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Die sechs Boxen stehen auf einer bisherigen Brachfläche in der Hertzbergstraße.

© Unionhilfswerk

Safe Place für Obdachlose in Berlin-Neukölln: Drei Quadratmeter Privatsphäre für wohnungslose Menschen

Sechs weiße Häuschen sollen schon bald sechs Menschen ohne Obdach ein vorübergehendes Zuhause bieten. Das Projekt soll ihnen dabei helfen, wieder in der Gesellschaft anzukommen.

Von außen sehen sie eher trostlos aus, das räumt auch Marco Schulze ein. Schulze ist Geschäftsführer des Trägers My Way Soziale Dienste und von nun an für die weißen Boxen aus Sperrholz verantwortlich. „Und trotzdem ist es eine sehr gute Nachricht, dass wir heute hier stehen“, sagt er. Die sechs Boxen stehen seit Kurzem auf der Brachfläche an der Hertzbergstraße 9 in Neukölln.

Schon bald sollen sie sechs Menschen ein zumindest vorübergehendes Zuhause bieten. Als „Wohnboxen“ sind sie als Unterkunft für bislang obdachlose Menschen gedacht, als sogenannter Safe Space. Oder wie Schulze es ausdrückt: „Sie können ein Rettungsring sein.“

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Obdachlose Menschen würden von den üblichen Hilfssystemen meist nicht mehr erreicht, sagt Schulze. Denn: „Wer einmal auf der Straße angekommen ist, hat keine Ressourcen mehr, sich mit Behörden auseinanderzusetzen. Der hat keine Kraft mehr, an sich selbst zu glauben.“

Wer einmal auf der Straße angekommen ist, hat keine Ressourcen mehr, sich mit Behörden auseinanderzusetzen.

Marco Schulze, Geschäftsführer von My Way

In den Boxen sollen die Menschen erst einmal ankommen, durchatmen können. Und dann mit Hilfe eines Sozialarbeiters Unterstützung finden.

Die Boxen sind mit dem Nötigsten ausgestattet.
Die Boxen sind mit dem Nötigsten ausgestattet.

© Madlen Haarbach

Ziel ist es, die Menschen irgendwann in eigene Wohnungen zu vermitteln. „Eins ist klar: Das hier ist keine Dauerlösung“, sagt auch der zuständige Neuköllner Sozialstadtrat Hannes Rehfeldt (CDU). „Aber es ist besser als nichts.“

Wohnboxen: drei Quadratmeter Privatsphäre

Die Boxen haben jeweils rund drei Quadratmeter Fläche, sind mit einem Bett, Regalen und den nötigsten Einrichtungsgegenständen ausgestattet. Auf dem Dach befindet sich je eine kleine Solarzelle für Strom, am Rande stehen zwei Dixie-Toiletten.

Vor allem bieten die Boxen aber auch: drei Quadratmeter Privatsphäre. Sie sind abschließbar und richten sich vor allem an jene Menschen, die in den üblichen Wohnungslosenunterkünften nicht unterkommen können. Etwa, weil sie Hunde oder ein Suchtproblem haben.

Das Grundstück gehört dem Bezirk, eigentlich sollte hier eine Kita entstehen. Die Pläne scheitern derzeit allerdings an den Baukosten. Zumindest für die nächsten Jahre sei das Projekt für die Wohnungslosen gesichert, sagt Rehfeldt – und hofft zugleich, dass sich noch weitere geeignete Flächen im Bezirk finden.

„Uns geht es hier um öffentliche Sicherheit – das heißt, wir wollen nicht die Gesellschaft vor den Obdachlosen schützen, sondern die Obdachlosen selbst“, sagt Rehfeldt. Das Projekt helfe nicht nur den Obdachlosen, sondern auch der Nachbarschaft.

„Wenn es uns gelingt, dass ein Mensch hier wohnt, statt in einem Zelt am Wildenbruchplatz, haben am Ende alle etwas davon“, sagt Rehfeldt.

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