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Das Bild einer betrügerischen Werbeanzeige.

© Screenshot Twitter

Manipulierte Bilder, falsche Nachrichten: Wie es betrügerische Werbeanzeigen immer wieder in Online-Medien schaffen

Markus Lanz wurde angeblich verhaftet – Falschmeldungen wie diese verbreiten sich im Werbebereich von Nachrichtenportalen. Wie kann so was passieren?

„Tausende strömen nach Lanz‘ Verhaftung zu den Geldautomaten“: Diese Überschrift, versehen mit einem durchaus überzeugend gefälschten Bild einer Verhaftung (siehe oben), tauchte kürzlich neben dem Nachrichtenangebot von mehreren Newsseiten auf, darunter „Tagesspiegel“ und „Spiegel“.

Der Ursprung des manipulierten Fotos ist die Verhaftung des „Reichsbürgers“ Heinrich XIII. Prinz Reuß, die Überschrift ist frei erfunden.

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Man mag diese Meldung mit der angeblichen Verhaftung von Markus Lanz für eine lächerliche, offensichtliche Falschinformation halten. Doch nicht alle Leser:innen können Falschmeldungen sofort erkennen. Es ist ein Problem, dass solche Meldungen – immer wieder – auftauchen, nicht nur in sozialen Netzwerken, sondern auch auf Nachrichtenseiten.

Hier ist ein Screenshot der gefälschten Meldung:

Oben: Das gefälschte Bild der angeblichen Verhaftung von Markus Lanz.
Oben: Das gefälschte Bild der angeblichen Verhaftung von Markus Lanz.

© Screenshot Tagesspiegel

Die Vorlage für die Fälschung ist das prominente Foto einer Nachricht aus dem Dezember 2022.

Hier ist das Originalbild:

Oben: Bei einer Razzia gegen „Reichsbürger“ führen vermummte Polizisten Heinrich XIII Prinz Reuß (M) zu einem Polizeifahrzeug.
Oben: Bei einer Razzia gegen „Reichsbürger“ führen vermummte Polizisten Heinrich XIII Prinz Reuß (M) zu einem Polizeifahrzeug.

© Bei einer Razzia gegen sogenannte „Reichsbürger“ wird Heinrich XIII Prinz Reuß in Handschellen festgenommen.

Das Portal „dpa factchecking“, ein Angebot der Deutschen Presse-Agentur, berichtete erst im Februar von anderen Vorfällen mit der gefälschten Lanz-Nachricht.

Was steckt dahinter? Offensichtlich eine Masche von Betrügern, die Menschen mit einer reißerischen Aufmachung anlocken wollen.

Werbung für ein dubioses Verfahren, um angeblich ganz schnell reich zu werden

Leser sollen, so das Kalkül, auf die Falschmeldung klicken. In der Vergangenheit führten die Links zu einem Artikel, in dem es nicht um die angebliche Verhaftung von Markus Lanz ging. Stattdessen wurde nach der Einleitung für ein fragwürdiges Bitcoin-Tool geworben, mit dem man angeblich schnell sehr reich werden kann.

Der Artikel war einem Text der „Tagesschau“-Webseite nachempfunden und steckte voller Falschinformationen. Wer genau für diesen Artikel verantwortlich ist, bleibt unklar.

Tagesschau.de“ selbst berichtete im November 2022, dass betrügerische Investitionsfallen hinter der Fälschung stecken würden. Demnach würden Cyberkriminelle geklonte Webseiten regelmäßig für Betrug, Phishing oder die Verbreitung von Schadsoftware nutzen, zitiert „Tagesschau.de“ eine Analystin für den Thinktank „Institute for Strategic Dialogue“, Julia Smirnova.

Eine von der Optik her an „Tagesschau.de“ orientierte Webseite
Eine von der Optik her an „Tagesschau.de“ orientierte Webseite

© Tagesspiegel

Aber wie kommt es dazu, dass auf Nachrichtenportalen Falschinformationen erscheinen und offensichtliche Betrugsmaschen verlinkt werden?

Der Anzeigenbereich als Einfallstor

Entscheidend ist, dass sich die Meldungen nicht im redaktionellen Bereich der Webseiten befanden, sondern dort, wo Werbebanner automatisiert eingeblendet werden. Vom Etikett her waren die Falschmeldungen also Werbung, oben links über dem gefälschten Bild stand „Anzeige“. 

Ein Teil der Werbeflächen auf Nachrichtenportalen wird über eine externe, digitale Verteilerplattformen bestückt, eine sogenannte DSP („Demand Side Platform“). Davon gibt es mehrere, auch Google bietet einen solchen Dienst an.

Diese Plattformen dienen dazu, Werbeanzeigen über mehrere angebundene Webseiten zu streuen und dabei bestimmte Zielgruppen in den Blick zu nehmen. Zum Beispiel kann eine Werbeanzeige so eingestellt werden, dass sie nur Männern über 40 ausgespielt wird.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Lanz-Falschmeldung über eine DSP im Internet verteilt wurde. Zwar werden die Werbeanzeigen an der DSP-Schnittstelle von Software kontrolliert, dabei sollen Betrugsmaschen auffallen und gesperrte Urheber herausgefiltert werden. Allerdings stellen die Urheber der Falschanzeigen die Anzeigen häufig unter einem anderen Absender oder mit anderem Anzeigentext wieder ein und rutschen so durch die Filter.

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