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König Charles III. und Königsgemahlin Camilla werden am Brandenburger Tor von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender begrüßt.

© dpa/Michael Kappeler

Update

Fans warteten Stunden im Voraus: Charles III. mit militärischen Ehren am Brandenburger Tor begrüßt

Schaulustige aus ganz Deutschland waren angereist, um den britischen König diesen Mittwoch live in Berlin zu erleben. Am Nachmittag war es dann so weit.

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Der britische König Charles III. ist zu Beginn seines Staatsbesuchs am Mittwoch offiziell von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit militärischen Ehren empfangen worden. Erstmals fand das traditionelle Ritual am Brandenburger Tor statt.

König Charles III. trifft mit Königin-Gemahlin Camilla pünktlich um 15.10 Uhr in seinem geräumigen Bentley am Brandenburger Tor ein. Die Zaungäste der ersten Begrüßung eines Staatsoberhauptes mit militärischen Ehren mussten bis spätestens 13.30 Uhr ihre Plätze einnehmen. Die Wartezeit wird dann aber noch ganz kurzweilig. Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr spielt zur Einstimmung Motive aus James-Bond-Filmen, Elgars „Land of Hope And Glory“ – und natürlich die „Berliner Luft“.

Deutsche und britische Fähnchen werden verteilt. In der Luft knattert ein Hubschrauber, von fern sind Polizeisirenen zu hören, am Tor surrt eine Kameradrohne. Kurz vor den Staatsgästen trifft der Bundespräsident ein, mit Frau Elke Büdenbender, die ein elegantes rotes Kleid trägt und dazu einen hellen Hut mit rotem Band. Das Kopfsteinpflaster auf dem Pariser Platz ist nicht ideal für hohe Absätze, aber auch Königin-Gemahlin Camilla in kräftigem Hellblau mit passendem Hut meistert die Herausforderung souverän.

Gigantischer Unterschied zum Besuch 2019

Während die Staatsoberhäupter auf dem roten Teppich die Ehrenformation abschreiten, bleiben die Damen auf dem Podest stehen, auf dem alle vier zuvor erst die britische, dann die deutsche Nationalhymne angehört haben. Das traditionelle Zeremoniell wirkt vor dieser Kulisse deutlich feierlicher als am Schloss Bellevue. Anschließend gehen Frank-Walter Steinmeier und König Charles nach links und Elke Büdenbender mit Königin-Gemahlin Camilla nach rechts, um die Zuschauer zu begrüßen. 

Im Mai 2019 war es noch einfacher, den damaligen Prinzen Charles und seine Frau Camilla auf dem Pariser Platz zu erleben. Man musste einfach nur hinkommen. Große Sicherheitsvorkehrungen gab es nicht, die meisten Zaungäste hatten einen guten Blick auf das Paar, das entspannt über den Platz flanierte.

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Wer damals dabei war und diesmal den Unterschied sah, mochte eine Ahnung davon bekommen, was für ein gewaltiger Unterschied zwischen dem Besuch eines Prinzen und dem eines Königs liegt.

Die ersten wartenden Menschen waren nach eigenen Aussagen gegen 6.30 Uhr an den Absperrungen am Pariser Platz erschienen. Gegen 10 Uhr waren es bereits Dutzende und am Mittag hunderte neugierige Menschen in einer langen Schlange vor dem blauen Zugangszelt an der Wilhelmstraße. Mehrere Ausgänge des unterirdischen S-Bahnhofs am Pariser Platz waren bis zum Nachmittag geschlossen. Autofahrer mussten weiträumige Verkehrsbehinderungen und Staus in Kauf nehmen. Die Polizei bat sie, die Gegend zu umfahren.

Inspiriert von den Großeltern

Rund 1500 Zuschauer konnten bei der Begrüßungszeremonie live dabei sein. Mitarbeiter einer Burgerkette verteilten Pappkronen. Die Berlinerin Anne B. war zum ersten Mal live bei einer royalen Visite dabei. „Bisher habe ich das immer am Fernsehen gesehen“, sagte sie.

