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© Simulation: BMW

Guggenheim Lab: Opposition kritisiert Aufruf zu Randale

Die Gegner des Guggenheim Lab haben Randale angekündigt - sie wollen es nicht nur in Kreuzberg, sondern in der gesamten Stadt verhindern. Das provoziert Kritik, die Sympathien für die Gegner schwinden.

Bei Sachbeschädigung hört auch für die gegenüber der linken Szene aufgeschlossene Opposition die Sympathie mit den Kritikern des „BMW Guggenheim Lab“ auf. Am Montag kündigten Gegner des temporären Ideenlabors an, das ab Mai geplante Projekt stadtweit zu bekämpfen und dabei auch Beschädigungen von Gebäuden als legitime Protestform anzusehen. Damit provozierten sie bei Linken, Piraten und Grünen Widerspruch. „Das ist eine unzulässige Grenzüberschreitung“, sagte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken, Ex-Senatorin Katrin Lompscher.

Anlass waren Äußerungen eines Sprechers der BMW-Guggenheim-Gegner, das geplante Ideenlabor nach dem Rückzug aus Kreuzberg auch an anderen Berliner Standorten verhindern zu wollen und dabei auch Sachbeschädigung in Form von Farbbeutelwürfen gutzuheißen.

Zwar hält Lompscher die Kritik an dem BMW-Guggenheim-Projekt und vor allem die negative Einschätzung der Rolle des Sponsors BMW für „legitim“, wie sie sagt. Wegen der Beteiligung des Autoherstellers sei zu befürchten, dass die im Lab geplanten Diskussionen über Zukunftsthemen „eine bestimmte Richtung nehmen“. Sie fordert die Projektgegner aber auf, sich auf legale Protestformen zu beschränken, alles andere „beschädigt die Sache“. Gleichzeitig appelliert die frühere Umwelt- und Gesundheitssenatorin an die in New York ansässige Guggenheim-Kulturstiftung, die Zusammenarbeit mit BMW als Sponsor vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion zu überdenken: „Es würde die Situation entspannen, wenn Guggenheim von BMW als Sponsor Abstand nimmt.“

Die Initiatoren von „BMW Lab verhindern“ bekräftigten am Montag, dass sie mit ihrer Kritik vor allem BMW als Sponsor im Fokus haben. Damit spielen sie auf die Rolle des Großkonzerns in der Zeit des Nationalsozialismus und die Ausbeutung von Zwangsarbeitern an, die für die Eigentümerfamilie Quandt „unter sklavenähnlichen Bedingungen geschuftet haben“. Durch Kundgebungen und Demonstrationen, aber auch durch „spontane, kreative und wütende Aktionen“ wolle man darauf aufmerksam machen. „Dass wir unseren Protest stets bei der Polizei anmelden sollen, sehen wir nicht wirklich ein“, sagt Mit-Initiator David Kaufmann.

Auch andere Gegner des Projekts reiben sich vor allem an der Rolle von BMW. So wird in einer Erklärung des Berufsverbands bildender Künstler Berlin der BMW-Marketing-Chef Uwe Ellinghaus zitiert, der im vergangenen Jahr in einem Interview über das Guggenheim-Sponsoring gesagt hatte: „Es geht mitnichten darum, möglichst viel für kulturelles Engagement auszugeben, sondern um eine langfristige, positive Wahrnehmung des Unternehmens als auch der Reputation der Marke BMW.“ Der Kommentar des Künstlerverbandes dazu : „Natürlich darf man so etwas machen. Es braucht aber niemand.“

Bei den Berliner Grünen, deren Bezirksbürgermeister Franz Schulz sich in Kreuzberg sehr für das Guggenheim-Projekt am Spreeufer eingesetzt hatte, stoßen die komplette Ablehnung des Ideenlabors und die Propagierung von Sachbeschädigung auf starken Widerspruch. „Das ist kein legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung“, sagte auch Grünen-Innenpolitiker Benedikt Lux. Zwar sei eine kritische Diskussion wichtig, „aber der Zweck heiligt nicht die Mittel“. Er hofft, dass die Initiatoren des Guggenheim-Projekts rechtzeitig einen anderen geeigneten Standort in Berlin finden. Der Senat sei aufgefordert, dabei zu helfen.

Bei der Piratenpartei wird die kritische Diskussion über Projekte wie das Guggenheim Lab begrüßt, wie deren stadtentwicklungspolitischer Sprecher Oliver Höfinghoff sagt. Sachbeschädigungen aber hält er ebenfalls für unzulässig: „Da geht’s um Straftaten, das kann ich nicht gutheißen.“ Jeder, der das Lab in Berlin nicht wolle, sei aufgefordert, sich friedlich an der öffentlichen Debatte zu beteiligen und gegebenenfalls auf die Straße zu gehen. „Aber Sachbeschädigung oder gar Gewalt gegen Menschen darf nicht Teil des Diskussionsprozesses sein.“

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