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Mastodon.

© IMAGO

Das Netzwerk Mastodon wächst: Deutsche Behörden empfehlen die Verwendung der Twitter-Alternative

Auf Twitter herrscht seit der Übernahme von Elon Musk Chaos, immer mehr Nutzer wechseln zur Alternative Mastodon. Was zeichnet das Netzwerk aus?

Seit der Übernahme durch Tesla-Milliardär Elon Musk geht es bei Twitter drunter und drüber. Als potenzielle Alternative zu der US-Firma wird auch ein Unternehmen aus Deutschland gehandelt: das Netzwerk Mastodon.

Was ist Mastodon?

Von der Funktionalität her gibt es zunächst keinen großen Unterschied zu Twitter: Mastodon-Nutzer können kurze Texte, Bilder, Videos und andere Inhalte veröffentlichen, anderen Nutzern folgen und Beiträge kommentieren. Textbeiträge heißen „Toots“ und können mit bis zu 500 Zeichen länger ausfallen als „Tweets“, die auf 280 Zeichen begrenzt sind.

Anders ist vor allem die Struktur des Netzwerks: Twitter, wie auch etwa Facebook, ist zentral auf einer einzigen Website angesiedelt. Das Unternehmen dahinter stellt dafür enorme Serverinfrastruktur zur Verfügung. Bei Mastodon besteht das Netzwerk aus einer Vielzahl verschiedener Websites, die miteinander kommunizieren.

Genau genommen ist Mastodon keine Plattform, sondern lediglich die Software, die es Websites und deren Nutzern erlaubt, miteinander in Kontakt zu treten. Jeder Betreiber einer Website kann diese so in das Mastodon-Netzwerk, das sogenannte Fediverse, integrieren. Mastodon zieht den Vergleich zur E-Mail: Es mache schließlich keinen Unterschied, ob eine E-Mail von einem Gmail- oder Outlook-Konto verschickt wird.

Wie funktioniert die Anmeldung?

Wer keinen eigenen Server besitzt, muss sich einen bestehenden Server mit Mastodon-Anschluss suchen. Die Gesellschaft hinter Mastodon verfügt selbst über Serverinfrastruktur, die mittlerweile jedoch ausgelastet ist und keine neuen Nutzerinnen und Nutzer mehr aufnimmt.

Um einen anderen Server zu finden, bietet Mastodon eine Suchfunktion. Das Eröffnen eines Accounts klingt komplizierter als bei einer klassischen Plattform, ist es in der Praxis jedoch kaum. Es reicht eine E-Mai-Adresse.

Wer steht hinter Mastodon?

Mastodon wurde 2016 von Eugen Rochko ins Leben gerufen. Der ostdeutsche Software-Entwickler mit russischen Wurzeln war nach eigenen Angaben seit 2008 „begeisterter“ Twitter-Nutzer, aber zunehmend unzufrieden mit der Entwicklung der Plattform.

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Seit 2017 kann er sich demnach dank ausreichender Spenden vollberuflich der Weiterentwicklung von Mastodon widmen. 2021 wurde seine Organisation als gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbh) eingetragen.

Warum Mastodon?

Rochko kritisiert bei klassischen, zentralisierten Online-Netzwerken, dass „die Regeln und ihre Durchsetzung sowie die Entwicklung und Ausrichtung der Plattform vom Geschäftsführer bestimmt werden“. Beim dezentralen Netzwerk hingegen liege die Kontrolle bei der Community selbst.

Der Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit (BfDI), Ulrich Kelber, lobt Mastodon: „Aufgrund der föderalen Struktur, die keine kommerziellen Interessen verfolgt, können Nutzerinnen und Nutzer hier grundsätzlich datenschutzfreundlich miteinander interagieren“, erklärte jüngst ein BfDI-Sprecher auf Anfrage. „Accounts lassen sich betreiben, ohne massenhaft personenbezogene Daten preisgeben zu müssen.“

Gibt es eine aktive Moderation?

Mastodon hat eigene Moderationsrichtlinien aufgestellt, die jedoch von den einzelnen Serverbetreibern durchgesetzt werden müssen. Wer einen Mastodon-Server anbietet, verpflichtet sich demnach etwa, aktiv gegen Hassreden vorzugehen, tägliche Backups zu erstellen und mindestens einen Notfalladministrator zu haben. Einzelne Websites können über diese Richtlinien hinausgehen und zum Beispiel die Kennzeichnung von potenziell sensiblen Inhalten vorschreiben.

Wie viele Nutzer hat Mastodon?

Das Netzwerk zählt mittlerweile über acht Millionen Konten über 9100 Server. Rund zwei Millionen davon sind aktive Nutzerinnen und Nutzer, die selbst regelmäßig Beiträge erstellen. Seit der ersten Ankündigung der Twitter-Übernahme durch Musk im April ist die Nutzerzahl von Mastodon aber stark angestiegen. Das Netzwerk findet als potenzieller Twitter-Ersatz spätestens seit der erfolgten Übernahme durch Musk auch international Beachtung.

Der BfDI ist bereits seit 2020 bei Mastodon und betreibt einen eigenen Server für andere deutsche Behörden. Der BfDI-Sprecher hebt hervor, dass Bürgerinnen und Bürger die Beiträge von Behörden auch „ganz ohne Account“ sehen können.

Verdient jemand Geld mit Mastodon?

Mastodon schaltet keine Werbung und bietet keine kostenpflichtigen Leistungen an. Nutzer können Geld spenden, größere Sponsoren werden auf einer entsprechenden Seite aufgeführt. Gründer Rochko spricht von einer „öffentlichen Einrichtung“ ohne Anreize, die Inhalte „gewinnorientiert zu nutzen“. Die Betreiber der einzelnen Websites können aber durchaus auf Bezahlung setzen, um ihre Server zu finanzieren. (Peter Eßer, AFP)

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