zum Hauptinhalt
Omen Agure

© Wrong Men

Pop-Irrsinn, afrikanischer Film & Suppe gegen Erkältung: Tagestipps für Berlin am 15. November 2023

Es ist Mittwoch, also: Bergfest! Wer das feiern will, hat heute Abend ganz spontan Möglichkeiten dazu: Lesungen, Ausstellungen und Konzerte finden heute in Berlin statt.

Von

1 Konzert: Jockstrap

Jockstrap gelten in England, ihrer Heimat, bereits als die Stars von morgen.

© Eddie Whelan

Zeitgenössischer Pop neigt zu Extremen. Es gibt in Techno oder Drone Tendenzen zum Repetitiven, wo Viertelstundentracks stoisch vor sich hinbrummen. Und es gibt Acts wie Jockstrap, in deren Songs so viel passiert, dass man sich anschnallen möchte, um nicht aus der Kurve zu fliegen.

Es ist ganz große Kunst, wenn das Duo aus London auf seinem Debütalbum „I Love You, Jennifer B“ in der Mini-Operette „Glasgow“ in fünf Minuten von zarten Harfenzupfern zur vollfetten Broadwayballade und zurück findet oder im adäquat betitelten „Greatest Hits“ die halbe Disco-Historie von Donna Summer bis Daft Punk Revue passieren lässt.

Georgia Ellery und Taylor Skye gelten in ihrer Heimat als das nächste große Ding. Kein Widerspruch unsererseits. 

2 Ausstellung: Lyrischer Rundgang

Der Slam-Poet Bas Böttcher performt vor einem interaktiven Fischschwarm.

© Humboldt-Universität zu Berlin/schnellebuntebilder/Foto: Nadine Zilliges

In dem monatlichen Format „Logoskop“ des Humboldt-Forums treffen Wissenschaft und Poesie aufeinander. Diesmal sind die Slampoetin Karla Reimert Montasser und der Satiriker Christian Ritter dabei und laden ein, mit ihnen gemeinsam die aktuelle Ausstellung „Nach der Natur“ zu besuchen, die sie mit eigenen Texten kommentieren.

3 Tanz: Present Body 2

Bei der Tanzperformance „Present Body 2“ ist keine Show wie die andere.

© Tanzkollektiv Grupo Oito

Impro-Theater, Impro-Comedy – alles schon gesehen. Aber haben Sie schonmal was von Impro-Tanz gehört? Dabei entsteht im Moment der Improvisation eine besondere Präsenz des Körpers, die ständig in Bewegung bleibt; eigentlich wie zum Tanzen gemacht.

Das dachten sich auch die Künstler:innen der Gruppen MIMIMI Space und Grupo Oito und beschlossen in einen performativen Dialog zu treten, um die Schwarze und die weiße Perspektive miteinander zu verbinden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

In der Performance „Present Body 2“, die auf einem Projekt aus dem Jahr 2020 aufbaut, bringen die Tänzer:innen ihre individuellen Erfahrungen und ihr körperliches Repertoire ein und suchen so nach dem, was sie miteinander verbindet – alles unter dem übergeordneten Thema der Dekolonialisierung der Körper.

Durch die Abwesenheit einer Choreografie blitzen stets neue Ideen auf, die jede der Shows einzigartig machen.

4 Lesung: Berliner Gegenwartsliteraturen

Daughters and Sons of Gastarbeiters ist eine offene Literaturplattform, die im Januar 2015 in Berlin von Çiçek Bacik und Ferda Ataman ins Leben gerufen wurde.

© PR Verlag Yılmaz-Günay/Collage Sascha Lobers

Berlin verführt zum Bleiben. Dies haben auch etliche der „Gastarbeiter“ in Deutschland gemacht. In den 1950er-Jahren kamen die ersten italienischen, spanischen, türkischen oder portugiesischen Arbeiter:innen zu „Gast“ nach Deutschland.

