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Demonstranten im Bademantel.

© TSP/Madlen Haarbach

Update

„Bademantel-Block“ kontrolliert Pool-Temperaturen im Villenviertel: Rund 200 Menschen bei Satire-Demo in Berlin-Grunewald

Das Bündnis „My Gruni“ zog am Sonntag mit Punkmusik und Lampions durch das Villenviertel. Demonstriert wurde gegen steigende Preise und für mehr Umverteilung.

| Update:

Rund 200 Menschen haben sich am späten Sonntagnachmittag bis -abend am Hagenplatz in Berlin-Grunewald versammelt. Viele von ihnen waren ausgestattet mit Bademänteln und Laternen. Sie demonstrierten gegen steigende Preise und für mehr Umverteilung.

Unter dem Titel „Punkrock und Poolparty im wohlstandsverwahrlosten Villenviertel“ wollten die „Autonomen Sozialarbeiter*innen“ vom selbsternannten „Quartiersmanagement Grunewald“ den sozialen Protest zu „den Profiteuren der Krise bringen“, wie es im Aufruf hieß.

Angekündigt waren rund 300 Teilnehmende. Ab 17 Uhr spielte zunächst eine Punkband, dann war ein Lampionumzug vorgesehen, der sich mit Liedern und selbstgebastelten Laternen durch das Villenviertel rund um den Johannaplatz bewegen sollte.

Viele Menschen hatten ihre Kinder dabei, die am Rande an einem Stand Lampions bastelten. Auf Plakaten standen Sprüche wie „Laterne, Laterne, enteignet die Konzerne“, „Poolkontrolle“ und „Suche Elitepartner:in“. Im hinteren Teil der Demo versammelten sich schwarzgekleidete Menschen mit Späti-Bier um eine Feuertonne – auch das in Grunewald eher ein ungewöhnlicher Anblick.

Gegen 19.45 Uhr zogen die Demonstrant:innen mit Musik, Lampions und Vuvuzelas zum Grunewald. Villenbewohner:innen beobachteten den Laternenumzug vom Gartenzaun aus und filmten die Prozession mit Handys.

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Villen in WGs umwandeln

In Redebeiträgen forderten verschiedene Initiativen die Umverteilung von Geldern. Eine Rednerin des Bündnisses „Wer hat der gibt“ sagte: „Wir geben Finanzminister Christian Lindner Recht - die Schmarotzer der Gesellschaft müssen benannt werden“, und meinte damit die Bewohner:innen der umgebenden Villen.

Als „ehrenamtliche Sozialarbeiter:innen“ wolle man unter anderem kostenlose Kurse zur Steuerklärung geben, eine „Eins-zu-Eins-Betreuung beim Onlinebanking anbieten“ und die Villen in WGs umwandeln.

Teilnehmende der Demonstration an einem Stand.
Teilnehmende der Demonstration an einem Stand.

© Foto: Tsp/Madlen Haarbach

Man wolle auch nach „Einsparpotentialen“ in der aktuellen Energiekrise Ausschau halten, hatten die Aktivist:inenn zuvor erklärt: „In diesem Kontext erwarten wir einen größeren Bademantel-Block, der unter dem Motto Poolkontrolle! die Einhaltung von Paragraph 4 der Kurzfristenergieversorgungssicherheitsmaßnahmenverordnung überprüfen wird“, sagte eine Sprecherin, die sich Frauke Geldher nannte. Die Verordnung untersagt das Beheizen von privaten Pools mit Gas.

„Zu Recht – schließlich bibbern die Menschen seit neuestem auch in den öffentlichen Schwimmbädern“, kommentierte Sprecherin Geldher. „Finden wir im Villenviertel einen heißen Pool, wird dieser im Sinne öffentlicher Poolparties umgehend kollektiviert.“ Und sie betonte, dass auch die Bewohner:innen von Grunewald herzlich dazu eingeladen seien, sich der Demo anzuschließen.

An den Fahrradkorsos des „Quartiersmanagements Grunewald“ am 1. Mai hatten in den vergangenen Jahren jeweils mehrere Tausend Menschen teilgenommen. Aktuell geht die Initiative gerichtlich gegen Videoaufzeichnungen am Rande der Mai-Demo 2019 vor. Das Berliner Verwaltungsgericht hatte entschieden, dass die Videoüberwachungen der Bundespolizei am Bahnhof Grunewald rechtmäßig waren.

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