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Schülerinnen und Schüler einer Grundschule sitzen mit Abstand in ihrem Klassenraum.

© picture alliance/dpa/Marcel Kusch

Bildungsmonitor: Schlechte Noten für Berlin und Brandenburg

Berlin und Brandenburg rutschen im Bildungsmonitor 2023 ab. In der Länder-Vergleichsstudie liegt Berlin auf dem vorletzten, Brandenburg nur auf dem 14. Platz.

Es sind wieder schlechte Nachrichten für den Zustand der Bildung in der Region: Berlin ist im Bildungsmonitor 2023 abgerutscht und liegt jetzt im Ländervergleich auf dem vorletzten, 15. Platz – einen vor Schlusslicht Bremen. In den vergangenen beiden Jahren hatte es für Berlin einen Aufwärtstrend gegeben. 2021 sowie 2020 landete die Hauptstadt auf Platz 13 und 2022 sogar auf Platz 11. 2019 war es noch der letzte Platz.

Auch Brandenburg hat sich laut Bildungsmonitor, der von der wirtschaftsnahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) in Auftrag gegeben wird, verschlechtert – von Platz 13 im vergangenen Jahr auf Platz 14. Die Länder Sachsen, Bayern und Thüringen stehen hingegen an der Spitze.

Zu wenig Ausbildungsplätze, zu schlecht in Mathe und Deutsch

Auf Berlin bezogen stellten die Autoren der Studie fest, dass viele Kinder und Jugendliche nicht die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik erreichen. Auch die durchschnittlichen Kompetenzen in diesen Fächern seien niedrig. Das passt zu dem kürzlich bekannt gewordenen desaströsen Abschneiden der Berliner Dritt- und Achtklässler bei den Vergleichsarbeiten. Das hatte unter anderem ergeben, dass vier von zehn Drittklässlern kaum aufholbar die Grundkenntnisse in Deutsch und Mathematik fehlen.

Der Anteil von Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz in Berlin sei trotz Fortschritten hoch, heißt es im Bildungsmonitor. Das Land habe im Bundesvergleich die niedrigste Quote an betrieblichen Ausbildungsplätzen. Zudem sei in Berlin der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg besonders eng.

Viele Kinder besuchen Ganztagsangebote

Es ist aber laut INSM auch nicht alles schlecht. Gelobt wird unter anderem, dass in Berlin das Verhältnis von Schülern pro Lehrkraft gut sei. In Gymnasien wird mit 13,6 Schülern pro Lehrkraft sogar der beste Wert im Ländervergleich erreicht. Der Bundesdurchschnitt liegt bei eins zu 15,1. Allerdings seien die Grundschulklassen in Berlin mit 22,6 Kindern größer als Bundesdurchschnitt mit 20,9. Positiv sei auch, dass viele Kinder Ganztagsangebote besuchen und dass die Altersstruktur der Lehrkräfte relativ ausgeglichen sei.

Viele Kinder verspätet eingeschult in Brandenburg

In Brandenburg bemängeln die Autoren der INSM-Studie, dass jedes fünfte Kind verspätet eingeschult werde. Bundesweit liege der Durchschnitt bei 6,7 Prozent. Zudem gebe es zu wenig IT-Nachwuchs von Hochschulen und beruflicher Bildung und die geringsten Forschungsausgaben je Forscher aller Bundesländer.

Besondere Stärken habe Brandenburg bei der Integration. Nur wenige ausländische Schüler erreichten keinen Abschluss, und der Anteil ausländischer Studenten sei hoch. Die Schulabbrecherquote unter ausländischen Jugendlichen betrug laut der Studie im Jahr 2021 nur 8,6 Prozent. Das sei die beste Quote in Deutschland gewesen und deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 15,7 Prozent.  

Wer möchte schon in einer Stadt wohnen, wo er sich nicht auf eine gute Bildung für seine Kinder verlassen kann?

Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB)

Brandenburg müsse vor allem im Hochschulbereich aufholen, erklärte die Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB). In Berlin müssten die Schulen dringend die Leistungen in den Kernfächern verbessern. Zu befürchten sei ein abschreckender Effekt auf neue Arbeitskräfte: „Wer möchte schon in einer Stadt wohnen, wo er sich nicht auf eine gute Bildung für seine Kinder verlassen kann?“ Nötig seien „echte Reformen“.

Kita-Pflicht für Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen gefordert

Angesichts der Ergebnisse des Bildungsmonitors forderte INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben eine „Vorschulpflicht für alle, die nicht oder schlecht Deutsch sprechen“. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU), unterstützt eine „Vorschulpflicht“ für Kinder mit Sprachschwierigkeiten. Sie verwies am Mittwoch auf entsprechende Pläne in Berlin.

In der letzten Instanz werden wir auch die Maßnahme der Bußgelder nicht scheuen, weil es darum geht, Kindern von Anfang an die besten Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Katharina Günther-Wünsch (CDU), Bildungssenatorin

Das Modell heißt „Kita-Chancenjahr“. Ab Herbst 2024 sollen Kinder, die nicht zur Kita gehen, zu Sprachstandstests verpflichtet werden. Ab Frühjahr 2025 würden Kinder, bei denen einen Förderbedarf festgestellt wurde oder die nicht zu den Tests erschienen sind, dann zum Kita-Besuch verpflichtet.  „In der letzten Instanz werden wir auch die Maßnahme der Bußgelder nicht scheuen, weil es darum geht, Kindern von Anfang an die besten Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen“, sagte Günther-Wünsch. Zur Stärkung von Deutsch und Mathematik wird in Berlin, wie berichtet, die Zahl der Klassenarbeiten von drei auf vier pro Schuljahr erhöht.

Der Bildungsmonitor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wird seit 2004 jährlich im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft erhoben, die von der Metall- und Elektro-Industrie finanziert wird. Verglichen werden die Bildungssysteme der Länder anhand verschiedener Kriterien „aus einer explizit ökonomischen Perspektive“, wie es heißt. Es war die 20. Auflage der Studie. (mit dpa)

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