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Seit dem Frühjahr 2019 ist das Haus in der Karl-Marx-Straße 170/172 eingerüstet.

© Madlen Haarbach/Tagesspiegel

Haus in Berlin seit fast vier Jahren eingerüstet: Neuköllner Anwohner beklagen scheinbar sinnloses Baugerüst

Seit dem Frühjahr 2019 ist ein Mehrfamilienhaus an der Karl-Marx-Straße eingerüstet – dabei wird hier offensichtlich nicht gebaut. Warum steht das Gerüst dort?

Seit bald vier Jahren müssen Fußgänger:innen auf Höhe der Karl-Marx-Straße 170/172 in Neukölln ein Baugerüst passieren, das den Gehweg teilweise verengt – und Bewohner:innen des Hauses mit der Metallkonstruktion vor ihren Fenstern leben. Nur der Gemüsemarkt im Erdgeschoss scheint zu profitieren: Er hat großflächig Werbung am Gerüst befestigt.

Viele Menschen irritiert nicht nur die lange Stehzeit des Gerüstes, sondern vor allem auch die Frage: Warum passiert da eigentlich nichts? Denn gebaut wird an der Fassade augenscheinlich nicht.

Das Bezirksamt ist sich bewusst, dass dies keine guten Informationen für die Mieter:innen sind.

Jochen Biedermann, Baustadtrat in Neukölln

Auf Anfrage des SPD-Verordneten Wolfgang Hecht erklärte Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne) kürzlich bei der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) den Hintergrund: Tatsächlich ist das Gerüst eine Art Notausgang. So solle es den zweiten Rettungsweg für die Feuerwehr sicherstellen, sagte Biedermann.

Der Gemüsemarkt im Erdgeschoss hat großflächig Werbung am Gerüst montiert.
Der Gemüsemarkt im Erdgeschoss hat großflächig Werbung am Gerüst montiert.

© Madlen Haarbach/Tagesspiegel

Denn auch wenn vorne nichts passiert – im Hinterhof des Hauses entsteht ein Neubau. Durch die Baustelle kommt die Feuerwehr von hinten nicht mehr an das Haus und soll dann, im Falle eines Falles, offenbar die Menschen über das Baugerüst evakuieren.

Denn direkt von der Straße aus kommt die Feuerwehr nicht an das Haus ran: Im Erdgeschoss sind Flachbauten dem Haus vorgelagert, in denen sich unter anderem der bereits erwähnte Gemüseladen befindet. Den Abstand zwischen Straße und Haus, über die Flachbauten hinweg, überbrückt nun die Metallkonstruktion.

Das Gerüst sei aktuell bis Ende März 2023 genehmigt, sagte Biedermann weiter. Allerdings passiere auf der Baustelle im Hinterhof augenscheinlich seit einiger Zeit ebenfalls nichts mehr – auch der Neubau muss eigentlich bis Ende 2023 fertig sein.

So lange die Baustelle im Hof bestehe, müssen Mieter:innen und Fußgänger:innen laut Biedermann mit dem Gerüst leben. Er räumte ein: „Das Bezirksamt ist sich dessen bewusst, dass dies keine guten Informationen für die betroffenen Mieter:innen sind.“ Er werde die Anfrage aber zum Anlass nehmen, beim Eigentümer nachzufragen, kündigte Biedermann an.

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