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Junge Vögel, die noch nicht fliegen können, sind in den meisten Fällen nicht in Gefahr.

© Astrid Cibulka

Falsche Tierliebe in Berlin: Herumsitzende Jungvögel sollten nicht aufgehoben werden

Derzeit sitzen manche Jungvögel auf dem Boden, weil sie noch nicht fliegen können. Ihre Eltern sind aber immer in der Nähe. Wer die Tiere aus Mitglied aufhebt, bringt sie in tödliche Gefahr.

Die Brutzeit der Vögel ist in ihrer Hochphase – die vermeintliche Tierliebe von Naturfreunden auch. Diese Tierliebe kann für Jungvögel fatale, sogar tödliche Folgen haben: Immer wieder denken besorgte Menschen, dass Jungvögel, die sie gefunden haben, Hilfe benötigen. Dabei ist diese Hilfe nur dann nötig, wenn die Vögel aufgelesen werden. Darauf weist der Berliner Landesverband des Naturschutzbunds (Nabu) hin.

Quasi stündlich rufen derzeit besorgte Menschen in der Nabu-Wildvogelstation an, weil sie Jungvögel gefunden haben und nun um Hilfe bitten. „In den meisten Fällen befinden sich sind die gefundenen Vögel gerade in der Ästlingsphase, also in einer Phase, in der die Jungvögel noch nicht ganz flugfähig sind, aber schon das Nest verlassen haben“, sagt Marc Engler, der Leiter der Wildvogelstation.

Die Nabu-Mitarbeiter können die Anrufer beruhigen. „Denn auch fernab vom Nest versorgen die Elterntiere ihren Nachwuchs. Das Mitnehmen der Jungvögel aus vermeintlicher Tierliebe ist ein unnötiger Eingriff in die Natur und kann zu schweren Entwicklungsschäden führen“, sagt Engler.

Jungvögel machen ihre ersten Flugversuche

Vögel in der Ästlingsphase machen ihre ersten Flugversuche. Sie sind weitgehend befiedert, können selbstständig stehen und oft schon kräftig flattern. Ästlinge suchen Schutz in der nahen Vegetation und halten oft laut rufend Kontakt zu Eltern und Geschwistern. Bei Gefahr verharren die flugunfähigen Ästlinge regungslos auf der Stelle.

Das Mitnehmen der Jungvögel aus vermeintlicher Tierliebe kann zu schweren Entwicklungsschäden führen.

Marc Engler, Leiter der Nabu-Wildvogelstation 

„Wenn jemand einen eigentlich kerngesunden Jungvogel mitnimmt, kann das Tier lebenswichtige Verhaltensweisen wie Futtersuche oder Feindvermeidung nicht lernen“, sagt Engler. Nicht artgerechte Fütterung oder Haltung führe zudem häufig zu Schäden an Knochen, Gefieder oder Schnabel und letztlich zum frühen Tod der Tiere.

Nur einen verletzten Vogel darf man aufnehmen

Nur wenn ein Vogel sichtbare Verletzungen wie Wunden, Fehlhaltung von Kopf- und Gliedmaßen oder Rücken- beziehungsweise Seitenlage hat, ist dringend Hilfe nötig. In Berlin können solche Vögel in der Klein- und Heimtierklinik der Freien Universität Berlin kostenlos abgegeben werden.

Anders sieht es bei jungen Mauerseglern oder Schwalben aus: Wer einen jungen Mauersegler am Boden entdeckt, sollte sich umgehend mit der Wildvogelstation oder anderen geeigneten Einrichtungen in Verbindung setzen.

Nur wenn Gefahr durch Katzen droht, sollte man eingreifen

Bei allen anderen Jungvögeln sollte man nur eingreifen, wenn dem Tier akute Gefahr droht, zum Beispiel durch Katzen oder Autos. „In solchen Fällen sollte man den Jungvogel vorsichtig etwas erhöht in ein nahegelegenes Gebüsch setzen“, sagt Engler, „aber bitte nicht weiter als 15 Meter vom Fundort entfernt, denn der Rufkontakt zu den Eltern darf nicht abreißen!“.

Wer sehr wirksam Vögel schützen möchte, der sollte seine Katze in dieser Zeit möglichst zu Hause lassen. Denn viele Jungvögel sterben auch durch Katzen. Schon kleine Kratzer können bei den Vögeln zu tödlichen Infektionen führen.

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