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Der Panzerwagen des niedersächsischen Spezialeinsatzkommandos.

© dpa/Paul Zinken

Diesen Panzerwagen wird Berlin jetzt häufiger sehen: Polizei stimmt sich auf längere Suche nach Ex-RAF-Terroristen ein

Nach der Festnahme von Daniela Klette geht es Schlag auf Schlag. Die Ermittler sind Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub wohl dicht auf der Spur. Eine Spezialeinheit aus Niedersachsen macht Druck.

Der olivgrüne Panzerwagen und das Spezialeinsatzkommando der niedersächsischen Polizei werden wohl noch eine Weile in Berlin zu sehen sein. Die Hauptstadt muss sich auf einen längeren Fahndungseinsatz nach den Ex-RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub und weitere Durchsuchungen einstellen.

Polizeivizepräsident Marco Langner hat am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses angekündigt, dass die Ermittler des Landeskriminalamtes (LKA) Niedersachsen weiterhin in Berlin nach den Männern suchen. „Die Maßnahmen im Stadtgebiet werden andauern“, sagte Langner.

Nach den ersten Durchsuchungen und der Festnahme von Daniela Klette vor einer Woche in Kreuzberg seien weitere Erkenntnisse und Spuren gesammelt worden. Diese müssten ausgewertet werden. Die Sicherung von Beweismitteln benötige Zeit, um Spuren zu schützen. Deshalb sei auch die Arbeit der Ermittler in den bisher durchsuchten Liegenschaften nicht schnell abzuschließen. Es sei davon auszugehen, dass die Gesuchten konspirativ vorgegangen seien, um Waffen und andere Dinge zu verstecken. Aus den Spuren ergäben sich neue Hinweise und Ermittlungsansätze.

Dieses Bild hat Daniela Klette unter dem Accountnamen „Claudia Ivone“ in einer Facebookstory vor sieben Jahren veröffentlicht.
Dieses Bild hat Daniela Klette unter dem Accountnamen „Claudia Ivone“ in einer Facebookstory vor sieben Jahren veröffentlicht.

© Facebook/privat

Tatsächlich durchsuchen die Ermittler weiterhin die Wohnung von Klette, die mindestens 20 Jahre unerkannt in Kreuzberg gelebt hat. Dort haben sie nicht nur diverse Waffen und Munition, darunter ein Maschinengewehr vom Typ Kalaschnikow, eine Maschinenpistole, eine Panzerfaustgranate und eine Pistole gefunden. Mutmaßlich stießen sie dort auch auf neuere Fotos von Garweg aus den Jahren 2021 bis 2024, mit denen seit Sonnabend nach dem RAF-Mann gefahndet wird.

Burkhard Garweg auf einem neueren Foto – auf der Couch mit zwei Hunden und einem Teller Spirelli mit Tomatensoße in der Hand.
Burkhard Garweg auf einem neueren Foto – auf der Couch mit zwei Hunden und einem Teller Spirelli mit Tomatensoße in der Hand.

© Landeskriminalamt Niedersachsen

Panzerwagen seit Sonntag im Einsatz

Zudem finden die Ermittler immer neue Hinweise. Deshalb geht es nun Schlag auf Schlag. Am Freitag kam der Panzerwagen aus Niedersachsen nach Berlin, am Sonntag kam er zum Einsatz. Spezialeinsatzkommandos der niedersächsischen und der Berliner Polizei rückten auf einem Bauwagenplatz am Markgrafendamm in Friedrichshain an. Dort fanden sie einen Bauwagen, in dem Garweg bis vor kurzem dort gelebt hat, wie die Untersuchung ergab.

In diesem Bauwagen soll der Ex-RAF-Terrorist bis vor kurzem gelebt haben.
In diesem Bauwagen soll der Ex-RAF-Terrorist bis vor kurzem gelebt haben.

© dpa/Dominik Totaro

Am Sonntagabend der nächste Einsatz für den Panzerwagen: Das Spezialeinsatzkommando aus Niedersachsen stürmte eine Wohnung in der Grünberger Straße in Friedrichshain. Personen waren nicht in der Wohnung, die Ermittler durchsuchten die Räume. Am Montag wurden sie noch kriminaltechnisch untersucht. Aus der Auswertung der Spuren könnten sich neue Einsätze und Durchsuchungen ergeben.

Der Panzerwagen der niedersächsischen Polizei in der Grünberger Straße.
Der Panzerwagen der niedersächsischen Polizei in der Grünberger Straße.

© privat

Am Montag wieder Einsätze. Die Ermittler durchsuchten eine Wohnung in der Corinthstraße in Friedrichshain. Sie hätten einen Menschen angetroffen, von den Gesuchten sei aber niemand dort gewesen, hieß es danach. Auch auf dem links-alternativen Bauwagengelände am Markgrafendamm war die Polizei am Montag erneut im Einsatz.

Ex-RAF-Terroristen seit fast 35 Jahren gesucht

Staub, 69 Jahre, und Garweg, 55 Jahre, gehörten wie die vor einer Woche festgenommene Daniela Klette, 65 Jahre alt, der dritten Generation der „Rote Armee Fraktion“ (RAF) an. Sie werden seit fast 35 Jahren gesucht. In ihrer aktiven Zeit wurden 1989 der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen und 1991 Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder getötet.

Bei der Fahndung nach zwei ehemaligen RAF-Terroristen durchsucht die Polizei eine weitere Wohnung in Berlin.
Bei der Fahndung nach zwei ehemaligen RAF-Terroristen durchsucht die Polizei eine weitere Wohnung in Berlin.

© dpa/ANDREAS RABENSTEIN

Die verschärften Suchaktionen des LKA Niedersachsen in Berlin beziehen sich jedoch nicht auf den Terrorismusverdacht. Das Trio soll sich von 1999, nachdem sich die RAF aufgelöst hatte, bis 2016 mit Überfällen vor allem auf Supermärkte und Geldtransporter in Niedersachsen Geld für den Lebensunterhalt beschafft haben. Die Beute soll sich insgesamt auf zwei Millionen Euro belaufen. Es geht auch um versuchten Mord, da das Trio auch geschossen hat.

Die Terrorverfahren gegen Klette, Staub und Garweg laufen parallel zu den Ermittlungen wegen der Raubtaten. Die Haftbefehle des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe wegen versuchten Mordes und Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion gegen das Trio sind auch noch in Kraft.

Dabei geht um einen gescheiterten Sprengstoffanschlag auf eine Bank im hessischen Eschborn, um Schüsse auf die US-Botschaft in Bonn 1991 und einen Sprengstoffanschlag auf den Neubau der Justizvollzugsanstalt Weiterstadt 1993. Die RAF galt seit den Siebzigern als Inbegriff linksextremen Terrors im Westen des noch geteilten Deutschland.

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