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© dpa/Christoph Soeder

Eröffnung der Polizeiwache am Kotti in Berlin: Es ist nicht mehr das Kreuzberg der 80er-Jahre

Prügelnde Polizisten gegen linke Hausbesetzer – das war einmal. Der Kiez ist geprägt von Menschen mit Migrationshintergrund und Partyvolk. Sie wollen sich sicher fühlen.

Ein Kommentar von Alexander Fröhlich

Das ging schnell, binnen eines Jahres ist die Kotti-Wache eingerichtet worden. Und sie kostete nicht mehr Geld als geplant. Kennt man gar nicht von Berlin.

Ob die Wache an der richtigen Stelle ist, darüber wird trefflich gestritten. Etwas anderes war nicht schnell aufzutreiben, die Gewerkschaft der Polizei hätte gern neu und größer gebaut, außerdem ist die Polizei sowieso ständig am Kotti unterwegs, andere hätte gern noch ein paar Jahre mehr geredet und runde Tische veranstaltet. Die Argumente sind ausgetauscht. Jetzt ist sie da.

Es geht hier auch viel um Symbole, um das alte Kreuzberg. Der Rio-Reiser- und der Mariannenplatz sind gleich um die Ecke, hier ging es einst um besetzte Häuser, „Bullenschweine“, Steine.

An einem andere Ort gäbe es keine Debatte um die Wache

Die Gegend hat sich gewandelt. Armut, Drogenabhängige, aber auch Touristen und Partyvolk treffen hier aufeinander. Hier ist ein Hotspot für Kriminalität: Drogenhandel, Gewalt, Raub.

Und hier bekommt die Polizei nun eine Wache. Was woanders keine Debatte wert und kein Aufreger wäre, wird hier zum Politikum, weil es undenkbar schien. Als wäre die Polizei ein Fremdkörper, das Böse schlechthin.

Dabei wollen jene, die dort leben und arbeiten, die meisten mit Migrationsgeschichte, einfach nur Sicherheit – und deshalb auch die Polizei. Denn Sicherheit ist das, was der Staat seinen Bürgern verspricht. Dass die CDU mit ihrem Markenkern, der inneren Sicherheit, bei der Wahl auch in Kreuzberg und anderen Kiezen mit überwiegende migrantischen Bewohnern Stimmen gewonnen hat, hat auch mit den Zuständen dort zu tun.

Jene, die in jedem Polizisten einen Rassisten, Nazi und Vollstrecker des Großkapitals sehen, werden kaum zu überzeugen sein. Doch sollte die Wache Erfolg haben, könnte das etwas Neues anstoßen: Dass die Polizei auch am Kotti, im Kiez etwas Normales wird. Denn sie ist nicht mehr die Polizei der 80er-Jahre, der Knüppelei, der Straßenkämpfe, wie Kreuzberg nicht mehr der Hort der Hausbesetzer und der linksradikalen Szene ist. Oder anders ausgedrückt: Ein Stück Normalität kehrt ein.

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