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Ein Spiegel-Bericht offenbart der Deutschen Bahn Nachlässigkeit bei der Erledigung ihrer Hausaufgaben.

© picture alliance / dpa/Michael Reichel

Update

Nach Sabotageakt bei Deutscher Bahn: Kommunikationskabel lagen im Norden Berlins monatelang frei

Ein Sabotageangriff auf die Deutsche Bahn verursachte im vergangenen Herbst einen Stillstand im Zugverkehr. Ein Bericht zeigt: Trotz des Alarms hat der Konzern lange nicht gehandelt.

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Die Deutsche Bahn hat ein Dreivierteljahr gebraucht, um nach einem Angriff auf ihr Zugfunk-Netz für Norddeutschland die betroffene Stelle in Berlin ordnungsgemäß zu sichern. Das hat jetzt ein Bericht des „Spiegel“ aufgedeckt.

Fotos zeigen an dem leicht zugänglichen Ort im Norden der Stadt frei liegende Glasfaserleitungen und Kabel für die Telekommunikation in einer Böschung. Die Kabel ragten dem Bericht zufolge noch im Juli aus maroden Führungen heraus und waren mit Zahlen und Symbolen beschriftet.

Die Bilder riefen nun das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) auf den Plan. „Die Fotos zeigen einen Verstoß gegen die einschlägigen anerkannten Regeln der Technik. Grundsätzlich sind Kabel geschützt zu verlegen“, teilte das Amt auf Anfrage am Freitag mit. „Das EBA hat den Sachverhalt bereits in der Aufsicht aufgegriffen und wird, je nach Befund vor Ort, über das weitere Vorgehen entscheiden.“

Laut Bahn ist die Stelle inzwischen wieder ordnungsgemäß abgesichert. „Kommunikationskabel sind üblicherweise in Betontrögen verlegt, die mit Betonplatten abgedeckt sind“, teilte eine Sprecherin am Freitag mit. „Das ist ein weltweit anerkannter Standard. An der besagten Stelle fehlte offensichtlich die Abdeckung.“ Dies sei mittlerweile behoben. „Die Kabel sind jetzt ordnungsgemäß verlegt.“

Sabotage war „politisch motivierte Tat“

Bei dem Sabotageangriff am 8. Oktober des vergangenen Jahres waren in Berlin sowie im nordrhein-westfälischen Herne von Unbekannten unverzichtbare Kabel für den Zugfunk der Bahn mit einer Trennscheibe durchtrennt worden. Aufgrund der Zerstörung der Lichtwellenleiterkabel sei auch das Backup-System ausgefallen. Aus Sicherheitskreisen hieß es damals, dass eines der zerstörten Kabel am Karower Kreuz in Berlin-Pankow gelegen haben soll.

Über Stunden konnte die zentrale Zugfunk-Vermittlungsstelle in Hannover keinen Kontakt zu den Zügen herstellen. Der Schienenverkehr stand daraufhin für knapp drei Stunden in weiten Teilen Norddeutschlands still. Der Staatsschutz in NRW ging von einer „politisch motivierten Tat“ aus. Auch ein Anschlag durch den russischen Geheimdienst konnte nicht ausgeschlossen werden. (Tsp, dpa)

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