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Der künftige Großflughafen Willy Brandt ist für Berlin zum Debakel geworden.

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Update

Flughafen-Debakel: Neuen Chefplaner für BER gefunden

Noch ist das Ausmaß des Berliner Flughafen-Debakels nicht abzusehen. "Es herrscht weiterhin völliges Chaos", sagt ein Manager, der am Bau der Brandschutzanlage beteiligt ist. Auch der neue BER-Termin wackelt.

Der neue Zeitplan auf der Flughafenbaustelle BER gerät ins Wanken. „Der vergangene Monat war verlorene Zeit. Es herrscht weiterhin völliges Chaos“, sagte ein Manager einer der am Bau der Brandschutzanlage beteiligten Firmen dem Tagesspiegel. Die Beteiligten aus Politik und Wirtschaft werfen sich nun gegenseitig Versäumnisse vor.

Unterdessen wurde nach Tagesspiegel-Informationen ein neuer technischer Geschäftsführer für die Flughafengesellschaft gefunden. Der Chefplaner der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport, Horst Amann, soll seinen Vertrag bereits unterzeichnet haben. Der Aufsichtsrat muss die Personalie in seiner Sitzung am kommenden Freitag bestätigen. Unter Experten ist Amann nicht unumstritten, da er keine Erfahrungen bei Hochbauprojekten haben soll. Der bisherige BER-Chefplaner Manfred Körtgen war im Mai von seinem Posten enthoben worden.

Am 8. Mai war die eigentlich für den 3. Juni geplante Eröffnung des Großflughafens verschoben worden, später wurde der 17. März 2013 als neuer Eröffnungstermin festgelegt. Als Hauptursache wurden Probleme beim Brandschutz genannt.

Bis zum 18. Dezember soll der Flughafen technisch abnahmefähig sein. Deswegen hatten die Firmen Imtech, Siemens, Bosch und T-Systems, die Zulieferer für die Anlage sind, dem Flughafen eine Frist bis Mitte Juni gesetzt. Bis dahin müssten alle erforderlichen Planungsunterlagen „abschließend und fehlerfrei“ übermittelt werden, sonst sei der neue Zeitplan nicht zu halten, hatten sie erklärt. „Der Termin ist akut gefährdet und damit auch die Eröffnung im März“, heißt es nun aus einer der Firmen. „Die Signale sind nicht gut. Wir wissen nach wie vor nichts.“ Hinzu komme, dass der Brandschutz so kompliziert geplant ist, dass selbst Profis grundsätzliche Zweifel kämen. „Es stellt sich die Frage, ob die Entrauchungsanlage jemals funktionieren wird“, sagte der Insider.

Derzeit sind Mitarbeiter des Flughafens damit beschäftigt, die Akten zu sichten, die vom gekündigten Planungsbüro GMP hinterlassen worden sind. Insgesamt umfasst der Bestand rund 50.000 Pläne. „Wir übergeben den Baufirmen derzeit die Pläne für die Brandschutzanlage und stimmen die Details ab“, sagte Flughafen-Sprecher Ralf Kunkel. Das soll noch am Freitag geschehen. „Diese Papiere werden wir zunächst prüfen“, kündigte eine Siemens-Sprecherin an. Vermutungen, der Aufsichtsrat könne den Termin auf seiner Sitzung am kommenden Freitag erneut verschieben, nannte der Flughafen-Sprecher „Spekulationen“. „Der Zeitplan bis zur Eröffnung am 17. März 2013 steht, er ist mit den Baufirmen abgestimmt“, sagte Kunkel.

In Bildern: Das Debakel um den künftigen Hauptstadtflughafen:

Auch Klaus Wowereit (SPD), Vorsitzender des Aufsichtsrates der Flughäfen, verwies auf die Firmen. „Der Eröffnungstermin 17. März 2013 ist kein politischer Termin, sondern wurde von den beteiligten Unternehmen so ausgerechnet“, sagte er im Abgeordnetenhaus. Der Aufsichtsrat werde verstärkt darauf achten, dass der Termin zu halten ist. „Wir werden das hart überprüfen“, kündigte Berlins Regierender Bürgermeister an.

Am Rande der Haushaltsdebatte wurde zudem bekannt, dass ein Abgeordneter der Piratenpartei die Leitung des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum BER-Debakel übernehmen soll. Die Entwicklung sorgt für Unruhe in der Berliner Wirtschaft. „Sollte sich eine erneute Verschiebung bewahrheiten, würde dies die Glaubwürdigkeit des Flughafenmanagements erneut schwer beschädigen“, sagte Eric Schweitzer, Präsident der IHK Berlin, dieser Zeitung. Den Unternehmen, die am BER investieren, würde damit jegliche Planungssicherheit entzogen. „Wir erwarten, dass eine erneute Verschiebung – sollte sie tatsächlich notwendig sein – nun schnellstmöglich durch die Geschäftsführung kommuniziert wird“, sagte Schweitzer.

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