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© imago images/Stefan Dahle

Von Treptow bis Reinickendorf: Berlin plant 20 neue Jugendfreizeiteinrichtungen

Die Anzahl von Kinder- und Jugendclubs verändert sich seit Jahren kaum. Die Einrichtungen sind ungleich über die Bezirke verteilt – und decken den Bedarf nicht ab.

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In Berlin sind 20 neue Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen in Planung. Sechs bereits bestehende Angebote sollen zudem in diesem Jahr und in den kommenden Jahren erweitert werden. Das geht aus einer Antwort der Bildungsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Abgeordneten Klara Schedlich hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt.

Von den neuen Einrichtungen werden sechs in Treptow-Köpenick entstehen, drei jeweils in Neukölln und Reinickendorf, zwei in Tempelhof-Schöneberg. Jeweils ein neues Zentrum sollen Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow, Spandau, Steglitz-Zehlendorf, Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg bekommen.  

Diese Kinder- und Jugendangebote sind keine direkte Reaktion auf die von Jugendlichen ausgeübte Gewalt gegen Einsatzkräfte während der vergangenen Silvesternacht in Berlin. Im Anschluss an die Silvesterkrawalle hatte die damalige Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) zu zwei Gipfeln gegen Jugendgewalt geladen, bei denen ein Maßnahmenkatalog erarbeitet wurde.

Die darin verabredete Stärkung der Kinder- und Jugendarbeit ist aber noch nicht umgesetzt. Welche neuen Angebote genau finanziert werden können, ist derzeit Gegenstand der Haushaltsberatungen. Die Planung der aufgeführten neuen Projekte wurde bereits vorher angeschoben.

Es ist traurig, dass es viele Versprechungen gab, die Finanzierung bis jetzt aber unklar ist.

Grünen-Abgeordnete Klara Schedlich zu den geplanten Maßnahmen gegen Jugendgewalt

„Es ist traurig, dass es viele Versprechungen gab, die Finanzierung bis jetzt aber unklar ist“, sagte Abgeordnete Schedlich dem Tagesspiegel. Zur Stärkung der flächendeckenden Jugendarbeit würden zwei Gipfel nicht ausreichen. Über die geplanten neuen Einrichtungen zeigt sich Schedlich, die jugendpolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist, erfreut.

Allerdings fordert sie für künftige neue Jugendangebote eine „ausgewogene Verteilung“ über alle Bezirke. Es müsse zudem bei Bauvorhaben verbindlich werden, Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen mitzuplanen. „Ähnlich wie die Vorgabe für Kindertagesstätten und Schulen“, sagte Schedlich. Da, wo man Jugendlichen keine Räume zur Verfügung stelle, würden sie sich den Raum einfach nehmen – und das führe dann zu Konflikten.

401 Einrichtungen in ganz Berlin

Insgesamt gibt es nach Angaben der Bildungsverwaltung in Berlin 401 Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen. Interessant ist: Den Angaben nach befassen sich nur fünf der Häuser explizit mit Gewaltprävention. Der meistgenannte Themenschwerpunkt lautet stattdessen „Jugendkultur und künstlerische Kreativität“.

In den vergangenen zehn Jahren mussten 17 Einrichtungen schließen. „Insbesondere waren umfangreiche Sanierungen/Umbauten notwendig und es fanden Trägerwechsel statt“, schreibt die Senatsverwaltung dazu. In der Regel seien den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aber Ersatzstandorte zur Verfügung gestellt worden.

Von den Schließungen am stärksten betroffen war Neukölln, dort mussten den Angaben nach sechs Einrichtungen schließen. Neukölln war rund um die Ausschreitungen an Silvester besonders in den Blick geraten. Aktuell gibt es in dem Bezirk 31 Freizeitclubs für Kinder und Jugendliche, von denen 14 in öffentlicher und 17 in privater Trägerschaft sind.

Ungleiche Verteilung auf die Bezirke

Die bestehenden Einrichtungen sind ungleich über Berlin verteilt: Die meisten Kinder- und Jugendfreizeithäuser gibt es in Mitte, Pankow und Lichtenberg mit 48, 47 und 43 Häusern. Die wenigsten gibt es im Westen: 19 in Charlottenburg-Wilmersdorf und 21 in Steglitz-Zehlendorf.

Insgesamt hat sich die Gesamtzahl der Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen in Berlin in den vergangenen Jahren nur geringfügig verändert. Wie eine Anfrage des Tagesspiegels ergab, schwankte die Zahl zwischen 2011 und 2023 stets zwischen 393 und 407. Sicher ist: Die Angebote decken den Bedarf nicht in Gänze ab. Wie aus einer Antwort der Bildungsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage aus dem Mai hervorgeht, wurde zuletzt Ende 2021 ein Bedarf von 62.969 Plätzen für die gesamte Stadt ermittelt.

Dieser wird regelmäßig auf Grundlage der Entwicklung der Einwohnerzahlen bei jungen Menschen zwischen sechs und 26 Jahren berechnet. Zum damaligen Stand fehlten rund 16.000 Plätze. Zumindest einen Teil davon werden wohl die 20 neu geplanten Clubs ausgleichen können.

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