Ihre Großeltern seien Fans der britischen Königsfamilie gewesen, die Großmutter sei schon beim ersten Queen-Besuch 1965 vor Ort gewesen: „Insofern ist mir das Interesse schon an der Wiege gesungen worden.“ Nicole Meyer-Wolff ist eigens aus der Lüneburger Gegend angereist. Sie hat viele Verbindungen nach Großbritannien. „Aber noch nie habe ich ein Mitglied der königlichen Familie live gesehen“, sagte sie. „Das ist das erste Mal.“ Alexander, der ein Coronation-Poster mitgebracht hatte, ist schon um 9 Uhr gekommen. Später wird der Politikwissenschaftler bei der Begegnung mit dem König nach Tickets für die Krönung fragen und den Bundespräsidenten loben für die Wahl des Ortes.

Vom Enkeldienst zum Staatsbesuch

Lea Zanger ist aus Offenburg für den Staatsbesuch angereist. König Charles III. habe in den vergangenen zehn Jahren einen Persönlichkeitswandel vollzogen und sei heute viel beliebter als damals noch, sagte die Anglistikstudentin. Gregor aus Osnabrück hatte eigens eine rote Krawatte zum blauen Hemd angelegt. „Mein Hobby ist das Königshaus“, sagte er stolz. Um den König mal „in echt“ zu sehen, ist er aus Osnabrück gekommen.

Zahlreiche Menschen warteten am Mittwoch auf Einlass am Brandenburger Tor vor dem Deutschlandbesuch des britischen Königs Charles III.

© dpa/Michael Kappeler

Hans aus Thüringen hat sowieso gerade Enkeldienst in Berlin. „Die Monarchie ist ja nicht das Schlechteste“, sagte er und erinnerte daran, wie einst ein spanischer König das Land vor dem Faschismus gerettet habe. Sowas wie diesen Staatsbesuch erlebe man ja nicht oft. Petra aus dem Berliner Umland hat sich einen Hut aufgesetzt und eine goldene Krone an ihren feinen Blazer geheftet. Sie interessiert sich schon lange für die Monarchie und besonders für Charles. „Denn der ist ja in unserem Alter“, sagte sie.

Die angereisten Zuschauer mussten strenge Sicherheitskontrollen durchlaufen. In Zelten auf der Straße Unter den Linden am Eingang des weiträumig abgesperrten Bereichs wurden die Menschen und ihre Taschen wie am Flughafen durchleuchtet. Begleitet von Polizisten ging es danach in kleinen Gruppen zum Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor, wo sich auf beiden Seiten die Zuschauerbereiche befanden.

Schon viele Staatsoberhäupter schritten durch das Tor

Als die Queen, die Mutter des Königs, im Oktober 1992 zum ersten Mal durch das Brandenburger Tor schritt, waren 3000 Zuschauer Zeugen dieses historischen Moments. Zum ersten Mal betrat sie das Gebiet des ehemaligen kommunistischen Ostblocks. Mit ihrem Spaziergang durch das Tor wolle sie ihre tiefe Freude über die Wiedervereinigung mit den Deutschen feiern, hatte damals ihr Sprecher erklärt. Der irische Sänger Chris de Burgh berichtete knapp vier Wochen später bei seinem Konzert, wie er den Spaziergang durchs Tor genossen habe.

1993 unternahmen auch Carl XVI. von Schweden und Königin Silvia den Gang durch das Symbol der Freiheit Berlins. Mit Hochrufen im Regen wurde die dänische Königin Margrethe gefeiert, als sie im März 1994 erstmals durchs Tor schritt. Rund 100 Zaungäste hatten sich bei eisiger Kälte bereits eine halbe Stunde zuvor versammelt, um sie zu sehen.

In seiner Rolle als Prince of Wales hatte sich der heutige König Charles im Mai 1994 vor der Abnahme der letzten Queen’s Birthday Parade auf dem Maifeld bei einem Spaziergang durchs Brandenburger Tor den Schaulustigen gezeigt. Knapp zwei Monate später folgte noch ein historischer Moment, als mit Bill Clinton zum ersten Mal ein US-Präsident von West nach Ost durchs Brandenburger Tor ging.

Im Juni 1996 trat mit dem inzwischen heilig gesprochenen Papst Johannes Paul II. ein besonders prominenter Kämpfer gegen den Kommunismus den traditionellen Spaziergang durchs Brandenburger Tor zwischen Fans und Demonstranten an. (mit dpa)

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