zum Hauptinhalt

© Drea Berg

Ein Eimer voll Kippen und jede Menge Pappschachteln: Was man beim Müllsammeln im Park alles aufliest

Viele Parks in Berlin werden vermüllt von Besuchern hinterlassen. Kürzlich gab’s im Volkspark Mariendorf eine Reinigungsaktion von Bezirk und Anwohnern. Ein Erfahrungsbericht.

Von Frank Jansen

Der Volkspark Mariendorf ist einer der schönsten Berlins und verkommt doch zur Müllkippe. Regelmäßig quellen die Abfallbehälter über oder brechen unten auf. Wo keine Behälter stehen, wird Müll von Besuchern einfach fallen gelassen. So häufen sich auf Wegen und Wiesen leere Hamburger-Pappschachteln, kaputte Flaschen, Reste von Grillkohle, zerknautschte Trinkpackungen, vollgeschniefte Taschentücher und, weitflächig im ganzen Park, Zigarettenkippen. Die meisten Spaziergänger nehmen es offenbar hin. Aber das könnte sich jetzt ändern.

Für vergangenen Freitag hatten Parkmanagerin Varvara Borodkina und weitere „Parkläufer“ zur „Clean-Up Aktion“ aufgerufen. Mehr als 20 Leute sind zum grünen Stahlcontainer der Parkläufer nahe der Prühßstraße gekommen. „Das ist das erste Clean-Up“, sagt Borodkina. Zuvor hatten lediglich die Grünen Aufräumaktionen gestartet, aber die sind länger her. Jetzt verteilt Borodkina lange Holzzangen und schwarze Eimer an die freiwilligen Helfer. Wer mehr Müll sammeln möchte, bekommt einen großen blauen Plastikbeutel. Ich nehme einen großen Plastikbeutel.

Die Freiwilligen merken schnell, dass sie viel zu tun haben. Eine von ihnen ist Drea Berg. Sie ist auch Tage später noch erschüttert. Bei der Clean-Up Aktion habe sie „nur“ einen Fünf-Liter-Eimer voll Müll gesammelt, berichtet sie dem Tagesspiegel. „Aber es waren überwiegend Zigarettenkippen, die ich aufgesammelt habe. Ich habe nicht gezählt, aber geschätzt waren es 300 bis 400 Kippen.“

Eine rosa Wolke. Die Kirschbaumallee im Volkspark Mariendorf.

© Angela Hopfe

Drea Berg moniert, „nach dem neuen Bußgeldkatalog kostet das Wegwerfen einer Zigarettenkippe bis 120 Euro. Schade, dass das niemand kontrolliert“, schreibt sie. „Das würde viiiiiel Geld in die Kassen Berlins spülen. Oder vielleicht irgendwann dazu führen, dass die Menschen nicht mehr achtlos ihre Kippen einfach fallen lassen. Machen die das zu Hause auch, dass sie ihre Kippe einfach auf den Fußboden werfen?“

Mich nervt beim morgendlichen Walken vor allem die Verwahrlosung des Hügels mit der tollen Aussicht auf den Park und die Mariendorfer Dächer. Der Hügel ist auf makabre Weise auch der Höhepunkt der Vermüllung. Hier scheinen immer wieder Leute wild zu feiern, eine ramponierte Parkbank dient als schmuddelige Sitzfläche.

Die Mülltüte beult sich

Am Freitag picke ich mit der Zange verklebte Papiere auf, gammelige Zigarettenschachteln und -stummel, leere Trinkpackungen und weitere Reste. Am Abhang sehe ich einen Grill mit zwei von ursprünglich drei Beinen liegen. Den hat offenkundig jemand runter gepfeffert, als die Würstchen verspeist waren. Der runde Grill passt nun so gerade noch in die große blaue Mülltüte, das Grillgitter quetsche ich auch rein. Die Mülltüte beult sich.

Drei Jugendliche schauen von der ramponierten Bank aus zu. „Ich finde das gut, dass Sie das machen“, sagt einer. Die anderen nicken beifällig. Ich frage, ob sie hier öfter sind und ihnen der Müll aufgefallen ist. „Wir chillen hier gern“, sagt einer der coolen Jungs. Meine Bitte, darauf zu achten, dass sie selbst keinen Müll zurücklassen, finden die drei okay, „machen wir“. Ob das klappt? Und ob die anderen Leute, die hier zum Chillen und Feiern kommen, den am Freitag plötzlich aufgeräumten Hügel zu schätzen wissen?

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Beim Walken zwei Tage später sehe ich nur ein platt getretenes Taschentuch an der Schmuddelbank. Am Montag ist eine Zigarettenkippe hinzugekommen. Eine erstaunliche Bilanz. Ob es so bleibt? Chillen ohne Müllen? Unten am Fuß des Hügels sieht es schon leider nicht mehr so aus. Vor einem Müllkorb liegen Pappschachteln von Fastfood und zerdrückten Getränkepackungen. Neben den offenbar unvermeidlichen Zigarettenstummeln.

Vielleicht hilft mehr Aufsicht. Parkmanagerin Borodkina sagt, von Mai an würden zwei Parkläufer jeden Tag von 13.30 Uhr bis 22 Uhr präsent sein, am Freitag und Sonnabend auch bis 23 Uhr. Und die Clean-Up Aktion für freiwillige Helfer soll nicht die letzte gewesen sein. Der Volkspark Mariendorf, so scheint es, bekommt eine Chance auf Sauberkeit. Verdient hat er sie schon lange.

Hier die aktuellen Themen aus dem Tagesspiegel für Tempelhof-Schöneberg

Auf 270.000 Abos kommen unsere Bezirksnewsletter schon beim Tagesspiegel. Und wir freuen uns auch auf Sie! In den Bezirksnewslettern finden Sie exklusive Nachrichten, Kiezdebatten, viele Termine, Links und Tipps - immer Bezirk für Bezirk, einmal pro Woche. Die Tagesspiegel-Bezirksnewsletter gibt es kostenlos unter: tagesspiegel.de/bezirke. Hier weitere Themen, die Sie im aktuellen Newsletter für Tempelhof-Schöneberg lesen können.

  • Nach Jahrzehnten: Friedenauer Rahmenbauer musste seine Werkstatt verlassen
  • Probleme mit der Anwohnervignette: Abgebrochene Zahlvorgänge und eine Straße mit zwei Zonen
  • Angriff bei Jahreshauptversammlung: Grüne erstatten Anzeige
  • Ausbau der Dresdner Bahn: CDU fordert transparenten Lärmschutz
  • Ausbau Auguste-Viktoria-Krankenhaus: Modulbauten für Ausweichgebäude
  • Thinktank im Gastank: Richtfest beim Gasometer
  • Nicht nur Blumen, sondern Rechte: Ein Stadtspaziergang zum Muttertag
  • Kleiner Tumult im Rathaus: Misslungene Kartenausgabe für eine Seniorenfahrt

…das alles lesen Sie kompakt und gebündelt im Tagesspiegel-Bezirksnewsletter: tagesspiegel.de/bezirke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false