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Drei Elektrodienstwagen der Bayerischen Polizei vom Typ BMW i3 - in den Dienst gestellt im Jahr 2015.

© Bayerisches Staatsministerium des Innern/dpa

Berlins Klimaschutz kommt nicht voran: Warum Polizei und Feuerwehr noch immer fast nur Diesel fahren

Für den Klimaschutz sollen Polizei und Feuerwehr in Berlin ihre Fahrzeugflotte auf alternative Antriebe umstellen. Doch die Technik erfüllt nicht die Ansprüche.

Polizei und Feuerwehr haben große Probleme, den Fuhrpark auf klimafreundliche Antriebe umzustellen. Das geht aus einer Mitteilung von Innensenator Andreas Geisel (SPD) vom Juli an das Abgeordnetenhaus hervor. Es sollen Fahrzeuge mit alternativen Antriebsarten her, um den Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) zu senken, aber auch wegen der neuen Dieselfahrverbote. Der Senat hat sogar EU-Fördergelder akquiriert, um neue Fahrzeuge zu beschaffen. Doch einfach ist das nicht.

Allein die rund 2850 Fahrzeuge der Polizei haben 2018 insgesamt 6785 Tonnen CO2 ausgestoßen, rund 65 Prozent der Wagen haben einen Dieselmotor. Erst 75 Fahrzeuge verfügen über einen alternativen Antrieb, das sind 2,6 Prozent der Flotte. Elektro-Autos kommen für die Polizei nur eingeschränkt infrage, erklärt Geisel. Grund ist die begrenzte „Platz- und Zuladungskapazität“.

Seit 2018 versucht die Polizei sechs Elektrowagen im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts zu beschaffen. Die ersten Ausschreibungen endeten ohne Ergebnis, weil kein Angebot einging oder die Angebote nicht passten. „Kein Hersteller oder Händler war in der Lage, zur Ausschreibung passende Lieferfahrzeuge mit Elektroantrieb in 2018 zu liefern“, so Geisel.

Mal schauen, wann eine Zeitung das erste Mal darüber berichten muss, dass eine Verfolgungsjagd abgebrochen werden musste, weil den eingesetzten Einsatzfahrzeugen leider der Strom ausging oder bei Tempo 120 abgeregelt worden ist.

schreibt NutzerIn Spreesurfer

Jetzt sollen die sechs Wagen „bis zum Projektende im Januar 2020 beschafft werden“. Das Problem bleibt, dass „grundsätzlich keine Angebote über Fahrzeuge mit vollelektrischem Antrieb, Plug-in-Hybrid oder Erd-/Autogasantrieb abgegeben werden“. Hinzu kämen lange Lieferzeiten. „Für rund 60 Prozent der polizeilichen Flotte gibt es keine zu den polizeilichen Anforderungen passenden Fahrzeuge mit alternativem Antrieb.“

Bei der Feuerwehr, deren mehr als 800 Fahrzeuge 2018 insgesamt 4137 Tonnen CO2 ausgestoßen haben, wird meist Diesel getankt. Seit 2018 gibt es vier Elektro-Pkw, im Herbst 2019 folgen fünf leichte E-Nutzfahrzeuge.

Der frühere Innensenator Frank Henkel (CDU) und Ex-Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers stellten 2012 elf neue Elektro-Wagen in den Dienst.
Der frühere Innensenator Frank Henkel (CDU) und Ex-Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers stellten 2012 elf neue Elektro-Wagen in den Dienst.

© Caroline Seidel/dpa

Für mehr als „95 Prozent der Fahrzeugflotte“ gibt es „noch keine zu den Anforderungen der Feuerwehr passenden Fahrzeuge mit alternativem Antrieb“, bei den Großfahrzeugen sind es 100 Prozent – wegen der Einsatztechnik und der mehrstündigen Ladezeit. Bei Fahrzeugen des Katastrophenschutzes ist der Dieselbetrieb laut Geisel „alternativlos“.

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Die Feuerwehr entwickelt mit einem Brandenburger Hersteller selbst ein Löschhilfeleistungsfahrzeug mit kombiniertem Antrieb aus Plug-in-Hybrid mit Dieselmotor. Ab 2020 soll ein Wagen erprobt werden und 80 Prozent weniger CO2 ausstoßen. Grünen-Innenexperte Benedikt Lux spricht von ersten Erfolgen, die „verstetigt“ werden müssten.

„Es gibt enorme Einsparpotenziale, die die Sicherheit und Einsatzfähigkeit nicht beeinträchtigen“, sagt Lux. „Es sollte geprüft werden, ob wir mit anderen Großstädten auf Hersteller und Händler zugehen, um die Entwicklung und Lieferung umweltfreundlicherer Einsatzfahrzeuge voranzutreiben.“

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