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Ein Polizist steht vor einem Hochhaus in Berlin-Friedrichshain. Erneut hat es auf der Suche nach den beiden früheren RAF-Terroristen Garweg und Staub einen großen Polizeieinsatz eines Spezialeinsatzkommandos der Polizei aus Niedersachsen in Berlin-Friedrichshain gegeben.

© dpa/Dominik Totaro

Update

Suche nach RAF-Terroristen Staub und Garweg geht weiter: Polizei durchsucht Wohnung in Studentenwohnheim in Berlin-Friedrichshain

Erneut rückt das Spezialeinsatzkommando der niedersächsischen Polizei nach Friedrichshain aus. Beamte durchsuchen eine Wohnung und stellen die Personalien von zwei Menschen fest.

| Update:

Erneut ist es in Berlin-Friedrichshain zu einem Einsatz des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der niedersächsischen Polizei gekommen. Eine Sprecherin des Landeskriminalamts (LKA) Niedersachsen bestätigte auf Nachfrage, dass in der Nacht zu Dienstag eine Wohnung in einem 18-stöckigen Studentenwohnheim am Franz-Mehring-Platz durchsucht wurde. Zuerst hatte die „Bild“ berichtet.

Nach Angaben der Sprecherin stand der Einsatz im Zusammenhang mit der Fahndung nach den beiden gesuchten früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub. Wie eine Sprecherin des LKA Niedersachsen der Deutschen Presse-Agentur sagte, habe es Hinweise auf das Objekt gegeben. Fotos zeigen, wie schwer bewaffnete Polizisten mit Helmen in der Nacht zu Dienstag in das Wohnheim eindrangen.

 Das 18. stöckige Studentenwohnheim ist umringt von großen Plattenbauten und steht gegenüber von dem „Neues Deutschland“ Gebäude.
Das 18. stöckige Studentenwohnheim ist umringt von großen Plattenbauten und steht gegenüber von dem „Neues Deutschland“ Gebäude.

© Alexander Conrad

Die Aktion kam für die Anwohner völlig überraschend. Studenten, die am Dienstagmorgen aus dem großen Wohnhochhaus in Friedrichshain in der Nähe des Ostbahnhofs kamen, wussten nichts von einem Polizeieinsatz. „Kurz nach Mitternacht habe ich einen lauten Knall gehört“, sagt Weiho (24) dem Tagesspiegel. Er wohnt im dritten Stock des Wohnheims, in dem auch der Einsatz stattgefunden habe. „Der Zugriff ging sehr schnell.“

Im dritten Stock des Studentenwohnheims sprengten die Einsatzkräfte der Spezialeinsatzkommandos die Tür zu einer Wohnung auf.
Im dritten Stock des Studentenwohnheims sprengten die Einsatzkräfte der Spezialeinsatzkommandos die Tür zu einer Wohnung auf.

© Alexander Conrad

Auch andere Anwohner berichten von dem Einsatz des SEK. „Um Mitternacht herum habe ich ein lautes Geräusch gehört, wie einen Schuss“, sagt John (24). „Ich habe mich nicht getraut, nach draußen zu schauen.“ Die meisten Studenten hätten jedoch geschlafen und nichts gehört oder gesehen, sagten mehrere Bewohner vor dem Eingang des Studentenheims an der Straße der Pariser Kommune. Flurnachbarn kannten nicht einmal die Namen der Personen, deren Wohnung durchsucht wurde.

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Das Studentenwohnheim könnte anonymer nicht sein: Als Namensschilder dienen Zahlencodes auf den Türen, die sich auch an der riesigen Briefkastenwand im Eingangsbereich wiederfinden. Die Gemeinschaftsküchen erinnern eher an Umkleidekabinen mit zahlreichen abschließbaren Aufbewahrungsfächern der Bewohner.

Polizisten in Spezialausrüstung verlassen ein Hochhaus in Berlin-Friedrichshain.
Polizisten in Spezialausrüstung verlassen ein Hochhaus in Berlin-Friedrichshain.

© dpa/Dominik Totaro

In der durchsuchten Wohnung seien in der Nacht zwei Personen angetroffen worden, deren Identitäten festgestellt wurden, sagte die Sprecherin weiter. Anschließend wurden beide Personen wieder entlassen. Festnahmen habe es nicht gegeben. Der Einsatz sei inzwischen abgeschlossen, hieß es am Dienstagmorgen.

Vor und im Eingangsbereich des Wohnheims herrschte am Tag normaler Betrieb. Von außen war nichts Auffälliges zu sehen. Der 18-stöckige, in Grau- und Beigetönen gehaltene Betonkoloss unterscheidet sich nur durch wenige Farbakzente in knalligem Orange von den ihn umgebenden Plattenbauten. Gegenüber befindet sich das Verlagsgebäude der Tageszeitung „nd“ (ehemals „Neues Deutschland“), dessen Fassade mit Zitaten von Rosa Luxemburg, Karl Marx und Peter Weiss geschmückt ist.

Außerdem setzten die Beamten die Untersuchung einer Wohnung in der Grünberger Straße fort, die am Sonntagabend durchsucht wurde, wie die Sprecherin sagte. Weitere Details nannte das Landeskriminalamt zunächst nicht.

Am Montag hatten die Fahnder eine Wohnung in der Berliner Corinthstraße durchsucht. Sie trafen nach Angaben des Landeskriminalamts zwar einen Menschen an, von den Gesuchten war aber niemand dort. Am Nachmittag folgte ein weiterer Einsatz auf der Autobahn 5 südlich von Darmstadt, unter anderem waren Spezialeinsatzkräfte beteiligt.

Die Suche fokussiert sich derzeit auf Garweg: Dieser soll vermutlich zeitweise in einem Bauwagen auf einem Gelände in Berlin-Friedrichshain gelebt haben. Die Polizei hatte das Gelände und zwei Berliner Wohnungen in den vergangenen Tagen durchsucht, der Bauwagen wurde abtransportiert für weitere Untersuchungen.

Am 26. Februar war in Berlin die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette festgenommen worden. Die 65-Jährige sowie Garweg und Staub waren vor über 30 Jahren untergetaucht. Alle drei gehörten der sogenannten dritten Generation der früheren linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion an. (mit dpa)

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