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Protest vor dem Sana-Klinikum in Berlin.

© Verdi

Pflegestreik in Lichtenberg startet: Berlins Gesundheitswesen steht ein turbulenter Winter bevor

Gerade sprach das Abgeordnetenhaus über die Personalnot der Krankenhäuser, ab Dienstag streiken Sana-Pflegekräfte. Und auch die Charité-Ärzte beraten über nächste Aktionen.

Personalnot, Tarifstreit und der sich abzeichnende Wahlkampf: Berlins Gesundheitswesen steht vor turbulenten Monaten. Am Dienstagmorgen legen in Verdi organisierte Pflegekräfte im Lichtenberger Sana-Klinikum die Arbeit nieder, die Gewerkschaft fordert höhere Löhne. Die Pflegekräfte sollten demnach mindestens 150 Euro mehr Basisgehalt pro Monat sowie neue Schichtzulagen bekommen.

Der Streik, an dem sich schätzungsweise 200 Beschäftigte beteiligen werden, wird bis einschließlich der Spätschicht am Donnerstag dauern. Üblicherweise werden Notfallpatienten während Klinikstreiks versorgt, planbare Eingriffe aber verschoben. Verdi-Verhandler werfen Sana vor, trotz des angekündigten Ausstandes kaum Behandlungen abgesagt zu haben. Eine Sana-Sprecherin teilte mit, „temporäre Einschränkungen“ seien nicht auszuschließen, ein Notbetrieb jedoch eingerichtet. Die Klinik des privaten Sana-Konzerns gehört mit fast 700 Betten zu den größeren Krankenhäusern der Stadt.

Branchenweit betrachtet, befinden sich Pflegekräfte in einer günstigen Position, da die meisten Kliniken Personal suchen. Hunderte neue Pflegekräfte brauchen allein die Vivantes-Krankenhäuser und die ebenfalls landeseigene Charité, um einem 2021 vereinbarten Entlastungstarifvertrag nachzukommen.

Über die Personalnot wurde am Montag im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses gesprochen. Dort sagte Berlins Ärztekammerpräsident Peter Bobbert, der Status quo sei nicht zu halten: Der demografische Wandel, also die alternde Gesellschaft, führe zu steigenden Patientenzahlen und noch mehr fehlendem Fachpersonal. Er appellierte an den Senat, die Zulassungen ausländischen Personals zu entbürokratisieren.

In der rot-grün-roten Koalition wird darüber gestritten, wie mit den Schülern der Gesundheitsberufe umzugehen ist. Vergangenen Sommer war beschlossen worden, ab Jahresanfang 2022 das Schulgeld zu streichen. Doch die dem Beschluss folgende Rechtsprüfung dauerte, bis vor Kurzem zahlten die mehr als 900 Azubis noch 430 Euro pro Monat. SPD-Pflegeexperte Lars Düsterhöft drängt Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne), den Schülern das Geld rückwirkend auszuzahlen.

Nicht nur im Sana-Klinikum läuft eine harte Tarifrunde. Auch die im Marburger Bund organisierten Ärzte an der Charité fordern ein Lohnplus sowie verlässlichere Schichtdienste. Auch dort droht die Lage zu eskalieren, die Medizinergewerkschaft berät nach dem Warnstreik an der Universitätsklinik am 5. Oktober über nächste Schritte.

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