Viele der Arbeitsmigrant:innen sind „in der Fremde“ geblieben und haben Kinder und Enkel, die oft „deutscher“ sind, als sie es wahrhaben möchten. In der Lesereihe „Berliner Gegenwartsliteraturen“ moderieren die Autorin Yael Inokai und die Kulturjournalistin Lara Sielmann regelmäßig die Motive ihrer literarischen Gäste – dieses Mal ist das die schreibende Nachkommenschaft der „Generation Gastarbeiter“ in Berlin.

Ein Literaturkollektiv, das sich dieses Themas angenommen und in einem Buch umgesetzt hat: „Grenzerfahrungen – Ein Lesebuch der Daughters and Sons of Gastarbeiters“ ist eine Sammlung von Erzählungen, die prekäre Arbeits-, Wohn- und Lebensverhältnisse wieder aufleben lässt und dabei Grenzen aller Art überquert: zwischen Generationen, Ländern und Menschen.

5 Essen und Trinken: Saigon Com Nieu

Pho Ga schmeckt im Restaurant Saigon Com Nieu besonders gut.

© Ulrich Amling

Es lohnt sich immer, Menschen danach zu fragen, wo sie selbst gerne Essen gehen. Von der Betreiberfamilie des „Vinh-Loi Asien Supermarkt“ am Wittenbergplatz stammt dieser gute Tipp: Das vietnamesische Restaurant „Saigon Com Nieu“ liegt an der Bülowstraße und hat eine Reihe von Gerichten auf der Karte, die es nicht an jeder Ecke gibt.

Darunter sind etwa die herzhaft gefüllten Reispfannkuchen Banh Xeo oder die traditionell in einem Tontopf mit Fischsauce karamellisierten Speisen. Mitten in der Erkältungszeit tut natürlich eine vietnamesische Reisbandnudelsuppe gut, zum Beispiel mit Hähnchen (Pho Ga). Im „Saigon Com Nieu“ wird die dampfende große Schale vorbildlich mit einem Extrateller serviert, auf dem sich neben Sojasprossen und Koriander auch Limettenachtel und in Scheiben geschnittene rote Chili befinden.

Damit würzt man seine Nudelsuppe nach Belieben. Wer sich der gesamten Geschmackstiefe vorsichtig nähern will, wirft zwei Chiliringe in die Schale und presst ein Limettenachtel dazu. Das lässt sich dann noch kräftig steigern, Taschentuch bereithalten!

6 Filmfestival: Afrikamera 

War nicht gerade erst Halloween? Eine mystische Szene aus dem Film „Omen“.

© Wrong Men

Das Filmfestival Afrikamera 2023 fördert den unterrepräsentierten afrikanischen Film. Berlin als Austragungsort ist nicht nur wegen zahlreicher Programmkinos treffend, es korreliert auch mit dem Themenschwerpunkt des Festivals: Urbanität. Die 20 Filme, etwa „Omen“ (Foto), setzen sich kritisch mit dem Leben afrikanischer Großstädte auseinander.

7 Performance: Ligia Lewis

Künstlerin, Regisseurin, Choreografin und Tänzerin – Ligia Lewis ist ein echtes Multitalent.

© Tagesspiegel/Lydia Hesse

Im letzten Jahr verwirrte die dominikanisch-amerikanische Choreografin Ligia Lewis, die in Berlin lebt, mit ihrer Tanzperformance „A Plot / A Scandal”. Dort begab sie sich auf die Spuren ihrer Urgroßmutter Lolon, einer Widerstandskämpferin, die Voodoo praktizierte und als Schwarze Frau ein Stück Land besaß, was skandalös war.

Lewis unterläuft dabei immer wieder die Erwartungen des Publikums, dem sie schonmal auf die Pelle rückt. Ein furchtloser, oft grotesker Abend voll Ausdruckswut und Verweigerung. In der Werkschau „Complaint, A Lyric“ gibt es ein Wiedersehen mit Lolon, aber auch mit Lewis’ Performance-Trilogie „Blue, Red, White“, die das HAU zum ersten Mal en bloc präsentiert. Dazu: Kunst, Talks, Party.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false