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Thekla Carola Wied in einer Szene aus «Martha Liebermann - Ein gestohlenes Leben»

© dpa / Foto: Stanislav Honzík

Glamour und Herzlichkeit beim Deutschen Schauspielpreis: Thekla Carola Wied erhält Auszeichnung für ihr Lebenswerk

Thekla Carola Wied repräsentiert 55 Jahre Fernsehgeschichte. Der Schauspielpreis ehrt am 15. September in Berlin zudem eine Initiative, die Frauen ab 47 mehr Sichtbarkeit verleiht.

Glamour und Herzlichkeit schließen sich nicht aus. Der Deutsche Schauspielpreis wird am 15. September am Veranstaltungsort Spindler & Klatt in Kreuzberg zelebriert. Er ist der Höhepunkt einer Reihe von Veranstaltungen, die den Mitgliedern des Bundesverbandes Schauspiel e.V. (BFFS) Gelegenheit zum Austausch, Networking und kollegialem Beisammensein geben.

An aktuellen Themen ist kein Mangel. Schließlich handelt es sich um die größte nationale Schauspielorganisation und mitgliederstärkste Berufsvertretung der deutschen Film-, Fernseh-, und Theaterlandschaft.

Für den stellvertretenden BFFS-Vorstandsvorsitzenden Hans-Werner Meyer ist es völlig in Ordnung, wenn die Zuschauer mitbekommen, dass es sich bei dem Beruf auch um eine Arbeit handelt. Natürlich weiß er, dass man von der Zuschauer-Seite der Leinwand aus die Darsteller gern in eine Traumwelt projiziert, in der es keine Sorgen gibt.

Streik der Hollywoodschauspieler

Wenn im Herbst die Tarifverträge auslaufen und neue Verhandlungen anstehen, wird nicht nur mit den eigentlichen Arbeitgebern von der Produzentenallianz gesprochen, sondern auch mit Sendern und Streamern wie Netflix und Amazon.

Gerade erst hat der Streik der Hollywood-Schauspieler die Probleme des Berufes ins Rampenlicht gerückt. Die Situation in den USA sei allerdings eine andere als in Europa, schon wegen des unterschiedlichen, in der EU vergleichsweise starken Urheberrechts, sagt die Vorstandsvorsitzende Leslie Malton.

Thema sei unter anderem ein Inflationsausgleich, der bisher nicht stattgefunden habe. Auch das Thema Künstliche Intelligenz brennt den Schauspielern auf den Nägeln.

So viele Frauen in wichtigen Funktionen finden sich nicht wieder.

Gesine Cukrowski, Schauspielerin

Neue technische Möglichkeiten veränderten die Branche. „Davor habe ich keine Angst, das birgt ja auch Chancen“, sagt die Schauspielerin. „Man muss sich aber damit auseinandersetzen.“ Sie glaubt, dass es höchste Zeit dafür ist, gewissermaßen „zwei vor Zwölf“. Der Verband arbeitet eng mit der Gewerkschaft ver.di zusammen und zählt inzwischen mehr als 4000 Mitglieder.

Für Leslie Malton ist wichtig, dass der Deutsche Schauspielpreis das ganze Arbeitsspektrum der Branche abbildet. So gibt es Preise für den „Starken Auftritt“, für das „Duo“, den „Nachwuchs“, für „Fairness“ etc.

Gesine Cukrowski kämpft für Frauen ab 47

„Wir betrachten unsere Arbeit wirklich unter allen Aspekten“, betont sie. Vorabveranstaltungen wie der traditionelle „Warm-up-Brunch“ seien auch als Dankeschön an die Jury gedacht, die sich eine Menge Filme angeschaut habe.

Schon vor dem Ende der Abstimmung war der Schauspielerin Gesine Cukrowski zusammen mit der Journalistin Silke Burmester vom Online-Magazin „Palais F*luxx“ der Ehrenpreis „Inspiration“ sicher für ihre Initiative „Let’s Change The Picture“.

500
Unterzeichnerinnen haben sich der Kamapgne „Let’s Change The Picture“ angeschlossen, die für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Filmbranche kämpft.

Gegründet am 14. Februar während der Berlinale, sind schon 500 Unterzeichnerinnen dabei. Es geht darum, die Sichtbarkeit von Frauen im Alter von 47 plus zu erhöhen. Das betreffe immerhin 21 Millionen Menschen in diesem Land, die praktisch ignoriert würden. „Wir sprechen auch für die Zuschauerinnen vor den Bildschirmen, die sich nicht wiederfinden“, sagt Gesine Cukrowski .

Die Maßgabe des Medienstaatsvertrages, nach der die Gesellschaft so abgebildet werden muss, wie sie ist, werde derzeit also nicht erfüllt. Sie und ihre Mitstreiterinnen hatten deshalb unter anderem schon Gespräche mit dem Bundeskanzler und der ARD Degeto.

Frauen sollten nicht länger in Stereotypen feststecken, die sie auf die Rolle der lieben Omi reduzieren. „So viele Frauen in wichtigen Funktionen finden sich nicht wieder, und junge Menschen finden keine Vorbilder in den Filmen.“

Mit dem Ehrenpreis fürs Lebenswerk setzen die Schauspieler gleich ein Zeichen in die richtige Richtung. Thekla Carola Wied repräsentiert 55 Jahre Fernsehgeschichte in Deutschland. In mehr als 55 Filmen und 43 Serien und Reihen wirkte sie mit. Nach Einschätzung der Jury schätzen die Kollegen die vollkommen uneitle, unprätentiöse, immer freundliche, immer gut gelaunte, immer verbindliche, der Geschichte dienenden Schauspielerin, „die mit ihrem Strahlen immer für gute Laune am Set sorgt“.

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