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Das Märkisches Viertel in Reinickendorf zählt zu den zwölf Berliner Brennpunkten, in denen Familiengrundschulzentren entstehen.

© imago images/Jürgen Ritte/Urs Moser

Brennpunkte werden gestärkt: An 16 Berliner Grundschulen entstehen Familienzentren

Vom Falkenhagener Feld bis Hellersdorf-Nord: Der Senat will aus den Erfahrungen an Kitas lernen und auch an Schulen die Familienarbeit verbessern. Dies sind die neuen Standorte.

Berlin folgt einem Erfolgskonzept aus Nordrhein-Westfalen und gründet zum nächsten Schuljahr Familienzentren an 16 Grundschulen in sozial benachteiligten Stadtquartieren. Das gab die Bildungsverwaltung jetzt auf Anfrage der grünen Abgeordneten Marianne Burkert-Eulitz bekannt.

Die Zentren sollen dabei helfen, eine bessere Vernetzung mit den Eltern der Schulkinder zu organisieren – ähnlich wie es bereits seit Jahren in den Familienzentren der Kitas passiert. Bezeichnet werden die Orte als „Knotenpunkte“, an denen Begegnung und Austausch zu Gesundheits-, Sprach- und Bildungsthemen ermöglicht werden sollen.

Bedarf an Beratung ist gestiegen

Zum Hintergrund für den zusätzlichen sozialen Baustein gehört der zunehmende Bedarf an Integration durch Beratung. Insbesondere die Geflüchteten kennen sich in den Bildungs- und Stadtstrukturen nicht aus, leben oftmals jahrelang in Heimen ohne viel Austausch mit anderen Institutionen. Hinzu kommt, dass ihre Kinder überproportional häufig keine Kita besuchen, weshalb diese Familien auch nicht von den dortigen Familienzentren und Kontakten profitieren.

Angesichts der prekären räumlichen Situation an vielen Berliner Schulen wollte Burkert-Eulitz wissen, woher die Räume für die Familienzentren kommen sollen. Dazu antwortete ihr Schulbau-Staatssekretär Torsten Kühne (CDU), dass die Raumanforderung für die Zentren absichtlich „so offen formuliert sind, dass keine Konkurrenz zum Unterricht darin angelegt ist.“

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Regionen wurden für den Aufbau der neuen Familiengrundschulzentren identifiziert.

Die Schulen sollen daher alle Freiheiten bekommen, eigene passende Raumkonzepte zu erarbeiten. Dabei könne es etwa um ein bereits vorhandenes Elterncafé „in der Mensa oder auf dem Hof gehen oder auch um Zeiten, zu denen kein Unterricht stattfindet“ – etwa am Wochenende oder auch am Abend. Zudem könne die gewünschte Kooperation mit der vor Ort tätigen Jugendsozialarbeit die Möglichkeit bieten, gemeinsame Angebote in vorhandenen Räumlichkeiten zu gestalten.

Die Bildungsverwaltung orientierte sich bei der Auswahl der Armutskieze an den Empfehlungen der ressortübergreifenden „Gemeinschaftsinitiative zur Stärkung sozial benachteiligter Stadtquartiere“. Burkert-Eulitz betonte denn auch, dass die Zusammenarbeit mit Familien an Grundschulen in besonders armutsbelasteten Stadtquartieren eine „Fortsetzung rot-grün-roter Familienpolitik“ sei, was die Grünen „sehr begrüßen“. Die Familienzentren seien ein Baustein, um die Bildungschancen der Kinder zu verbessern und mit ihren Eltern „in den so wichtigen Austausch zu kommen.“

In vier Bundesländern gibt es bereits solche Zentren

In der Liste der nun ausgewählten Grundschulen, die durch Burkert-Eulitz’ Anfrage bekannt wurde, fehlt kaum einer der bekannten Brennpunkte. Konkret geht es um die zwölf Regionen Falkenhagener Feld/Spandauer Neustadt, Heerstraße, Märkisches Viertel/Auguste-Viktoria-Allee, Reinickendorf-Ost, Wedding, Moabit-Nord, Kreuzberg-Nord, Neukölln-Nord, Neu-Hohenschönhausen, Marzahn-Nord und Hellersdorf-Nord sowie am südlichen Stadtrand um die Thermometersiedlung, die Nahariyastraße, Gropiusstadt-Nord sowie das Kosmosviertel.

Das Personal, so die Erwartung der Bildungsverwaltung, soll von den freien Trägern organisiert werden, die in den Schulen bereits tätig sind. Da die Familiengrundschulzentren für Berlin als eine „neue Einrichtungsform“ gelten, starten sie als Modellprojekt, in das 2023 rund 840.000 Euro fließen. In den beiden Folgejahren sind zwei Millionen Euro vorgesehen.

Möglicherweise wird sich auch die Wübben-Stiftung engagieren, die den Aufbau von bisher 150 Familiengrundschulzentren in Nordrhein-Westfalen seit rund zehn Jahren begleitet hat und auch in Berlin bereits beratend tätig ist. Gerade erst hat die Wübben-Stiftung ihre Unterstützung für diese neuen Einrichtungen in Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen bekannt gegeben.

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