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Ballversteher. Oliver Kahn zeigt sich in Frankreich von seiner Schokoladenseite.

© dpa

Update

Debatte über Honorare für Fußball-Experten: Offenlegen oder am besten gar nichts zahlen?

Medienpolitiker von Grünen und Linken fordern von ARD und ZDF Transparenz über die Bezahlung von Experten wie Mehmet Scholl und Oliver Kahn. Die FDP geht noch weiter.

In die Debatte um die Honorare für die Fußball-Experten von ARD und ZDF hat sich nun die Medienpolitik eingeschaltet. Nicht die Frage nach der Höhe der Zuwendungen für Oliver Kahn oder Mehmet Scholl steht dabei im Vordergrund, kritisiert wird vielmehr die Geheimniskrämerei der Sender. „Es ist wichtig, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk möglichst transparent entscheidet, auch um mehr Akzeptanz bei den Zuschauerinnen und Zuschauern zu erreichen“, fordert Tabea Rößner, die medienpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, verweist aber auch darauf, dass es zu den Aufgaben der Rundfunkgremien gehört, die Honorare für Sportmoderatoren zu beurteilen. „Es kann dann aber nicht sein, dass Vertragsverhältnisse anscheinend so ausgestaltet werden, dass sie der Kontrolle der Gremien wiederum entzogen sind. Gerade bei solchen doch immensen Summen ist eine gründliche Kontrolle zwingend.“

In die gleiche Kerbe schlägt, Stefan Gelbhaar, Mitglied des RBB-Rundfunkrats und medienpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. "Alle Vergütungen, die das Salär der Intendanz übersteigen, sollten natürlich von ARD und ZDF veröffentlicht werden. ARD und ZDF müssen deswegen bei Verträgen über hohe Vergütungen auf einer Transparenzklausel bestehen. Sollte diese im vorliegenden Fall nicht bestehen, gilt es nachzuverhandeln. Es gibt ein berechtigtes öffentliches Interesse an der Verwendung der Beiträge.

Solche Beträge erfordern gründliche Kontrollen

Harald Petzold, Medienpolitiker der Linken-Bundestagsfraktion sieht ebenfalls den Spagat zwischen der besonderen Verantwortung der öffentlich-rechtlichen Sender gegenüber der Öffentlichkeit und den schutzwürdigen Belange der Vertragspartner. „Auf jeden Fall müssen solche Honorare von den zuständigen Aufsichtsgremien sorgfältig geprüft und unter die Lupe genommen werden. Die Aufsichtsgremien müssen dann gegebenenfalls intervenieren, wenn sie zu dem Ergebnis kommen, die vereinbarten Honorare seien unangemessen.“

Wenn die öffentlich-rechtlichen Sender in Konkurrenz zu den Privaten beziehungsweise Pay-TV nicht auf TV-Experten verzichten wollen, gebietet es der sparsame Umgang mit diesen Geldern, diese im Grundsatz transparent zu machen, fordert der-FDP Medienexperte Burkhardt Müller-Sönksen: „Wenn Mehmet Scholl oder Oliver Kahn meinen, es sei ihre Privatsache, sollten sie sich bei ARD & ZDF in Zukunft gerne auch ,privat‘ äußern. Allein die einschaltstarke Umgebung der Europameisterschaften lässt ihren Wert als Werbeträger noch oben steigen, das ist Bezahlung genug.“

Ruprecht Polenz, CDU-Politiker und bis Anfang Juli Vorsitzender des ZDF-Fernsehrates, sagte, es sei nachvollziehbar, dass gerade die Geheimhaltung der Höhe eines Expertenhonorars Spekulationen nähre, die nicht selten bis weit über das Gezahlte hinausgehen dürften. "Trotzdem ist es zunächst ein Ergebnis unseres allgemein akzeptierten und für richtig gehaltenen Steuergeheimnisses, dass auch sonstige Einkünfte wie Expertenhonorare vertraulich bleiben und nur dem Finanzamt gemeldet werden müssen." Polenz kann sich auch schlecht eine allgemeine und gleiche Höhe für Expertenhonorare vorstellen, die das ZDF generell öffentlich machen könnte. Zu unterschiedlich dürften der Aufwand und auch der Rang der jeweiligen Experten sein.

"Möglich wäre eine zusammengefaßte Darstellung des jährlichen Aufwands, so wie das jetzt schon beim ZDF etwa bei den Ausgaben für Sportrechte geschieht", sagte Polenz weiter. Außerdem könne man darauf hinweisen, dass "der für diesen Bereich zuständige Verwaltungsrat jederzeit die Möglichkeit hat, konkret nachzufragen. Im Übrigen gilt auch hier wie bei den Kosten für die Sportrechte-Pakete, dass die Nennung konkreter Summen immer auch einen unmittelbaren Wettbewerbsnachteil für das ZDF nach sich ziehen kann." 

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