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© dpa/Paul Zinken

Lesbisch-schwules Stadtfest in Schöneberg: Tausende Besucher, brütende Hitze – und Berlins Bürgermeister auf dem „wilden Sofa“

Im Kiez um die Motzstraße läuft dieses Wochenende das lesbisch-schwule Stadtfest. Auf der Bühne stellt sich auch Senatschef Kai Wegner den Fragen aus der Community.

Das wilde Sofa ist an diesem Samstag nicht nur wild, sondern vor allem heiß. Bei 35 Grad sitzt Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) auf der roten Couch auf der Bühne des lesbisch-schwulen Stadtfests in Schöneberg, um sich den Fragen der Community und Stadtfest-Organisator Gerhard Hoffmann zu stellen.

Neben Wegner haben auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert und – im Schneidersitz – Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) Platz genommen. Wegner hat die Ärmel seines weißen Hemds hochgekrempelt. Darunter blitzen auf seinen Unterarmen Farben hervor: Der Regierende Bürgermeister hat auf dem Fest wohl schon Einmaltattoos verpasst bekommen, darunter die „Progress-Pride-Fahne“, eine Erweiterung der Regenbogenflagge, die etwa auch trans Personen explizit miteinbezieht.

Am Ende wird Wegner auf Distanz zu seiner Bundespartei gegangen sein und die eigene Koalition mit der SPD besonders gelobt haben. Aber zunächst muss er sich Fragen zum Gendern stellen. Der Senatschef nimmt eine „Sowohl-als-auch“-Haltung ein.

Regierungschef Wegner äußert sich zum Gendern

„Wenn andere Menschen das *innen betonen wollen, dann sollen sie das tun“, sagt er. Aber wer weiter „Berlinerinnen und Berliner“ sagen wolle, der soll auch das machen können. Für diese Aussage erntet der Wegner in Schöneberg verhaltenen Applaus, aber auch Buhrufe. Widerspruch kommt von Familienministerin Paus: Da fehlten noch Leute, sagt Paus. Sie spricht sich für eine gänzlich inklusive Sprache aus – und kriegt dafür mehr Zuspruch als Wegner.

Kurz danach kommt trans Bundeswehroffizierin Anastasia Biefang auf die Bühne und will von den Anwesenden wissen, wie sie zum Selbstbestimmungsgesetz stehen, mit dem die Ampel-Bundesregierung auch den Wechsel von Geschlechtseinträgen im Personenstandsregister erleichtern will.

Ein Besucher posiert im Jahr 2018 in einem rosa-farbenen Anzug am Eingang zum Lesbisch-Schwulen Stadtfest.

© dpa/Carsten Koall

Angesprochen auf den Widerstand, den es dagegen aus den Reihen seiner Partei gibt, sagt Wegner: „Das ist so, da kann ich nicht widersprechen. Wir sind aber in der CDU eine sehr vielfältige Gruppe.“ Mit der SPD habe man sich im Koalitionsvertrag auf ein modernes Selbstbestimmungsrecht geeinigt.

Man stehe hinter dem Gesetz und wolle es endlich umsetzen, sagt er. Irritation entsteht, als er sagt, es sei gut, dass es die Gutachten nicht mehr gebe. Denn diese sind aktuell immer noch nötig für die Änderung des Geschlechtseintrags. Wegner korrigiert sich kurz danach – es sei gut, wenn das nun angegangen werde.

Gegen Ende der Fragerunde lobt er noch die Ernennung des ersten Berliner Queerbeauftragten der schwarz-roten Koalition – und legt ein Bekenntnis zur Regenbogenstadt ab: Berlin sei vielfältig, das zeige auch das Stadtfest. Und das müsse auch an allen 365 Tagen im Jahr sichtbar sein. Wer in einem anderen Land bedroht werde, finde in Berlin einen „sicheren Hafen“.

Trotz der hohen Temperaturen waren am Samstag Tausende Menschen nach Schöneberg zum zweitägigen lesbisch-schwulen Stadtfest rund um den Nollendorfplatz gekommen. Neben Wegner, Kühnert und Paus waren auch Berlins Finanzsenator Stefan Evers und Kultursenator Joe Chialo (beide CDU) sowie Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) und der neue Queerbeauftragte Alfonso Pantisano (auch SPD) anwesend.

Es ist die inzwischen 29. Ausgabe des Stadtfests, das dieses Jahr unter dem Motto „Gleiche Rechte für Ungleiche – weltweit“ über die Motz-, die Eisenacher-, Fugger- und Kalckreuthstraße verteilt läuft. Für Samstag und Sonntag erwarteten die Veranstalter Hunderttausende Besucherinnen und Besucher. (mit dpa)

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