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Ganz offenkundig ein Lokal-Patriot.

© IMAGO/GE-Foto

Betrüger, Dienstmädchen, Baumstamm-Läufer: Kuriositäten und Zwischenfälle aus der Geschichte des Berlin-Marathons

Die „Letzte Generation“ will in diesem Jahr den Berlin-Marathon unterbrechen. Zwischenfälle und Seltsamkeiten gehörten seit jeher zu dem Lauf-Ereignis.

Die Botschaft war für jene, die es angeblich immer nicht begriffen hatten. „Weil darüber scheinbar Unklarheit herrscht: Ja, wir unterbrechen den Berlin-Marathon. Vor der Klimakatastrophe können wir nicht davonrennen“, verkündete die Klimagruppe „Letzte Generation“ am Freitagmorgen, also kurz vor dem renommierten Sportereignis mit fast 48 000 Läufern, Handbikern, Inlineskatern und Rollstuhl-Fahrern.

Was genau die umstrittene Gruppe plant, ist nicht bekannt. Eine Störung des Wettbewerbs wäre wohl der erste Zwischenfall dieser Art.

Auffälligkeiten gab es immer

Zwischenfälle und Auffälligkeiten ist man beim Berlin-Marathon gewöhnt. Es geht um Betrug, kuriose Renn-Kleidung und skurrile Ideen.

Betrugsversuche sind geradezu ein Klassiker. Hauptsache eine gute Zeit – auch wenn man sie nur auf illegalem Weg erreichen kann. Das ist für einige die Devise.

Wer nicht laufen will, kann jubeln.
Wer nicht laufen will, kann jubeln.

© dpa/Christoph Soeder

Marathon minus 15 Kilometer

2007 erreichte Roberto Madrazo, der mexikanische Präsidentschaftskandidat von 2006, nach exzellenten 2:41:12 Stunden das Ziel – Sieg in seiner Alterskategorie. Als es Zweifel an dieser Leistung gab, wurden seine Zwischenzeiten geprüft.

Ergebnis: Madrazo hatte die Strecke zwischen Kilometer 20 und 35 einfach ausgelassen und dadurch zwei Zeitmatten verpasst. In Mexiko war seine Disqualifikation tagelang Gesprächsstoff.

Ein Pfarrer auf Abwegen

Beim Abkürzen wurde auch mal ein Pfarrer entdeckt. Ein Läufer mit zwei Doktortitel drohte dem Erfinder des Berlin-Marathons und Renndirektor über dreißig Jahre, Horst Milde, mächtigen Ärger an. Der Akademiker, des Betrugs überführt, wollte Milde verklagen. Der reagierte kühl: Der Betrüger erhielt Startverbot für Berlin.

Eine Triathletin wurde vom damaligen TV Sender SFB nach dem Zieleinlauf als beste Berliner Läuferin interviewt. Da hatte der Reporter allerdings noch nicht gewusst, was Funktionäre kurz darauf herausfanden: Die Frau hatte zwischenzeitlich die U-Bahn genommen und war erst am Fehrbelliner Platz wieder in den Lauf eingestiegen.

Vor allem in auffälligen Kostümen sollte man an Abkürzungen nicht mal denken.
Vor allem in auffälligen Kostümen sollte man an Abkürzungen nicht mal denken.

© IMAGO/Joerg Krauthoefer

Kontrollen an der U-Bahn

Schon Mitte der 80er-Jahre stellte man in Berlin Kontrollposten an den U-Bahnaufgängen auf und disqualifizierte alle Betrüger, die man erwischte.

Jetzt erfolgt die Zeitmessung mit dem sogenannten ChampionChip, einem Plastik-Transponder, den jeder Teilnehmer erhält. Die Nettolaufzeit wird nur dokumentiert, wenn man die ausgelegten Zeitmess-Matten am Start, alle auf der Strecke ausgelegten Matten und im Ziel überläuft.

Als Dienstmädchen verkleidet

Kurios und spektakulär sind viele Outfits, in denen Teilnehmer auftauchen. Der Brite Jamie Buckland lief als französisches Dienstmädchen verkleidet (3:02:56 Stunden). Die Inderin Kranti P. Salvi absolvierte die 42,195 Kilometer in einem traditionellen Sari, der von vielen Frauen in asiatischen Ländern zu Hochzeiten getragen wird. Bei den Inlineskatern benötigte Jochen Glasbrenner auf Inlineskates 1:12:56 Stunden – verkleidet als Superheld.

Nur wer die gesamte Strecke durchzieht, darf am Ende die Hände in die Höhe strecken.
Nur wer die gesamte Strecke durchzieht, darf am Ende die Hände in die Höhe strecken.

© dpa/Andreas Gora

Marathon mit Baumstamm

Aber das alles verblasst neben der Leistung von Mehmet Topyürek aus Heilbronn. Im vergangenen Jahr trug der ehemalige Kickboxer während des Laufs einen 20 Kilogramm schweren Baumstamm abwechselnd auf den Schultern.

Er habe eine neue sportliche Herausforderung gesucht, sagte der 37-Jährige im Ziel. Das hatte er nach immerhin 5:46 Stunden erreicht. Eine wohlverdiente Pause konnte er danach aber nicht genießen. „Jeder wollte mit mir ein Selfie machen“, sagte er.

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