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Ein BVG-Bus fährt am Zoologischen Garten vorbei.

© dpa/Jörg Carstensen

Straßen blieben voll in Berlin: 29-Euro-Ticket führte nicht zu weniger Autoverkehr

Es sollte die Verkehrswende voranbringen. Nun gibt es Zweifel am 29-Euro-Ticket: Berliner Autofahrer brauchten vor seiner Einführung genauso lang wie danach.

Das 29-Euro-Ticket hat nicht zur Verkehrsverlagerung in Berlin beigetragen. Das zeigen Daten des Navigationsanbieters TomTom, über die der Tagesspiegel Checkpoint zuerst berichtet hat.

Der Anbieter hat die durchschnittliche Fahrtzeit pro Kilometer auf Berlins Straßen gemessen – einmal von Oktober bis Dezember 2019, also lange vor Einführung des Tickets, und einmal von Oktober bis Dezember 2022, also direkt nach seiner Einführung.

Das Ergebnis: Die Fahrtzeit hat sich nur um minimal verändert. Sie lag 2019 bei 135,6 Sekunden und 2022 bei 135,3 Sekunden. Auch wenn man die Stadtautobahnen herausrechnet, auf denen der Verkehr schneller fließt, ist der Unterschied zwischen beiden Jahren marginal. Hier liegt der Wert für 2019 bei 161 Sekunden, für 2022 bei 161,4 Sekunden.

Verkehr floss nicht schneller

Der Verkehr floss während des Gültigkeitszeitraums des Tickets nicht schneller, das heißt: Die Straßen blieben so voll wie vorher auch. Dabei ist der mögliche Beitrag des Tickets zur Verkehrswende vom Auto hin zum öffentlichen Nahverkehr eines der zentralen Argumente seiner Befürworter.

Dazu zählt etwa die frühere Regierende Bürgermeisterin und jetzige Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), die die Verlängerung des Tickets eine ihrer „politischen Prioritäten“ nannte. Die SPD machte es zum zentralen Wahlkampfthema. Ende April lief es vorerst aus.

Im schwarz-roten Koalitionsvertrag ist es dennoch enthalten, obwohl es noch keine Einigung mit den brandenburgischen Nachbarn gibt – und es die Steuerzahler laut Prognose der Verkehrsverwaltung bis 2027 insgesamt 1,5 Milliarden Euro an Subventionen kosten wird.

Die Berliner FDP, aber auch der Umweltverband BUND hatten es als Investition nach dem „Gießkannen“-Prinzip kritisiert. Die mangelnde Wirksamkeit des 29-Euro-Tickets könnte seinen Gegnern weiteren Auftrieb verleihen.

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