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Teilnehmer:innen der Demonstration der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) tragen ein Plakat mit der Aufschrift «unterrichten statt untergehen!».

© dpa/Christophe Gateau

Update

Nur noch 19 Schüler pro Gruppe: 2500 Berliner Lehrer nehmen an Warnstreik für kleinere Klassen teil

Die Bildungsgewerkschaft GEW ruft kurz vor den Ferien zu einem ganztätigen Streik auf. An vielen Schulen dürfte der Unterricht ausfallen.

Für viele Berliner Schüler:innen ist der gewohnte Unterricht am Mittwoch ausgefallen. Rund 2500 Lehrer:innen und Schulmitarbeiter:innen demonstrierten nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am Vormittag zunächst auf dem Dorothea-Schlegel-Platz beim S-Bahnhof Friedrichstraße. Knapp eine Woche vor dem Beginn der Sommerferien hat die GEW noch einmal zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen.

Sie forderten kleinere Klassen, um die Lehrkräfte zu entlasten. Außerdem wollen sie einen Tarifvertrag zum Gesundheitsschutz durchsetzen, der die Klassengröße verbindlich regelt. Die Demonstrant:innen zogen anschließend zum Roten Rathaus. Zu dem ganztägigen Warnstreik hatte die GEW aufgerufen.

„Wir haben Lehrkräftemangel, wir haben Raummangel und die einzige Lösungsmöglichkeit, die der Senat hier offenbar findet, ist, dass die Klassen noch größer werden. Da wollen wir raus“, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes der GEW, Tom Erdmann, dem Sender radioeins des rbb. Der Senat müsse endlich mit der GEW in Tarifverhandlungen treten.

GEW-Vorstandsmitglied Udo Mertens ergänzte, nur ein Tarifvertrag biete die Gewähr, dass sich bei dem Thema endlich etwas tue. „Die politisch Verantwortlichen wollen weiter nach Kassenlage bestimmen, wie unsere Arbeitsbedingungen aussehen.“

Bereits im Juni des vergangenen Jahres hatte sich die GEW Berlin für Verhandlungen für einen Tarifvertrag Gesundheitsschutz ausgesprochen. Der neue Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) weigere sich, Gespräche dazu aufzunehmen, kritisierte Erdmann.

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Wesener hatte in einem Schreiben an die GEW kurz vor dem Warnstreik erneut seine Position erklärt, das Land Berlin könne keine Tarifverhandlungen über die Klassengröße ohne Zustimmung der Tarifgemeinschaft deutscher Länder aufnehmen. Diese lehne solche Tarifverhandlungen aber ab.

Senkung der Arbeitsbelastung durch kleinere Klassen

Wesener steht auf dem Standpunkt, das Land Berlin könne keine Tarifverhandlungen über die Klassengröße ohne Zustimmung der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) aufnehmen. Die TdL-Mitgliederversammlung lehne solche Tarifverhandlungen aber ab. Seine Position machte er anlässlich des Warnstreiks erneut in einem Schreiben an die Gewerkschaft deutlich.

Nach GEW-Angaben hat eine Befragung unter angestellten Lehrkräften an Berliner Schulen gezeigt, dass die Klassengröße die wirksamste Stellschraube bei der Senkung der Arbeitsbelastung sei. Sie bedeute weniger Lärm, weniger Vor- und Nachbereitung und weniger Korrekturaufwand. In kleineren Klassen bleibe entsprechend mehr Zeit für die Kernaufgaben von Lehrkräften: Unterricht, Beziehungsarbeit und individualisierte Förderung.

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Der Lehrkräftebedarf würde durch kleinere Klassen allerdings steigen - und ist in Berlin jetzt schon hoch. Selbst die Bildungsverwaltung hat bereits eingestanden, dass Hunderte Lehrer:innen fehlen. „Bessere Arbeitsbedingungen sind das beste Mittel gegen Fachkräftemangel“, argumentierte GEW-Vorstandsmitglied Anne Albers.

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Der letzte Warnstreik für kleinere Klassen war am 7. April dieses Jahres. Damals hatte es scharfe Kritik unter anderem von Schulleitungen und vom Landesschülerausschuss gegeben, weil an einigen Schulen an diesem Tag Präsentationsprüfungen für das Abitur stattfanden.

Ein Teilnehmer der Demonstration der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) trägt ein Plakat mit der Aufschrift «verbindliche Klassengrößen - Fairer Lohn».

© dpa/Christophe Gateau

Am heutigen 29. Juni stehen zumindest keine Prüfungen an. In einer Woche beginnen die Sommerferien, an den Schulen sind schon alle notenrelevanten Arbeiten beendet. Meistens finden in dieser Zeit jedoch vermehrt Ausflüge, Projektwochen oder andere soziale Aktivitäten statt.

In Berlin sind anders als in anderen Bundesländern knapp 70 Prozent der 34.000 Lehrer:innen Angestellte und keine Beamt:innen und dürfen daher streiken. Berlin ist das einzige Bundesland, in dem Lehrer:innen bisher nicht verbeamtet werden. Das soll sich nach dem Willen des rot-grün-roten Senats aber jetzt ändern. Die Rückkehr zur Verbeamtung ist bereits beschlossen. (dpa,Tsp)

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