa-Star, als dann noch ein Junge vorsprach, der niedlicher und lustiger war als ich. Herbert Köfer schickte mir zum Trost eine Autogrammkarte. Ich sah mir die Serie im Fernsehen an. Also, dolle fand ick die nich.

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