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Brigitte Macron, Emmanuel Macron, Frank-Walter Steinmeier und dessen Frau Elke Büdenbender am Holocaust-Mahnmal in Berlin.

© REUTERS/WOLFGANG RATTAY

Update

Frankreichs Staatspräsident in Berlin: Macron gedenkt ermordeter Juden Europas und ehrt „Nazijäger“-Ehepaar Klarsfeld

Am Montag gedachte der französische Staatspräsident der im Holocaust ermordeten Juden. Im Anschluss ehrte er das Ehepaar Klarsfeld für seine Verdienste bei der Verfolgung von Naziverbrechern.

Zum Beginn seines zweiten Besuchstages in Deutschland hat der französische Präsident Emmanuel Macron der vom nationalsozialistischen Deutschland ermordeten Juden Europas gedacht. Später ehrte er die beiden Verfolger von Naziverbrechern, Beate und Serge Klarsfeld, mit hohen Auszeichnungen in der französischen Botschaft.

Zusammen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte er am Montagmorgen in Berlin das Holocaust-Denkmal unweit des Brandenburger Tors. Beide Präsidenten legten Kränze mit Blumen in den Farben ihrer Nationalflaggen nieder. Begleitet wurden sie von ihren Frauen Brigitte Macron und Elke Büdenbender. Die Paare gingen ein Stück in das aus großen Betonquadern bestehende Denkmal hinein und besuchten anschließend das dazugehörige Museum.

Später ehrte Präsident Macron die hartnäckigen Verfolger von Naziverbrechern, Beate und Serge Klarsfeld, mit hohen französischen Auszeichnungen. Das deutsch-französische Paar erhielt die Ehrungen in der französischen Botschaft, die in fußläufiger Entfernung des Holocaust-Mahnmals ist. Die Klarsfelds hätten mit ihrem jahrzehntelangen Einsatz dafür gesorgt, dass Verantwortliche der Judenverfolgung verurteilt worden seien und die Opfer ein Gesicht und ein dauerhaftes Gedenken erhalten hätten, sagte Macron.

Sie haben gegen das Vergessen gekämpft und dafür, dass die Opfer des Holocaust wieder zum Gegenstand der Geschichte werden.

Emmanuel Macron, Staatspräsident von Frankreich

Die Deutsche Beate Klarsfeld (85) wurde zum Groß-Offizier der Ehrenlegion ernannt, der Franzose Serge Klarsfeld (88) erhielt das Großkreuz der Ehrenlegion. „Sie sind Kämpfer für das Gedenken und Kämpfer für die Gerechtigkeit. Sie haben gegen das Vergessen gekämpft und dafür, dass die Opfer des Holocaust wieder zum Gegenstand der Geschichte werden“, sagte Macron und meinte, dass das Paar es „unseren beiden Ländern ermöglicht hat, ihrer Geschichte ins Gesicht zu schauen“.

Beate Klarsfeld und ihr französischer Ehemann Serge Klarsfeld bei der Ordensverleihung in der französischen Botschaft in Berlin.

© AFP/LUDOVIC MARIN

Die Klarsfelds sorgten für die Enttarnung untergetaucher NS-Verbrecher und wurden deshalb als „Nazijäger“ bekannt. So spürten sie in den 1970er Jahren den wegen seiner Grausamkeit als „Schlächter von Lyon“ gefürchteten Gestapo-Chef Klaus Barbie auf, der versteckt in Bolivien lebte. Neben Simon Wiesenthal galten die Klarsfelds als die wohl bekanntesten Verfolger von NS-Verbrechern.

Jahrzehntelanger Einsatz gegen Antisemitismus

Als Beate Klarsfeld sich als Au-pair-Mädchen in Paris aufhielt, lernte sie dort 1960 ihren Mann Serge kennen, den Sohn eines in Auschwitz ermordeten Juden. Beide veröffentlichten zahlreiche Publikationen, insbesondere einen Band zu mehr als 80.000 Opfern der Verfolgung durch die Nazis in Frankreich. In einem monumentalen Buch trugen sie außerdem Informationen und Fotos der ermordeten jüdischen Kinder Frankreichs zusammen.

Das in Paris lebende Paar wurde 2015 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und erhielt zahlreiche weitere Ehrungen für seinen jahrzehntelangen Einsatz für die Erinnerung an die Naziverbrechen und gegen den Antisemitismus. Berühmt wurde Beate Klarsfeld auch durch eine Ohrfeige, die sie am 7. November 1968 dem damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger in Berlin verpasste.

Damit wollte sie auf dessen NS-Vergangenheit aufmerksam machen: Der CDU-Politiker war einst NSDAP-Mitglied und zur Nazizeit in der Rundfunkabteilung des Reichsaußenministeriums tätig. „Ihr Kampf gegen das Vergessen hat das Gewissen Deutschlands verändert“, würdigte Macron das lebenslange Engagement von Beate Klarsfeld. Ihr Mann Serge habe mit seinem unermüdlichen Einsatz Beweise für die Komplizenschaft der französischen Behörden mit den Nazis bei der Judenverfolgung vorgelegt.

Macron war mit seiner Frau Brigitte am Sonntagnachmittag in Berlin eingetroffen. Es ist der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten in Deutschland seit 24 Jahren. Der Besuch des Holocaust-Denkmals war die letzte Besuchsstation in Berlin. Von da aus wollte Macron nach Dresden weiterreisen, um am Nachmittag eine Europarede vor der Frauenkirche zu halten. (dpa)

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