zum Hauptinhalt
10.04.2023,Berlin,Deutschland,Ostermontag,das Tempelhofer Feld. Groundhandling von Gleitschirmen *** 10 04 2023,Berlin,Germany,Easter Monday,the Tempelhofer Feld groundhandling paragliders

© Imago/stefan zeitz

Wolkenkuckucksheim oder Notwendigkeit?: Das halten Bezirkspolitiker von der Bebauung des Tempelhofer Felds

In der Bezirkspolitik von Tempelhof-Schöneberg wird schon lange über Baupläne für die große innerstädtische Freifläche diskutiert. Wer ist dafür, wer ist dagegen?

Schon in den vergangenen Jahren wurde das Thema Bebauung/Randbebauung des Tempelhofer Feldes in der Bezirksverordnetenversammlung diskutiert. Dabei ist das eine Frage, die nicht auf Bezirks-, sondern auf Landesebene entschieden wird.

Der SPD-Abgeordnete und -Kreisvorsitzende, Lars Rauchfuß, hat auch in seiner Zeit als Bezirksverordneter in der vergangenen Wahlperiode nie einen Hehl daraus gemacht, für die Randbebauung zu sein. Daran hält er fest; bezahlbarer Wohnraum werde gebraucht. Für diese Position gebe es bei den Sozialdemokraten breite Unterstützung.

Rauchfuß plädiert für eine Bebauung an den Rändern – im Westen am Tempelhofer Damm und im Süden hin zur S-Bahn und Autobahn. Bauen am Columbiadamm und zur Neuköllner Seite hin schließt Rauchfuß aus. Ebenso wie privaten Wohnungsbau. „Die Flächen gehören dem Land, was bezahlbaren Neubau durch landeseigene Gesellschaften ermöglicht“, sagt Rauchfuß.

Die Flächen gehören dem Land, was bezahlbaren Neubau durch landeseigene Gesellschaften ermöglicht.

Lars Rauchfuß, SPD

Dies gehöre zu den Bedingungen, die auch dem Koalitionspartner CDU auf Landesebene klar sein müssten. „Dann gibt es auch keinen Grund mehr zu trödeln“, sagt Rauchfuß. Einen erneuten Volksentscheid hält er nicht für notwendig: „Das Wichtigste sind Klarheit zum Prozess und der inhaltlichen Planung sowie von Anfang an gute Beteiligungsmöglichkeiten für alle.“ Dann werde das Projekt auch auf Zustimmung in der Bevölkerung stoßen.

Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende in der BVV, Patrick Liesener, findet es richtig, dass jetzt Schwung in das Vorhaben kommt. „So wie das Tempelhofer Feld sich aktuell präsentiert, ist es unbefriedigend“, sagt Liesener. Auf einer begrenzten Fläche sollten bezahlbarer Wohnraum und öffentliche Infrastruktur, beispielsweise Sportanlagen, entstehen. Weiterhin soll eine große freie Fläche bleiben, die durch Bäume zusätzlich aufgewertet werden könnte.

So wie das Tempelhofer Feld sich aktuell präsentiert, ist es unbefriedigend.

Patrick Liesener, CDU

Der geplante Ideenwettbewerb wird sicher weitere tolle Vorschläge hervorbringen“, sagte Liesener. Wichtig sei ihm, dass die Berlinerinnen und Berliner entscheiden, was auf dem Tempelhofer Feld passiert. Dies müsse nicht zwingend durch einen Volksentscheid gesehen, den der Senat rechtlich auch gar nicht initiieren könne: „Uns ist egal, ob es eine Befragung, ein Entscheid oder etwas anderes ist, solange die Entscheidung bei den Berlinerinnen und Berlinern liegt.“ In der BVV in der vergangenen Wahlperiode klang das bei der CDU anders. Damals setzte die Union einen Volksentscheid voraus.

Die Grünen sind klar gegen eine Bebauung

Die Grünen sind klar gegen eine Bebauung des Feldes und fordern, das Ergebnis des Volksentscheids von 2014 weiter zu respektieren. „Die von der CDU vorgelegten Bebauungspläne sind reines politisches Kalkül und werden die Wohnungssituation im Bezirk nicht entspannen“, schreibt der Kreisverband. „Der Neubau in Berlin scheitert nicht an mangelnder Fläche, sondern an gestiegenen Baukosten, mangelndem Personal in den Stadtentwicklungsämtern und an zu wenig Baustoffen.“

Auch ihr Bürgermeister Jörn Oltmann, der früher durchaus für eine Randbebauung war, lehnt neue Pläne ohne einen neuen Volksentscheid ab. Eine Initiative fürs Bauen müsse zwangsläufig aus der Bevölkerung kommen. Eine von oben aufgesetzte Befragung sei nicht dasselbe und könne dies nicht ersetzen. Außerdem passe für ihn nicht zusammen, einerseits das Vorhaben für die Neue Mitte Tempelhof aus der Investitionsplanung bis 2027 zu streichen, andererseits jetzt darauf zu dringen, Wohnungen auf dem Tempelhofer Feld bauen zu wollen.

Eine Initiative fürs Bauen muss zwangsläufig aus der Bevölkerung kommen.

Jörn Oltmann, Grüne

Die Neue Mitte Tempelhof, wo 500 neue Wohnungen entstehen sollen, könnte längst in die Umsetzungsphase kommen, so Oltmann. Die Voraussetzungen, einen Architekturwettbewerb zu starten, lägen vor. Von solch einer Entwicklung sei das Tempelhofer Feld weit entfernt. Es würde Jahre dauern, bis dort gebaut werden könne.

„Das ärgert mich total, bereits erschlossene Potenziale nicht zu nutzen“, sagt Oltmann. Stattdessen träume man vom „Wolkenkuckucksheim“ auf dem Tempelhofer Feld. Die große Grünfläche müsse ohnehin erhalten werden, allerdings plädiert Oltmann dort für eine weitere Bepflanzung: „Nachts ist es der kälteste Ort der Stadt, mittags hingegen der heißeste.“

Die Linken-Fraktion lehnt eine Randbebauung „der einmaligen und viel genutzten Grünfläche Tempelhofer Feld“ entschieden ab, sagt ihre Vorsitzende Elisabeth Wissel. Sie befürchtet, dass dies nur der Anfang einer weitergehenden Bebauung wäre. Ohnehin würden dort keine Wohnungen im niedrigeren Preissegment entstehen. Für die AfD-Fraktion in der BVV ist eine Bebauung nur nach einem erneuten Volksentscheid möglich; ansonsten müsse das Tempelhof-Gesetz respektiert werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false