zum Hauptinhalt
Zu den Streiktagen gehörte auch eine Demonstration n Berlin-Neukölln.

© dpa/Silke Sullivan

Update

Ausstand für kleinere Klassen in Berlin: Jede zehnte angestellte Lehrkraft beteiligte sich am dreitägigen Streik

Mehr als 2000 angestellte Lehrkräfte und weitere Schulbeschäftigte waren pro Streiktag im Ausstand. Die Unterstützung durch die Elternschaft hielt sich in Grenzen.

| Update:

Der dreitägige Warnstreik an Berlins öffentlichen Schulen ist am Donnerstag planmäßig zu Ende gegangen. Während die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) von einem „starken Auftakt“ und „Tausenden“ Streikenden sprach, nahm laut Bildungsverwaltung nur jeder Zehnte der 24.500 angestellten Lehrkräfte an der Arbeitsniederlegung teil.

Gezählt wurden von der Behörde demnach am Dienstag rund 2300 Streikende, am Mittwoch 2700 und am Donnerstag 2440. Das wären pro Tag im Schnitt drei bis vier Beschäftigte pro Schule. Die GEW hatte zum Streik aufgerufen, um damit ihrer Forderung nach kleineren Klassen Nachdruck zu verleihen.

Der Landeselternausschuss unterstützt die GEW-Forderung

Der Landeselternausschuss unterstützt die GEW-Forderung und hatte daher die Elternschaft ermuntert, entsprechende Appelle zu verschicken: Der Senat möge mit der GEW verhandeln, um den Streik abzuwenden. Die Finanzverwaltung wusste am Dienstag aber nur von rund 100 Elternmails, die angekommen seien. Die Bildungsverwaltung hatte Kenntnis von einer „überschaubaren“ Zahl an Mails.

Wie es jetzt weitergeht, ist unklar. „Ob wir weiter streiken, hängt davon ab, ob sich der Finanzsenator bewegt“, sagte ein GEW-Sprecher am Donnerstag auf Anfrage.

Der Senat erinnerte anlässlich des Streiks daran, dass Berlin ohne Zustimmung der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) keine Tarifverhandlungen über die Klassengröße aufnehmen könne. Die TdL lehne solche Verhandlungen ab. Ein Berliner Alleingang sei nicht möglich, ohne den TdL-Rauswurf zu riskieren. Finanzsenator Stefan Evers und Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (beide CDU) nannten den erneuten GEW-Streik „nicht verantwortbar“ und verwiesen erneut auf den Lehrermangel, in dessen Folge kleinere Klassen „faktisch nicht möglich“ seien.

Die GEW kritisiert allerdings, dass nicht genug getan werde, um die Studienplatz- und Absolventenzahlen zu erhöhen: Bislang reichen die Absolventen nicht einmal aus, um den Status quo zu halten. Vielmehr werden die Klassen – auch infolge der Geflüchtetenzuzüge – immer größer.

Tobias Schulz, Wissenschaftspolitiker der Linkspartei, wies am Donnerstag darauf hin, dass die letzten Hochschulverträge „zu einer signifikanten, aber bei weitem nicht ausreichenden Erhöhung der Studienplätze“ geführt hätten. Darüber hinaus sei aber mit den „auch von uns Linken“ erkämpften zusätzlichen 17 Millionen „kein Kapazitätsausbau betrieben und kein zusätzliches Personal eingestellt“ worden.

Laut Schulz sollen 2024/25 insgesamt 16,6 Millionen Euro in den Kapazitätsausbau fließen. Ob das gemeinsam mit den weiteren Maßnahmen reiche, um tatsächlich die vom Senat avisierten 2500 Absolventinnen und Absolventen zu erreichen, „zweifeln wir stark an“, so Schulz. Von den eigentlich benötigen 3000 Lehrkräften „ganz zu schweigen“.  

Eine Sprecherin der Wissenschaftsverwaltung teilte dem Tagesspiegel auf Anfrage mit, es bestehe mit den Universitäten Einigkeit darüber, dass im Rahmen der Hochschulverträge der weitere Ausbau der Lehramtsstudiengänge erfolge. Dadurch würden weitere Studiengänge zulassungsfrei.

Um der stagnierenden Nachfrage entgegenzuwirken, solle die Qualität des Lehramtsstudiums durch eine „noch bessere Theorie-Praxis-Verzahnung“ verbessert werden. In diesem Zusammenhang würden Modellkonzepte für einen dualen Lehramtsstudiengang sowie für Ein-Fach-Lehrkräftebildung entwickelt.

Auch die Einführung eines Bachelors of Education und die Gesamtstruktur des Grundschullehramts würden aktuell mit den Hochschulpräsidentinnen und -präsidenten diskutiert. Dieser Punkt solle dann auch Gegenstand des „Runden Tisches Lehrkräftebildung“ sein, der für November geplant sei.

Parallel dazu laufen laut Wissenschaftsverwaltung auf Ebene der Kultusministerkonferenz länderübergreifende „Abstimmungsprozesse“ zu den Themen Duale Lehramtsstudiengänge, Ein-Fach-Lehrkräfte und Anerkennung ausländischer Lehramtsqualifikationen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false