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Der französische Präsident Emmanuel Macron (l.) Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r.) schütteln sich die Hände.

© AFP/LUDOVIC MARIN

Macron-Besuch in Berlin: Frankreichs Präsident eröffnet deutsch-französischen Sportsommer

Seinen Besuch beim Demokratiefest in Berlin verband Frankreichs Staatspräsident mit einer besonderen Geste - und hinterlässt die Hoffnung auf ein gemeinsames Sommermärchen.

Von Christoph Papenhausen

Am Sonntagmittag bewegt sich ein Vogel aus Draht durch die Luft des Berliner Regierungsviertels. Metaphorisch fliegt er, wird von Jugendlichen aus Deutschland, Frankreich und der Ukraine gehalten. Worte erklingen. „Ich bin“, „Je suis“ und „Ich bin du. Du bist ich. Zusammen sind wir ich“.

Der Drahtvogel stehe für die Demokratie, erklärt Dennis Lauer. „Er symbolisiert drei Wörter“, ergänzt Jasemine Frieyche: „Pluralismus, Transformation und Verantwortung.“ Frieyche und Lauer gehören zu insgesamt 30 Jugendlichen, die am Sonntag auf dem Demokratiefest zu Ehren von 75 Jahren Grundgesetz eine Performance aufführten. Im Rahmen der sogenannten „Demokratie-Schmiede“ des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) hatten sie vier Tage lang Vorschläge für mehr jugendliche Teilhabe in der Demokratie erarbeitet.

Ihre fünfzehnminütige Aufführung zeigt, wie harmonisch das deutsch-französische Verhältnis funktionieren könnte. Doch was bei den Jugendlichen einfach aussieht, gelingt auf politischer Ebene aktuell nicht immer. Das deutsch-französische Verhältnis, insbesondere die Beziehung zwischen SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz und dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron, gilt als angespannt.

Tobias Bütow, Generalsekretär des Deutsch-Französischen Jugendwerks, ist anderer Meinung. Wer sich nur auf Scholz und Macron konzentriere, verkenne die gute Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland, sagte er.

Gerade der funktionierende zivilgesellschaftliche Austausch zwischen beiden Staaten erkläre, warum es eine „so unglaublich große Erwartungshaltung“ an Scholz und Macron gebe. „Aus meiner Sicht ist das deutsch-französische Verhältnis deutlich besser als sein Ruf“, sagte er. Das zeige auch der Staatsbesuch des französischen Präsidenten.

Macrons Teilnahme ist verbunden mit einer besonderen Geste

Was die Stimmung auf dem Demokratiefest angeht, liegt Bütow richtig. Macrons Visite ist der erste offizielle Staatsbesuch eines französischen Präsidenten in Deutschland seit 24 Jahren. Macron ist der einzige europäische Regierungschef, der auf das Demokratiefest eingeladen wurde. Und er nahm an den Feierlichkeiten anlässlich des Grundgesetz-Jubiläums teil, noch bevor Deutschland ihm militärische Ehren erwies. Eine besondere Geste.

Auf dem Fest, das Macron am Nachmittag besuchte, sprach er gut gelaunt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Immer wieder werde behauptet, dass der deutsch-französische Motor in Europa stottere, sagte Macron. Das sei jedoch falsch. Es gebe deutlich mehr Verbindendes als Trennendes.

Anschließend ließ sich Frankreichs Präsident einige Stände zeigen. Macron, umgeben von einer Traube aus Fotografen und Personenschützern, lief durch ein Spalier von mehreren 100 Schaulustigen, schüttelte unzählige Hände. Kurz unterhielt er sich mit den Jugendlichen des Deutsch-Französischen Jugendwerks, bewunderte ihren Drahtvogel und machte Fotos mit ihnen. „Ich kann nicht für den französischen Präsidenten sprechen, aber er wirkte sehr beeindruckt“, sagte Bütow.

Trikot-Tausch mit dem Bundespräsidenten

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der französische Präsident Emmanuel Macron beim Trikottausch.

© AFP/Jens Schlueter

Wenig später eröffnete Macron gemeinsam mit Steinmeier und Innenministerin Nancy Faeser (SPD) den deutsch-französischen Sportsommer. Neben der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland finden diesen Sommer auch die Olympischen Spiele in Paris statt. Während die EM am Brandenburger Tor bereits durch die Fanzone präsent ist, repräsentierte eine blaue Tartanbahn auf dem Pariser Platz die Olympischen Spiele.

Zur Eröffnung des Sportsommers tauschten Macron und Steinmeier Trikots, scherzten mit den Maskottchen für die EM und die Olympischen Spiele und sprachen mit Jugendlichen aus Frankreich und Deutschland, die zuvor mit Blick auf die Siegessäule auf der Straße des 17. Juni Fußball gespielt hatten.

Auch Berlins Regierender Bürgermeister traf den französischen Präsidenten. Gemeinsam mit Macron und seiner Frau Brigitte schritt Kai Wegner (CDU) feierlich durch das Brandenburger Tor. Auf dem Pariser Platz legte Macron ihm die Hand auf die Schulter, lächelte ihn an und trug sich unter dem Jubel der umstehenden Schaulustigen in das goldene Buch der Stadt ein.

Kurz darauf ist der Präsident verschwunden. Er muss zum Staatsbankett. Auf dem Pariser Platz bleibt die Hoffnung zurück, dass nicht nur ein deutsches, sondern ein deutsch-französisches Sommermärchen bevorsteht.

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