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Gegen die Zeit: Nicole bekommt eine neue Leber.

© rbb/DOCDAYS Productions

Was, wenn die Organe versagen?: Im Grenzbereich von Leben und Tod

Die dokumentarische RBB-Serie „Charité intensiv: Gegen die Zeit“ geht sensibel mit dem Thema Organspende um – und zeigt eindringlich, wie wichtig eine höhere Spendebereitschaft wäre.

Der Titel verspricht Drama: „Charité intensiv: Gegen die Zeit“. Und die vier Teile bieten Drama, es geht um Leben und Tod. Wie schon bei der vor zwei Jahren beim Publikum und Kritik außerordentlich erfolgreichen Serie „Charité intensiv: Station 43“ über eine Intensivstation in der Corona-Pandemie. Carl Gierstorfer und Mareike Müller waren damals und sind jetzt wieder für Buch und Regie verantwortlich.

Wenn die Organe versagen

Wieder in der Charité, wieder im Grenzbereich von Leben und Tod. Versagen die Organe, beginnt der Wettlauf. Und auch wenn hochtechnisierte Intensivmedizin zum Einsatz kommt, Ärzte und Pflegepersonal größten Einsatz zeigen, kommt dieser Wettlauf an den Punkt, wo nur noch eine Organspende das Überleben sichern kann.

Hier setzt „Charité intensiv: Gegen die Zeit“ (12. Oktober, ARD Mediathek, 25. Oktober, 21 Uhr, RBB) ein. Susanne Wilck will ihrem Sohn eine Niere spenden, Nicole wird eine gespendete Niere eingesetzt werden, Olaf, Jan und Lars warten im Paulinenkrankenhaus auf Spenderherzen. Ein Portfolio an Geschichten, die das eigentliche Thema auffächern: Organspende. Deutschland bildet bei der Spendenbereitschaft das Schlusslicht in Europa, die Wartelisten sind lang. Ohne importierte Spenden aus acht europäischen Ländern warten mehr als rund 9.400 Menschen hierzulande auf rettende Organe, meist auf eine Niere, aber auch auf Leber, Herz oder Lunge. 2022 wurden in Deutschland 869 Organe gespendet. Ein krasses Missverhältnis.

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Auch diese Perspektive übersieht die Serie nicht. Immer wieder wird der nierentransplantierte Mario Rosa-Bian begleitet, wie er quer durch Deutschland zum Thema Organspende aufklärt, um die Sichtbarkeit der Wartepatienten kämpft, gerade bei der Politik. Er will eine „Kultur der Organspende“ etablieren, sprich die Bereitschaft dazu erhöhen. Tatsächlich ist die Zahl der Willigen in der Pandemie gesunken.

Man tut der Produktion des Rundfunks Berlin-Brandenburg kein Unrecht, wenn diese Passagen als „Werbefilm“ deklariert werden. Ja, „Charité intensiv: Gegen die Zeit“ unterstreicht die Dringlichkeit, dass der gegenwärtige Ausnahmefall der Organspende zum alltäglichen Normalfall werden muss. Aber die Serie macht das nicht deklamatorisch, sondern dokumentarisch.

In so nüchternen wie eindringlichen Bildern, wenn ein Transplantionsteam bald zehn Stunden Nicole die Leber eines unbekannten Spenders einsetzt, wenn Mutter Wilck ihrem zweifelnden Sohn Carsten wieder und wieder versichert, dass sie ihm mit ihrer Spende unbedingt und unwiderruflich die Dialyse ersparen will. Oder das Trio aus Olaf, Jan und Lars, der schon mehr als hundert Tage auf ein Spenderorgan wartet.

Die Serie in vier Teilen mit jeweils 30 Minuten Länge erreicht ihre emotionale Tiefe, ohne sie spektakulär oder spekulativ zu suchen. Wenn der reale Tod ins reale Leben eingreift, braucht es keine Verstärkereffekte, die Dramatik ist greifbar. Gierstorfer/Müller und ihr Team wissen darum, nehmen es zur Richtschnur.

Wer genau hinsieht und zuhört, wird auch erfahren können, was sich um Thema der Organspende alles herumwindet. In den Statements der Intensivmediziner, der Transplantationschirurgen wie des medizinischen Personals wird die Komplexität der Herausforderung nahbar und begreifbar.

Erste Schritte

Nicole, Susanne und Carsten machen ihre ersten Schritte in ein neues Leben, Jan und Olaf bekommen einen lang ersehnten Anruf. Lars wird 144 Tage lange umsonst gewartet haben. Und im Operationssaal werden einer hirntoten Ukrainerin lebensrettende Organe entnommen.

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